Fifteen

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Fucking hell. Ich hatte doch tatsächlich ein Date mit Cole.
Das waren meine ersten Gedanken heute morgen gewesen, als ich um 10Uhr aus meinem Schönheitsschlaf erwacht war.
Manchmal fragte ich mich, ob der überhaupt half, denn ich sah jeden Morgen aus als wäre ich nach 500 Jahren aus einer verschütteten Gruft auferstanden.
So als Fossil ausgegraben worden und dann hatte man mir wieder Fleisch auf die Knochen getan.

Bevor ich jetzt abschweife.
Um 18Uhr würde Cole mich abholen. Er hatte nicht gesagt, was wir machten und auch nicht gesagt, was ich anziehen sollte und auch nicht gesagt, was ich überhaupt tun sollte.
Ich war völlig aufgeschmissen, weil ich alles Mögliche in Betracht zog.
Hose, Kleid, Rock. Ich könnte mich auch einfach in ein Zelt einwickeln.
Das wäre bestimmt sehr sexy und anziehend gewesen.
Sicherlich würde er sich dann stark zu mir hingezogen fühlen.

Apropos Gefühle. Ich war nicht in Cole verliebt. Zumindest noch nicht. Am Ende lief das alles noch ab wie in einem dieser Badboy-Bücher und der Typ hat ne Wette und das Mädchen fällt darauf rein, aber beide lieben sich irgendwie. Bla, bla, bla.
Nicht falsch verstehen, ich liebte Badboy Bücher, aber ich wollte eigentlich nicht in die Rolle des naiven Mädchens schlüpfen und mir mein Herz brechen lassen. Da ich aber nichts für Cole empfand, würde das vorerst kein Problem sein.
Ich wollte einfach auf das Date gehen, um zu schauen, ob da vielleicht mehr war, als Freundschaft.
Da war ja nichts Falsches dran.

Während ich mir darüber Gedanken machte, rutschte ich immer weiter in das Styling Dilemma.
Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und rief Ave an und fragte, ob sie vorbeikommen konnte.
Natürlich stimmte sie zu und war nach wenigen Minuten da. Ihre rosanen Haare waren unordentlich nach oben gesteckt und sie trug einen Jumpsuit in grau.
Wir begrüßten uns mit einer Umarmung.

"Also ein Date mit Cole?"
Ungläubig schaute sie zu mir und ich kramte gerade alles Mögliche aus meinem Schrank, was ich noch anziehen konnte.
"Ja, er hat mich gefragt und man kann es ja mal ausprobieren."
Ich hielt mir ein blaues Top vor den Oberkörper.
Avery schüttelte den Kopf.
"Ich will Details."
Sie griff nach ein paar Teilen.
"Zieh das mal an."
Ave zeigte auf eine hellblaue, zerrissene Jeansshorts und ein aprikotfarbenes eng anliegendes Spitzentop mit Spaghettiträgern und einem V-Ausschnitt.

Ich begann mich umzuziehen und knallte dabei fast auf die Fresse, weil ich mit meinem Fuß in einem der Löcher in der Hose hängenblieb.
"Um Gottes Willen", fluchte ich und blickte dann zu Ave.
Sie starrte mich mit großen Augen an, weil sie sich wahrscheinlich Sorgen machte, dass ich mich schwer verletzte.
"Ich ... hole mal was Essen. Wie ich dich kenne, hast du eh Hunger."
Schon war sie weg. Ich hatte tatsächlich Hunger.
Ich hatte immer Hunger.

Die Outfit Kombi sah ziemlich gut aus. Heiß, aber cool.
Dazu zog ich weiße Vans an, weil sie noch immer nicht dreckig waren und ich mich somit damit sehen lassen konnte, ohne ausgelacht zu werden. Von mir selbst.
Sad Story.
Meine Haare ließ ich offen, aber nahm für den Notfall noch ein Haargummi mit, was ich am Ende des Tages eh verloren haben würde.
Ave und ich schauten noch Serien bis es dann kurz vor 18Uhr war.
Ich verabschiedete mich von meiner Freundin und war ein reines Nervenbündel. Ich wollte endlich wissen, wo wir hingingen. Ich war eindeutig zu neugierig.

Es klingelte und ich öffnete die Türe mit ziemlich viel Schwung.
Cole trug eine dunkle kurze Jeans, die knapp über dem Knie endete und ein weißes Shirt darauf.
Seine braun-blonden Haare perfekt gestylt wie immer.
Ich merkte, dass sein Blick an mir herabglitt.
"Du bist so hübsch, weißt du das?", sagte er verträumt und ich war mir sicher, dass er das eigentlich nicht laut hatte aussprechen wollen.
"Dankesehr, aber du bist auch nicht so hässlich", entgegnete ich.
Coles Augen funkelten.
"Sei ja nicht so frech. Ich hab heute die Kontrolle."
Ich streckte ihm lediglich die Zunge raus.
"Komm, wir müssen los."
"Wohin denn?"
"Lass dich überraschen."

~

Mir stand der Mund auf. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Vor mir befand sich der Eingang zum City Park.
Ich war noch nie darin gewesen. Okay, ich wohnte auch noch nicht so lange hier, aber trotzdem.
Gespannt, was mich erwartete, folgte ich Cole einfach.
"Glaubst du mir, wenn ich sage, dass ich mich früher mal für drei Tage hier versteckt habe?", fragte er und ich schaute ihn entgeistert an.
"Ähm, also ich finde es schockierend, aber tatsächlich traue ich dir das zu", grinste ich.
Cole piekste mich in die Seite und ich sprang quietschend zur Seite.
"Ich wollte Tarzan sein", erklärte er mir dann und ich brach in schallendes Gelächter aus.
"Das ist süß", kommentierte ich als ich mich beruhigt hatte.
Bevor ich noch mehr sagen konnte, erblickte ich schon etwas, was aussah, als wäre es für ein Date vorbereitet worden.

Eine große schwarze Picknikdecke lag versteckt hinter ein paar Bäumen in dem grünen Gras. Darauf ein kleiner Korb, in dem ich Essen vermutete.
"Ist das deine Dateidee?", erkundigte ich mich neugierig.
Cole nickte zögerlich.
"Ist ja mega schön!"
Ich warf mich praktisch auf die Decke und schaute in den noch hellen Himmel, der allerdings wolkenfrei war.

"Also gefällt es dir?"
"Jaaa."
Cole wischte sich imaginären Schweiß von der Stirn und seufzte erleichtert auf.
"Ich habe es der Prinzessin recht gemacht."
Er öffnete den Korb und ein kleines chinesisches Buffett kam zum Vorschein. Alles dampfte noch und ich fragte mich wie, aber der Geruch vom Essen überwältigte mich.
Zusätzlich kramte er aus seinem Rucksack einen Laptop.

"Der perfekte Abend", schwärmte ich vor mich hin, während wir aßen und "Phantastische Tierwesen" guckten.
Eventuell zog Cole mich nach dem Essen auch an sich heran, sodass wir kuschelten. Aber nur ganz eventuell.
Nach dem Film saßen wir einfach nur da und redeten. Über Lehrer und unsere Freunde und Familie. Unsere Hobbies und so weiter. Immer wieder machte er mir zwischendurch Komplimente, was mich einerseits erfreute, aber auch irgendwie verunsicherte. Keine Ahnung, wieso.
Trotzdem, ich genoss diese Unbeschwertheit, die ich bei ihm fühlte. Als würde ich alle meine Gedanken vergessen und seine Worte schützten mich vor ihnen.

Gegen Mitternacht brachte er mich nach Hause.
"Danke, für den tollen Abend", flüsterte ich aus einem unerfindlichen Grund.
"Danke, dass du mir eine Chance gegeben hast."
Cole war sichtlich nervös, denn er spielte die ganze Zeit mit der einen Hand an seinen Fingern herum.
"Dann sehen wir uns spätestens Montag?", fragte ich.
Er nickte und zog mich in eine leichte Umarmung.
Es löste ein so schönes Gefühl in mir aus. Wie, wenn man Glühwein getrunken hatte, durchflutete mich eine angenehme Wärme, die erreichte, dass ich mich geborgen fühlte.
Bevor ich mich löste, küsste ich ihn zaghaft auf die Wange.

Seine Augen weiteten sich, aber er lächelte.
"Bis dann, Irina."
"Bis dann, Cole."

Dieser Abend brauchte eindeutig eine Wiederholung. Oder mehrere.

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