Kapitel 7

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Weiter nach Essen schauend antwortete ich kurz. "Mein Name ist Cat." Natürlich wusste er als Prinz über den Vorfall an meinem Hof Bescheid. Wieso also nannte er mich in aller Öffentlichkeit so. Bloß gestellt, war ich schon genug. Neel beugte sich zu mir vor und flüsterte in mein Ohr.  "Cat? Gefällt mir Kätzchen." Meine Augen weiteten sich und ich schaute unsicher erst zu Cloe um zu sehen ob sie ihn bemerkt hatte. Mit weit geöffnetem Mund stand sie da und starrte ihn förmlich an. Schnell drehte ich mich um und stieß ihn sanft von mir weg. Schelmisch fing er an zu grinsen und schaute zu mir hinab. "Nenn mich nicht so." Ich schritt an ihm vorbei mit meinem Tablett in der einen Hand und mit der anderen zog ich an Cloe, damit sie sich aus ihrer Starre endlich löste und wir gehen konnten. Sie führte uns an den Tisch, wo auch die anderen saßen. Die Mädchen sahen nicht gerade erfreut darüber aus, dass ich mich zu ihnen gesellte, entgegneten aber nichts. Das war doch schon mal ein Anfang. "Lass mich doch nicht einfach stehen Kätzchen." Bevor ich hätte etwas erwidern können, saß Neel schon neben mir auf der schwarzen Holzbank. Die Gespräche an meinem Tisch stellten sich ein, während Neel die Dreistigkeit hatte, sich von meinen Pommes zu bedienen. Genüsslich fing er an zu essen und lächelte mich dabei an. "Wenn du Hunger hast, kannst du dir dein eigenes Essen holen. Das da unten sind Beine, mit denen kann man sich bewegen." "Ich finde mein Spitzname passt immer besser zu dir." Lächelnd nahm er sich noch eine. Leicht genervt, schaute ich zu meinem Wasserglas und ließ das Wasser nach vorne schießen Richtung Neel. Er blies leicht mit dem Mund, sodass sich eine kleine Flamme gegen meinen Wasserstrahl richtete. Mit einem leisen Zischen löste sich mein Wasser in heißen Dampf auf. "Du kannst Wasser bändigen?  Davon stand nichts in meinem Buch "Die Köngsfamilie Persephone -Ihre Interessen, ihre Charaktere und ihre größten Geheimnisse." Vera blickte erwartungsvoll zu mir. "Welches Buch denn? Mein Können das Wasser zu bändigen wissen noch nicht einmal meine Schwestern. Ich musste es geheim halten, weil es sich nicht für eine Prinzessin gehörte." Argwöhnisch schaute Vera mich wieder an.  "Ach so. Nun ja im Buch stand auch nicht,  dass deine Charakterzüge vermuten ließen eine Verräterin zu werden. Bist du aber. Von daher." Es schmerzte sehr, so etwas vom eigenen Volk zu hören. Cloe legte eine Hand auf meine Schulter und drückte diese. "Du weißt doch überhaupt nicht was vorgefallen ist. Wie kannst du dir dann ein Urteil über sie erlauben?" Überrascht, dass mich Neel verteidigte, wandte ich mich zu ihm. "Es ist in Ordnung Neel. Du weißt schließlich auch nicht die ganze Geschichte.  Außerdem brauche ich niemanden der für mich spricht oder auf mich aufpasst." Der letzte Teil klang etwas zu forsch. Er hob seinem wütenden Blick von Vera ab und richtete ihn auf mich. "Wenn du meinst Prinzessin." Damit verließ er unseren Tisch und setzte sich an einen anderen. Dieser war auf der anderen Seite der Mensa und überfüllt mit Männern und Frauen.  Sobald er den Tisch erreichte wurde er schon von einer dunkelblonden Schönheit umgarnt.  Als sie mich ansah,  wich mein Blick schnell zurück an unseren Tisch. "Das ich für mich selbst reden kann, meine ich Ernst. Und wenn ihr mir eine Chance gebt, alles zu erklären und ihr schwört es niemandem zu erzählen, würde ich mich euch anvertrauen." Fragend sah ich mich um. "Gut, du kannst uns vertrauen,  wenn  uns deine Geschichte überzeugt. Aber wenn es so geheim ist,  sollten wir besser in unser Zimmer gehen." Als wären alle mit Jess Worten einverstanden, nahmen sie zeitgleich ihre Tabletts und stellten sie weg. Danach begaben wir uns in unser Zimmer. Ungewohnt vertraut setzten sich alle vier auf mein Bett. "Erzähl" Cloe konnte ihre Neugierde nicht mehr verstecken.  "Also gut, wie ihr wisst bin ich, war ich die Prinzessin von Persephone. Viele mögen mich für das Leben beneidet haben,  ich war auch dankbar für Speis und Trank oder die Bildung die ich genießen konnte, aber ich hasste das Leben an sich. Ich fühlte mich einsam von Anfang an. Ich wollte leben nur das konnte ich auf dem Schloss nicht. Ich durfte nirgends hin gehen, ich hatte keinen Kontakt zur Außenwelt außer an offiziellen Anlässen. Somit hatte ich keine Freunde außer meine Mägde, meine Schwestern oder unseren Jagdhund. Von Kindesalter an , fing ich an immer mehr zu rebellieren. Trotzdem raus zu gehen.  Mich in politischen Themen zu äußern, heimlich in die Stadt zu den einfachen Bürgern gehen um mit diesen das Kämpfen zu üben. Ich mochte sie. Nach einer Zeit redeten sie normal mit mir wie mit jedem anderen auch. Doch mein Vater gefiel das nicht. Er sah in mir den Fehler seiner perfekten Familie. Seine Politik ist in meinen Augen in so vielen Themen falsch und ich kann nicht verstehen, dass weder meine Mutter noch meine Schwestern ihre Münder nicht öffneten. Wenn er dann mal wieder über mich erbost war, oder einen schlechten Tag hatte, kam er abends in mein Gemach und schlug mich nieder. Er versuchte mich auch mehrfach zu vergewaltigen, jedoch hat er das bis jetzt nicht geschafft, soweit ich weiß. Aber ich denke man merkt es, wenn einem die Jungfräulichkeit genommen wird." Meine Stimme versagte kurz. "Jedenfalls war es fast ein Freudeklang als ich ins Exil geschickt wurde. Da ich nicht mehr unter den Tiraden meines Erzeugers leiden musste. Dennoch gibt es mir keine Ruhe, dass er weiterhin mein Land herrscht,  das Land und die Menschen, die ich liebe. Er ist machtbesessen und wenn er weiter regieren wird," ich holte tief Luft für dem letzten Satz: "wird überall  nurnoch Armut und Krieg herrschen."
Ein paar Sekunden vielleicht sogar Minuten saßen wir alle schweigend da und sagten nichts. Amanda kam mit ihrer roten Uniform zu mir näher gerückt und nahm mich unerwartet in den Arm. "Ich weiß wie es ist wenn man im eigenen Haus diese Qualen erleidet und du würdest es merken wenn dir die Jungfräulichkeit genommen werden würde, glaub mir." Traurig sah sie mich an, bis ich verstand. Ich nahm ihre Hand um ihr zu vermitteln, dass sie nicht alleine sei. "Ich glaube ich spreche für alle, wenn ich dir sage, dass wir dir glauben." Cloe sah in die Runde. Argwöhnisch sah ich zu Vera. Sie bemerkte es. "Ich muss mit mir kämpfen. Ich bin dem König stets treu untergeben und ich dachte er sei ein Guter. Aber der Schein kann ja auch trügen. Ich glaube dir." Sie stand auf, nahm aus ihrem Nachttisch das eben besagte Buch über meine Familie und warf es in den Müll.  Sie schien wirklich ein Fan gewesen zu sein, wenn man das so sagen mag. Ihre Loyalität ist ehrenwert. Dann drehte sie sich um. "Was ist dein Plan? Was willst du machen?"
Überrumpelt von der Frage, zog ich fragend meine Augenbrauen hoch,  bis ich bemerkte, dass mich die anderen ebenfalls erwartend anstarrten. "Du willst doch nicht einfach die Flinte ins Korn werfen?" Vorwurfsvoll stemmte Vera ihre Hände in die Hüften. "Ich dachte du liebst dein Land. Oder war das nur leeres Gerede." Jetzt wurde ich wütend.  Ich sprang auf und stellte mich ihr gegenüber. "Was machst du mich denn jetzt so blöd an? Ich weiß nicht ob ich allein irgendwas in der Richtung bewegen kann. Selbst wenn ihr mir helfen würdet. Wir würden getötet werden noch bevor wir mein Schloss erreichen würden. Oder wir müssten im Kerker verrotten." Müde ließ ich mich wieder auf mein Bett fallen.  "Cat hat Recht Vera, wir können nichts ausrichten. Noch nicht. Wir haben weder die Kraft noch die Möglichkeit irgendetwas auszurichten." Jess stand frustriert auf. "Komm wir zeigen dir den Rest des Internats." Sie führten mich den Flur entlang doch mit meinen Gedanken war ich ganz woanders. Sie hatten Recht, ich konnte nicht einfach rum sitzen und mich mit meinem neuen Leben abfinden.  Ich brauchte einen Plan.

PersephoneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt