Kapitel 9

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Als ich erwachte fühlte ich mich sehr schwach. Mein Zimmer war dunkel. Nur die Zimmertür war einen Spalt geöffnet. Licht drang hinein und ich höre leise Stimmen sprechen. "Hört zu, sie hat soeben ihre Schwester verloren und ihre Mutter schwebt noch in Lebensgefahr. Ihr müsst also behutsam mit ihr umgehen. Wenn es Probleme gibt, ruft mich." 

Carters Worte ließen mich wieder an das denken, was geschehen war und ich spürte unvermittelt den Schmerz in meiner Brust. Meine Schwester Lara ist von mir gegangen. Unsere letzte Begegnung war bei meiner Verbannung aus dem Schloss. Nur weil ich Stärke und keine Angst zeigen wollte, nahm ich sie nicht zum Abschied in den Arm. Ich beachtete sie nicht. Sah sie nicht an. Und nun kann ich das nie wieder. Ich bereute die Zeit, in der ich gelesen hatte oder das Kämpfen übte, anstelle diese mit ihr genutzt zu haben. Schluchzend lag ich im Bett und krampfte mich im Laken fest. Ich weinte. Ich weinte über die wenige Zeit die wir hatten. Weinte über meine Situation. Zaghaft legten sich zwei Hände auf meinen Rücken. "Es tut mir so leid Cat." Cloe setzte sich nieder und streichelte mich behutsam. Vera kniete neben meinem Bett. und sah in mein verheultes Gesicht. "Leider passiert so etwas in unserer Gesellschaft sehr oft. Überall sind Räuber die darauf lauern Beute zu machen. Diese Menschen sind schrecklich." 

Langsam schüttelte ich meinen Kopf. Deren Naivität ärgerte mich. "Es waren keine Räuber die so etwas Grausames meiner Familie antaten." Ich schluchzte auf. "Es war der König selbst!" Tränen rannen meine heißen Wangen hinab. In den Gesichtern der anderen konnte man die gleiche Frage ablesen. Warum? "Er ist gar nicht mein Vater. Mein Vater ist wahrscheinlich irgendwann verstorben und da meine Schwester noch nicht vollmundig war, hat meine Mutter einen Mann geheiratet, der solang regieren sollte. Somit ist er gar nicht der rechtmäßige Erbe des Thrones sondern meine Schwester Lara. Diese wurde umgebracht, weil sie morgen einundzwanzig geworden wäre. Das war also alles durchdacht." Den Schluss brüllte ich. Stille kehrte im Zimmer ein bis Amanda was sagte. "Cat, wie alt bist du?" "Ich bin 20. Er wird mich also auch nicht in Ruhe lassen. Er wird nichts dem Zufall überlassen. Meine Schwester wusste auch nicht, dass er nicht unser Vater ist, dennoch brachte er sie um. Er möchte Sicherheit." Nach diesen Worten quasselten alle wie wild durcheinander. Ich hörte gar nicht zu. Zu sehr war ich damit beschäftigt mir zu überlegen wie ich ihn umbringe. "Hört auf. Mensch Leute, Cat benötigt erst einmal Ruhe nach so einem großen Schock. Ich schlage vor wir gehen jetzt erst mal alle schlafen und überlegen morgen weiter." Cloes Worte waren lieb gemeint, aber ich dachte nicht an Schlaf. Ich dachte nur an Rache. Doch ich blieb ruhig. Alle legten sich ins Bett. Sie trugen alle schon die Schlafanzüge, weshalb ich vermutete, dass es gar nicht mehr so früh war. Im Dunkeln wartete ich ab, dass die Zeit vorüber ging. In der Hoffnung, dass alle schliefen. Nach gefühlt 2 Stunden stand ich leise auf und zog meine schwarze Uniform an. Ich musste hier weg, zurück zum Hof, ihn töten. Das war mein Ziel und es half nicht, einfach zu warten bis er kam. Meine Schnürstiefel zog ich fest über meine enge Uniform. Zunächst begab ich mich hinab in das Untergeschoss zu den Trainingsplätzen. Ich war gerade dabei meine eigentliche Reisetasche mit Messern, Schwertern und Seilen zu füllen, als ich hinter mir ein Geräusch hörte. Schnell sprang ich herum, konnte aber nichts sehen. Mit meiner Hand griff ich den Riemen meiner Tasche und rannte Richtung  Aufzug. Auf einmal schlang sich etwas um mein Fußgelenk, ich schrie auf und fiel hin. Ein Seil war mehrfach um mein Knöchel gewickelt. "Scheiße!" Fluchend löste ich hastig das Seil, als vor mir zwei Beine zum Stehen kamen.  "Kätzchen, was machst du hier mitten in der Nacht?" Neel kniete neben mir nieder und half mir dann hoch. Ich klopfte meine Kleidung ab und tat so, als hätte ich nicht gerade panische Angst gehabt.  "Das Gleiche könnte ich dich auch fragen." Neels schwarzes Haar war leicht verwuschelt, als sei auch er eben erst aufgestanden. "Ich konnte nicht schlafen und wollte ein wenig spazieren doch dann hab ich dich in den Aufzug steigen sehen. Also was hast du tatsächlich hier unten im Dunkeln vor Prinzessin?" Er kam ein Schritt näher und blickte zu mir hinunter. Seine Augen schienen eine Antwort zu suchen. "Ich war auch nur spazieren." Beim vorbei gehen stieß ich meine Schulter gegen Seine, daraufhin lachte er leise. Ich musste auch schmunzeln. "Du hast deine Tasche vergessen." Bevor ich mich umgedreht hatte,  hörte ich wie sich der noch nicht ganz verschlossene Reißverschluss durch das Gewicht immer mehr öffnete.  Bis meine Waffen auf den Boden fielen. "Was zur Hölle..?" Ohne nachzudenken sprang ich Richtung Neel und sammelte alles ein. "Cat was hast du vor?" Neels Oberarme spannten sich an und ich hätte gerne gefühlt ob sie wirklich so steinhart waren, wie sie aussahen. "Nichts!" Ich griff vergebens nach meiner Tasche,  denn der Prinz hob sie über seinen Kopf hoch. "Neel was soll das?" Aufgrund meiner Lage, war ich absolut nicht auf Spielchen ausgelegt und wurde sofort sauer. Doch für ihn schien es auch nicht witzig zu sein. Seine Kiefermuskel spannten sich an und am Hals traten Adern hervor. "Cat ich frage dich nicht noch einmal. Wenn du das vor hast, was ich vermute, bist du töricht." "Was habe ich denn vor Prinz?" Davon überzeugt, dass er meinen Plan nicht wissen kann, stellte ich mich breitbeinig vor ihn, ließ die Waffen fallen und stemmte meine Arme in die Hüften.  "Du willst den König des Hofes Persephone töten." Neel ahmte meine Haltung nach, nur dass er die Arme vor sich verschränkte.  Mir fiel die Kinnlade runter.  Woher konnte er das wissen? Ich habe es niemandem erzählt. Als wäre mein Gesichtsausdruck Bestätigung genug gewesen, redetete er weiter. "Aber das ist nicht die Lösung des Problems. Ich weiß er hat dich verbannt, aber du schienst so unglücklich mit deinem Leben. Wieso möchtest du es nun zurück? Er hat dich geschlagen und ich vermute, dass das nicht das erste Mal war. Aber durch seinen Tod gelangst du nicht zurück zum Reichtum und zu deiner Familie sondern in den Kerker." Wut stieg in mir auf.  Er hatte ja keine Ahnung. Mit meinen Händen stieß ich ihn mehrfach weg. "Meinst du wirklich wegen meines Reichtums würde ich zurück wollen und jemanden umbringen? Dann bist du wohl eher die törichte Person." Wieder stieß ich ihn gegen seine Brust.  Dabei fing Neel meine Hände ab und zog mich an sich. Meine Unterarme ruhten auf seiner Brust. Unsicher sah ich zu ihm hoch? Mit ernsten Blick suchte er Meinen. "Dann klär mich auf." Langsam schüttelte ich meinen Kopf. "Dann werde ich dich sicher nicht gehen lassen." Sein Blick verhärtete sich. Ich zögerte nicht, drehte mich um und bückte mich ruckartig. So bekam ich meine Handgelenke wieder frei. In der Bewegung selbst griff ich nach einem Messer und drehte mich zu ihm um. Meine Waffe hielt ich in Richtung seiner Kehle. Alles war leise, nur mein lautes atmen war zu hören. Neel sah mich ewig an. Er überlegte. "Ich habe dich unterschätzt Kätzchen. Von wem hast du denn das Kämpfen gelernt?" Seine Stimme klang so gelassen, als würde er die scharfe Spitze des Messers nicht auf der Haut spüren. "Von meinem Volk. Ich ging jeden Tag heimlich hin um zu trainieren." Antwortete ich leise. Neel machte einen beeindruckten Gesichtsausdruck. Sein Bein schoss nach vorne und stieß gegen ein Messer. Mein Blick folgte der Bewegung, doch das war mein Fehler. Mit einer geschmeidigen Handbewegung entnahm mir Neel mein Messer.  Während ich mit meinen Händen ihn versuchte zu schlagen, ging er immer mehr auf mich zu. Bei jedem Schritt den er Näher kam,  ging ich zwei zurück. Bis ich an die Wand stieß.  Panisch sah ich mich um, doch es war nichts in derer Nähe, dass ich hätte greifen können. Seine Arme packten mich abermals und drückten mich gegen die Wand. Ich bekam mich keinen Zentimeter mehr von der Wand gelöst. Warum hatte ich ihm denn direkt ein Messer an die Kehle gehalten? Ich Idiot. Jetzt war ich ihm schutzlos ausgeliefert.

PersephoneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt