Dark Sheriff

Der freundliche Donutbäcker

Endlich konnten wir den Bäcker stürmen. Es war ziemlich windig und es regnete. Der Wind drückte die Wassertropfen in mein Gesicht. Meine Haare trieften vor Wasser obwohl ich einen Hut trug. Eigentlich war der Hut so unnötig, der Eindruck im Spiegel aber nicht. Mir gefiel was ich sah. Einige würden sagen, ich sei selbstverliebt. Mir war das aber egal. Hinter mir hörte ich einige aufgeregt reden. Man überfällt ja nicht jeden Tag den Bäcker von nebenan. Um ehrlich zu sein, das war mein erstes mal. Klar bin ich nervös. Wer denn nicht? Laut Gesichtsausdruck der anderen Crewmitglieder ging es ihnen auch nicht besser.

Schnell trat Joe die Tür auf. Vor uns stand ein dicker Mann gefesselt. Ein anderer hielt ihm ein Messer an die Kehle. Ich wusste: Nichts tut mehr weh als gehackter Stahl an der Kehle. Um Fehler zu vermeiden, lies ich den Waffenschmied unserer Crew schießen. Er wurde 3 Mal Stadtmeister im Schießen. Wie erwartet schoss er genau in die Hand des Täters. Als wir genauer hinsahen, bemerkten wir noch einiges mehr. Am Boden lagen zwei Finger. Als wäre das nicht genug, lag am hinteren Sessel noch eine Leiche mit Lederjacke. auf der Jacke stand: Dark Sheriff Boss. Echt jetzt? So unkreativ kann man sein?

Der dicke Mann war seiner Figur nach Donutbäcker oder so. Ihr wisst schon, die Runden Dinger mit einem Loch in der Mitte. An seinen Händen klebte eine Mischung aus Blut und Zucker. Der wird seine Finger nicht mehr abschlecken. Ausgenommen er wäre ein Vampir. Das wollen wir aber nicht hoffen. "Danke dass ihr mich gerettet habt" sagte der Bäcker. "Ewww" schrie der Mann mit dem Messer. Irgendwie tat es mir leid. Andererseits hatte er es verdient. Gemeinsam schleppten wir ihn ins Gefängnis. Der tote "Dark Sheriff Boss" wurde verbrannt. Was soll man den sonst mit ihm machen. Er hatte nichts anderes verdient. Ich finde es bei dem Bastard nicht barbarisch. Ein Bastard ist auch als Toter noch ein Bastard. Dieser Spruch kommt von meiner Wenigkeit.

"Boss wir bekommen Besuch!" rief William der Waffenschmied. Vor uns standen fünf Reiter, allesamt bewaffnet. Die Lage schien hoffnungslos. Es wurden immer mehr. Einer hustete. Man hörte leere Rumflaschen auf den Boden knallen. Noch nie was von Lärmbelästigung gehört? Dieser Begriff ist im Moment sehr angebracht. Wir wussten nicht was wir machen sollten - das machte mir zu schaffen. Wirklich! Sie fesselten die Crew und mich und hängten uns an ihre Pferde. Wie schon erwartet mussten wir den Reitern nachlaufen. Das war echt anstrengend. Eins wusste ich: Egal was die mit uns machen, ich werde schlafen wie ein Kätzchen. Und die schlafen gut. (Zu gut) so erschöpft war ich, denn wir mussten die ganze Nacht gehen. Zu essen gab es nichts. Irgendwie hatte sich unsere Nachricht schnell verbreitet, da es bald im ganzen Land Aufstände gab.

Als wir "Westfield" erreicht hatten, wurden wir in ein prunkvolles Haus geführt. Die Decke bestand aus feinstem Mahagoni mit einigen Details, die Wand aus wundervollen Tapeten. Würde hier nicht der Feind leben, würde ich hier leben. Diese Stadt war verdammt seltsam. Statt einfachen Holzhütten wie bei uns gab es hier wunderschöne Häuser. Bin mir nicht sicher, denke aber diese Gebäude haben was mit dem Gotik-Stil zu tun. Bin halt kein Architekt oder Kunstinteressierter. Um es einfach zu beschreiben: Kunst geht mir am Arsch vorbei. Warum ich vulgäre Begriffe verwende, ist doch klar " So versteht es jeder". Würde ich sagen "Ich neige dazu, die Kunst zu verachten und sie nicht zu würdigen, da sie unter meinem Niveau ist", wäre das wohl sehr seltsam. Immer noch staunte ich über das Haus. Auf der linken Seite war ein gigantischer Turm. Mindestens 100 Meter hoch. Das gesamte " Haus" erinnerte mich an das Rathaus in Wien. In meiner Jugend bin ich viel gereist. Einmal war ich in Europa. Mein Vater war immer dabei. Diese Stadt war halt noch nicht so fortschrittlich wie meine Heimatstadt, dennoch war sie um Welten schöner. Selbst Athene würde vor Staunen der Kiefer runterhängen. Ich meine es ernst. Hier war es trotzdem anders als in Wien. Die Menschen hier sind halt keine Asiaten, die alles kopieren. Sie haben nur den gleichen Stil verwendet.

"Warum habt ihr uns angegriffen?" wollte einer der Reiter wissen. Man verstand ihn wegen der fetten Zigarre im Mund nicht so gut. "Ich meine es ernst" fügte er hinzu. Joe antwortete "Sag ich nicht". Allein deswegen hätte er schon erhängt werden können. Der Mann fragte erneut. " Rache" kam es von hinten. Genau dies wollten sie auch mit uns machen. So einfach war das aber nicht. Wir waren in der Überzahl. Drei weitere Nächte verbrachten wir hier. Sie gaben uns nichts zu essen und zu trinken. Tageslicht gab es nicht. Auf einmal gab es einen lauten Knall. Ich erschrak fürchterlich. Vor uns fiel der Wächter tot auf den Boden. "Jack" hörte ich eine weibliche Stimme. Ich kannte diese Stimme: Es war meine Frau. Sie hatte es irgendwie geschaft mich zu finden und ihre eigene Crew zu bilden. Sie bestand aus doppelt so vielen Menschen als meine. Auch Frauen durften bei ihr kämpfen. Da sie alle Reiter umgelegt hatten, konnten wir uns zusammenschließen und gemeinsam hier wohnen. 10 Männer und Frauen mussten jede Nacht Wache stehen. Eigentlich wollten wir einen Neuanfang machen. Wäre da nicht ...

Wien: Hauptstadt von Österreich
Gotik: Kunststil
Athene: Griechische Göttin der Weisheit

Diesmal ein etwas längeres Kapitel. Bei Fragen stehe ich gern zur Verfügung.
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