Für den Rest des Abends versuchte ich Neel aus dem Weg zu gehen. Wie sich herausstellte, war das nicht gerade schwierig, da ständig Töchter von Adligen oder geschätzten Kaufmännern ein Gespräch mit ihm anfingen oder mit ihm tanzen wollten. Dies ging solang gut, dass ich schon beinahe Spaß hatte, soweit man auf einer Feier mit fast ausschließlich doppelt so alten Menschen Spaß haben konnte. Jedoch wurden wir dann für das Abendmahl auf unsere Plätze gebeten. Selbstverständlich waren die Adligen alle an einem Tisch, die Bürger mit höherem Rang saßen zusammen und an dem letzten prunkvollen Tisch waren die vier Königsfamilien vereint. So auch Neel und ich. Er saß sogar schräg gegenüber von mir, sprach mich aber nicht an. Ich war schon beinahe erstaunt, als er dann meinen Vater ansprach. "Leander, was halten Sie eigentlich von unserem vier Hofe umfassenden Internat für Fortbildung und beruflichen Werdegangs?" Interessiert stellten alle am Tisch ihre Gespräche ein und schauten erwartungsvoll meinen Vater an. So auch wir Kinder. "Nun ja ich halte unsere gemeinsame Institution für sehr erfolgreich. Für alle zukünftigen Berufe werden unsere Kinder viel abwechslungsreicher unterrichtet aufgrund der verschiedenen Herkünfte, Bräuche und des umfangreichen Wissens eines jeden von uns." Dabei blickte er in die Augen aller und jeder stimmte ihm wohlgesonnen mit einem Kopfnicken zu. "Wirklich für alle Werdegänge?" Hinterfragte Neel nach und zog dabei argwöhnisch die Augenbraue hoch. Muker schaute leicht nervös seinen Sohn an und wollte schon dazwischen gehen. "Schon gut Muker. Natürlich Neel. Warum sollte ich das denn sonst sagen?" witzelte mein Vater. "Nun ja ich frage mich nur, warum ihre Töchter nicht in den Genuss kommen das Internat besuchen zu dürfen, obwohl auch sie einen beruflichen Werdegang hinlegen müssen. Und wo wären diese nicht besser aufgehoben als im I.d.v.E.?" Innerlich brannte ich vor Wut über diesen Kerl. Wie konnte er sowas in aller Öffentlichkeit ansprechen. Er wusste nicht in was für Probleme ich geraten würde, da mein Vater mich ja mit Neel hat tanzen sehen. Hektisch blickte ich zu meinem Vater, der mich aber nicht beachtete. Noch nicht. Schnell nahm ich meinen Wein und schluckte ihn herunter. Absolut nicht prinzessinnenhaft, der angewiderte Blick der rothaarigen Prinzessinnen - Zwillinge vom Hofe des Hades bestätigten mir das. Alle an unserem Tisch blieben für einen Moment still, bis Muker das Wort ergriff. "Mein Sohn, es ist jedem selbst überlassen wo er seine Kinder unterrichtet. König Leander hat sicher seine Gründe." Beschwichtigend klopfte er auf den Tisch und alle fingen an sich zu entspannen. "Ja genau Muker, jeder hat seine Gründe und ich sicher die meinen. Ich schätze einfach, dass Prinzessinnen und Prinzen besser auf deren Leben vorbereitet werden, wenn sie Zuhause ganz nah an den politischen Geschehnissen unterrichtet werden." Sicher, die politischen Geschehnisse die hinter verschlossenen Türen gehalten werden und von denen wir nichts mitbekommen. Doch ich wollte nichts erwidern. Da erblickte ich die zusammengezogenen Augenbrauen des Königs vom Hofe Heras. "Mein Sohn sowie die Töchter des Hofes Hades als auch der Sohn des Hofes Zeus werden dort unterrichtet. Möchten Sie damit sagen, dass unsere Kinder nicht genügend fortgebildet werden? Wollen Sie damit sagen meine Nachkommen sind Ihren unterlegen?" Wutentbrannt stand der König Heras auf. Ich kannte meinen Vater genug um in seinen scheinbar gelassenen Blick Besorgnis zu sehen. Er dachte nach, was er als Nächstes sagen sollte. "Nein, Lampert. Das würde ich niemals behaupten. Aber meine Töchter haben sich so entschieden. Und der König vom Hofe Hades wird mir zustimmen wie schwer es ist seinen Töchtern einen Wunsch abzuschlagen." Dieser sah wohlbesonnen zu seinen rothaarigen Teufeln und nickte langsam. Guter Mann, Leander wusste schon immer wie man Menschen umgarnte. "Wenn das so ist," sagte Neel und sah mich an. Sofort wusste ich, dass als Nächstes für mich ein persönlicher Supergau stattfand. "freut es mich zu hören, dass Prinzessin Catherine nach den Sommerferien auch auf das I.d.v.E wechselt!" Alle fingen an zu strahlen der König vom Hofe Hera applaudierte sogar, nur mein Vater war wie versteinert und blickte auf den Tisch. Unglaublich. Sein Zorn spürte ich schon allein durch die Wärme die er neben mir ausstrahlte. Ich sah wieder zu Neel der aufstand, mir zuzwinkerte und mir zuprostete. Ich ergriff mein neugefülltes Weinglas und nahm wieder einige Züge. Mein Hals war trocken und ich wusste nicht was ich sagen sollte. Also starrte ich Neel nur an, wie er mich anstarrte. Dann nahm er einen tiefen Zug, stellte sein geleertes Glas ab und verließ den Saal. Er hatte Recht, ich war ein Feigling.
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"Was hattest du mit diesem jungen Mann für ein Gespräch? Du hast mich bloßgestellt bis auf die Knochen. Wie konntest du es wagen, mich so zuhintergehen." Wutentbrannt schritt mein Vater auf mich zu und verpasste mir eine schallende Ohrfeige. Ich fiel zu Boden. Als wäre es nicht schon genug, dass meine Schwestern, meine Mutter und meine Dienstmagd zusehen mussten, ließ er auch noch am Boden nicht von mir ab. Im Gegenteil er schlug weiter zu. "Es reicht." Rief meine Mutter und zog ihren Mann von ihrer Tochter weg. Doch er schlug auch ihr ins Gesicht. "Halt dich daraus, Weib!" Ich hasste ihn. Ich hasste meinen Vater wie die Pest. Er war eine Bestie und ich konnte nicht verstehen, wie meine Mutter mit ihm ein Bett teilen konnte. "Du wirst auf dieses Internat gehen. Ich erlaube es dir. Doch du wirst ab dem heutigen Tag aus unserer Familie und meinem Hofe verbannt. Offiziell werden wir es erst kurz vor deiner Abreise machen. So etwas wie du, ist es nicht Wert den gleichen Namen des Königs zu tragen." Er ragte sich über mir auf, wie es eine Schlange tat kurz bevor sie zum Angriff über ging. Meine Mutter kreischte auf und flehte Leander an, sich das nochmal zu überlegen. Sie flehte und weinte vor sich hin. Doch ich wusste es besser. Wenn er sich entschieden hatte, gab's kein zurück mehr. Im Innern zerriss ich in zwei Stücke. Einerseits verlor ich meine Mutter, meine Schwester, mein Land das ich so liebte und auch meinen Ruf andererseits war ich frei. Ich hatte die Chance aus diesem Käfig zu entkommen und ich sollte nicht zögern diese zu ergreifen. Auch wenn es in mir brodelte schaute ich neutral zum König des Hofes von Persephones und stand selbstbewusst auf. "Hauptsache weg von dir." spuckte ich ihm vor die Füße. Daraufhin schlug er mich zusammen bis ich bewusstlos wurde. Ich hörte noch das Wimmern meiner Geschwister. Mary und Mutter hielten Lara und Mia Augen und Ohren zu. Und dann wurde alles schwarz.
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Persephone
FantasyCatherine ist eine der drei Töchter des Königs Leander vom Hofe Persephones. Als sie zu Gast aufgrund des alljährlichen Friedensfestes, beim Hofe Zeus ist, lernt sie die königlichen Familien der anderen Hofe Hera, Hades und Zeus kennen. Unter andere...