Thirty

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Es war Zeit zum Essen.
Ich hatte mich eigentlich nur an Coles Seite gehängt, der ein paar Leute, also alle, begrüßt hatte.
Dabei hatte ich lediglich gelächelt.
Die Gäste setzten sich an die lange Tafel. Rechts von mir saß Cole und links von mir saß ein kleines Mädchen.
Ihr Name war Hayley und sie war die Cousine von Cole.
Ich hatte noch nie ein niedlicheres Kind gesehen. Hayley war gerade einmal 9 Jahre alt, aber war schon wunderschön.
Sie hatte wie fast die ganze Familie braune Haare. Ihre helle Haut wurde im Gesicht von Sommersprossen verziert. Das schönste waren aber ihre rehbraunen Augen, denen man höchstwahrscheinlich als Mutter rein gar nichts abgeschlagen konnte.

Ich spürte ihren Blick auf mir.
"Wieso kriegt Cole denn eine Prinzessin ab? Er ist doch kein Prinz!", meinte sie und schaute mich dabei fragend an.
Ich musste lachen.
"Natürlich bin ich ein Prinz!", beschwerte sich Cole.
Skeptisch blickte Hayley zu ihrem Cousin.
"Er ist mein Prinz", sagte ich dann und wurde ein wenig rot, weil das wahrscheinlich kitschig des Todes klang.
"Awww", machte mein Freund.
"Ich will auch einen Prinzen!", beschwerte sich die kleine Hayley und verschränkte ihre Arme wütend vor der Brust.
Das sah allerdings eher knuffig als böse aus.
"Kind, du bist zu jung dafür!", mischte sich nun die alte Dame ein, die neben Hayley saß.

Sie war Coles Oma, also die Mutter von Marina.
Und ohne Witz: Wenn ich so alt war, würde ich auch gerne noch so aussehen.
Kaum eine Falte. Ihre braunen Augen strahlten noch so viel Frische aus, so viel Jugend.
Die Haare waren auch noch dunkelbraun, aber ich konnte an den Ansätzen bereits weiß erkennen.
"Margret, das ist Coles Prinzessin, Irina!", stellte Hayley mich begeistert vor, obwohl ich seine Oma ja eben schon getroffen hatte. Zwar nur kurz, aber naja.
"Ich weiß und ich bin wahnsinnig stolz auf meinen Enkel, dass er sich so ein nettes, schönes Mädchen ausgesucht hat", lächelte sie warmherzig.
Sowohl Cole als auch ich wurden ein wenig rot im Gesicht.
Zu viele Komplimente heute.
Das war ich nicht gewohnt, weil ja, wer hätte sie mir schon machen können?
Ha, meine Katze vielleicht.

"Woran denkst du?", fragte Cole und griff nach meiner Hand.
"Romeo."
"Wen? Muss ich mir Sorgen machen?"
In seinen Augen lag ein gewisser Fetzen Angst.
"Romeo ist mein Kater", erklärte ich dann und er seufzte erleichtert.
"Wehe, er bekommt mehr Kuscheleinheiten als ich", mahnte Cole und gab mir einen schnellen Kuss auf den Mund.
Ich schüttelte nur grinsend den Kopf.

Es ertönte ein Räuspern und ein Klirren, also wenn man ein Messer an ein Glas schlägt.
Alle Köpfe drehten sich zum Tischende.
Dort stand nun Coles Vater und räusperte sich.
Er sah echt zu gut aus für 40? Keine Ahnung.
Plötzlich erinnerte ich mich an etwas.

}} "Soll ich ihn nach seiner Nummer fragen?", überlegte Selina laut.
"Aber der ist doch schon bestimmt 23 und somit 7 Jahre älter als wir", sagte ich.
"Ist doch egal. Ich mach es einfach!"
Ihre Sturheit könnte man nicht übertreffen und deswegen ließ ich sie machen, während ich meinen Kuchen aß.
Natürlich beobachtete ich heimlich, wie die beiden in ein Gespräch kamen, aber dann drehte sich meine beste Freundin ruckartig um und formte mit ihren Lippen ein 'Lass uns abhauen'.
Schnell stopfte ich das letzte Stück in meinen Mund und nahm unsere Kaffeebecher mit.
"Was war denn?", erkundigte ich mich, nachdem ich sie hinter der nächsten Ecke gefunden hatte.
"Ich frag so: hi, du bist echt heiß, krieg ich deine Nummer? Und er so: ich fühle mich geschmeichelt, aber du bist zu jung. Dann ich so: ach, die paar Jahre machen nichts aus. Und dann hat er gelacht und meint so er wäre 39. 39!!! Mein Gott, das war peinlich!"
Ich konnte nur lachen und schnell stimmte Selina mit ein.
Wir sollten lernen, besser das Alter von Leuten zu schätzen.{{

In der Zeit, in der ich in Erinnerungen schwelgte, hatte Kilian seine Rede gehalten und nun hielten alle ihre Gläser hoch und stießen an.
"Auf Marina!"
"Auf Marina!", wiederholten alle und dann trank jeder einen kleinen Schluck.
Und dann wurde uns das Essen gebracht.
Jeder Teller war ein kleines Kunstwerk und es war eigentlich zu Schade, dieses zu zerstören, aber es war halt Essen und Essen ließ man auch nicht auf dem Teller kalt werden.
Also aß ich meine Suppe und am Tisch schwiegen beinahe alle, so lecker war das Essen.

Ich hab keine Ahnung, wie lang wir aßen, aber dann begannen wieder die Gespräche und Stimmen und Gelächter hallte durch den Raum.
"Cole, ich bin kurz auf Toilette", teilte ich ihm mit, damit mich keiner vermisste.
"Ich komme mit", sagte er dann.
Mit hochgezogener Augenbraue blickte ich zu ihm.
"Keine Sorge, ich bleibe draußen. Ich zeig dir nur den Weg. Wie ein Gentleman."
"Du und Gentleman. Oh, Gott."
Lachend machten wir uns also auf den Weg.

Cole wartete natürlich brav draußen, bis ich fertig war.
Kennt ihr das, wenn man perfekt aussah am Anfang des Abends und dann nach gefühlt 20 Minuten schon aussieht, als hätte man mit dem Gesicht den Boden geputzt?
So sah ich aus und viel war nicht zu retten gewesen.
Ich verließ das WC.

"Endlich", seufzte Cole und drückte mich mit dem Rücken an die Wand, nur um mich im nächsten Moment stürmisch zu küssen.
Es war nicht einer dieser kurzen Küsse, sondern einer, der immer leidenschaftlicher wurde.
Einer, bei dem sich die Körper immer weiter aneinander drückten und man kaum noch Lift bekam, weil der andere einem den Atem raubte.
Immer wieder trafen unsere Lippen aufeinander und in meinem Bauch schienen Schmetterlinge zu tanzen.

"Wofür war der denn?", hakte ich atemlos nach und blickte in Coles Augen, die vor Verlangen glitzerten.
"Das wollte ich schon den ganzen Abend machen", erklärte er und überwand erneut den Abstand zwischen uns.
Binnen Sekunden übernahmen meine Hormone meinen Körper.
Meine Hand fuhr in Coles Haare und griff sich darin fest, während die andere Hand langsam immer wieder seinen Bauch entlang fuhr. Leider hatte er ein Hemd an, aber trotzdem. Ich wollte für immer so weiter machen.

"Na, sieh mal einer an. Wenn das nicht ein Zufall ist!", ertönte eine dunkle Stimme hinter uns.

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