Prolog: Nightmares

449 15 8
                                    


Wieder überkam es ihn... dieses Gefühl, das er so oft nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte. Er hatte immer gewusst, dass es existierte, doch bisher hatte es sich stets im Hintergrund gehalten.

Nicht so in dieser Nacht.

Jetzt kroch es schwarz über den Boden unter seinem Schlafplatz, richtete sich an den Wänden auf und wuchs langsam, stetig weiter die Wand hinauf, bis es über die Decke auf ihn zuschwappte.

Mit aufgerissenen Augen lag er in der Dunkelheit und sein Körper zitterte, unfähig sich zu bewegen oder gar um Hilfe zu rufen. Sein Atem kam stoßweise, während seine panischen Augen das Schwarz in der Finsternis ausmachten, wie es sich langsam auf ihn herabsenkte, ihn umhüllte. Eine Taubheit stieg in ihm auf, lähmte seinen Körper und seinen Geist.
Sein Mund öffnete sich zu einem Schrei, der jedoch in seiner Kehle erstarb.

Den es nie geben würde.

Das Dunkel tropfte in seinen Mund wie Gift, füllte ihn, erstickte ihn, drang in sein Gehirn ein und tauchte alles in finstere Schwärze...

... Seine nackten Füße trugen ihn durch die leeren Gänge. Der Mond schien durch die hohen Fenster, jedoch erreichte sein Licht nicht den Getriebenen.
Schneller, nur schneller voran!
Das Metall lag schwer in seiner Hand und hatte etwas Hartes, Kaltes, Glattes, das ihn beruhigte. Es war ein Übungsschwert . Wie auch das hier eine Übung war. Ein Test, ob er stark genug war, um sich der Dunkelheit zu stellen und sie sich zu eigen zu machen. Wie sein Großvater vor ihm.

Sein Griff legte sich um die Klinke und drückte sie leise hinunter. Nahezu ohne einen Laut gab die Tür nach und den Blick auf den großen Schlafraum frei. Auch hier warf das weiße Mondlicht Streifen auf einige friedliche Gesichter, die in tiefem Schlummer und Träumen lagen.

Lautlos schloss er die Tür hinter sich, ehe seine Schritte sich dem ersten Bett näherten.
Helles lockiges Haar war das Einzige, was von dem Mädchen unter der Bettdecke hervorlugte. Ihr Kopf war ins Kissen gewühlt und sie umklammerte einen kleinen Stoffhasen, der schon reichlich mitgenommen aussah. Bei Tag sonst so fröhlich, tollpatschig und laut, strahlte Capellas schlafende Silhouette eine Eleganz aus, die ihr selbst vermutlich nie bewusst war.

Er trat ans Bett und sah auf sie herab.

Die Klinge blitzte weiß und silbern...

... ehe sie sich rot färbte... wie eine Blume, die nach dem Winter erblühte.


Diese hier würde es nicht mehr...

Nie wieder...


Ein Schrei ließ ihn herumwirbeln. Navin, einer der Jungen, gerade sieben, war aus dem Schlaf hochgeschreckt und blickte fassungslos und mit weiten Augen zu ihm herüber.

„Warum..."

Der Schrei des Kindes erstickte in seiner Kehle, als er aus dem Bett gerissen und emporgehoben wurde, ehe er wieder und wieder mit dem Kopf gegen die Wand schlug, bis grausames Knacken klang und der kleine Körper zerschunden und leblos am Boden lag.

Schreie und ängstliches Weinen trieben ihn zur Eile, als sich Bett um Bett leerte und Blut seine Kleidung und den Boden tränkte.... Sein Schwert jedoch schrie nach mehr, schrie mit den Stimmen und der Schwärze in ihm nach mehr.... noch mehr....viel mehr...

Der fahle Mond beschien die Spuren von Rot, die er zurückließ, als er den nächsten Raum betrat, die Tür mit Hilfe der Macht eintrat, sodass sie krachend aus den Angeln brach.
Er starrte in panische Augen, als er die zusammengekauerten Schüler und Schülerinnen entdeckte, die sich Schutz suchend aneinander festhielten.

„Master Ben....was...was ist passiert?", fragte ein Junge von vielleicht zwölf Jahren, der ein weinendes Mädchen zu beruhigen versuchte, ehe er beim Anblick des blutigen Schwertes entsetzt verstummte....
Er trennte ihm den Kopf mit einem einzigen Hieb vom Rumpf.
Daraufhin brach das Chaos aus.

Ein Schüler, der sich unter dem Bett versteckt hatte, warf sich ihm von hinten auf den Rücken, doch eine einzige Bewegung schleuderte ihn gegen die Wand und brach ihm das Genick, sodass sein Körper in sich zusammensackte.

Diejenigen, welche versuchten, durch die Tür zu entkommen, hielt er mittels der Macht in eisigem Griff und spürte, wie das Leben aus ihren Körpern gepresst wurde. Diejenigen, die es wagten, sich ihm entgegen zu stellen, nährten den Durst des Schwertes mit ihrem Blut. Er duckte sich geschickt, als ein Deckenbalken krachend barst und zwei Fliehende unter sich begrub. Ungerührt zog er das Schwert aus dem Brustkorb von Yosh, dem Schüler, der nur ein halbes Jahr jünger gewesen war als er selbst. Immer wieder hatten sie sich scherzhaft gemessen, einander geneckt und „Wer ist der bessere Jedi" gespielt.

„Tja, Yosh. Sieht so aus, als hätte ich gewonnen."
Er würde ihm nie wieder eine Antwort geben.

Er atmete schwer, der Geruch von Angst und Tod drückte ihm die Kehle zu, während er über die Trümmer stieg und dem Gang folgte...

Bei jedem Schritt spürte er sein Herz schmerzhaft in seiner Brust schlagen. Seine Finger umklammerten immer noch das Schwert, dessen Klinge im kalten Licht rostrot schimmerte.

Seine Beine trugen ihn vorwärts, der großen Flügeltür entgegen und in die kalte Nacht hinaus...


...

                                                                                              ~*~
Er fuhr hoch, zitternd und in Schweiß gebadet, den lautlosen Schrei noch in der Kehle. Panisch ruckte sein Kopf herum, suchte sich zu orientieren, als seine Hand nach dem Lichtdimmer tastete.
Sein Brustkorb hob und senkte sich, während er keuchend nach Atem rang. Die Laken waren zerwühlt und die Luft im Raum schien ihn nieder zu drücken, ihm die Luft aus den Lungen zu quetschen. Er warf die Decken beiseite, griff nach seiner Robe, um sie sich überzuwerfen und streckte die Hand aus.

Das Lichtschwert löste sich aus der Halterung und flog ihm entgegen, kalt schmiegte sich das Metall beruhigend in seine Handinnenfläche, während seine Schritte in den schweren Stiefeln auf dem blanken Boden widerhallten.

Seine zitternden Finger fanden die Stellen. Der Vakuumierer zischte, als die Maske an ihren Platz glitt. Das kalte Metall und die gewohnte Schwere um seinen Kopf beruhigten ihn jedoch nicht wie sonst, sondern erhöhten den Druck in seinem Inneren um ein Vielfaches. Es brodelte und er spürte, dass er dem Siedepunkt näher war als gewöhnlich. Schnelleren Schrittes jagte er den Gang entlang. Dienstbeflissene Arbeiter, die um diese Uhrzeit unterwegs waren, sprangen aus seinem Weg, den er sich achtlos bahnte.

Als der Gang breiter wurde und er am Schaltpult für den Lift ankam, umklammerte seine Hand den Schaltknüppel, der dem ungewohnten Gegengewicht jedoch nicht lange standhielt. Mit einem knirschenden Geräusch gab er nach und brach, was dieser berühmte letzte Tropfen auf dem brodelnden Fass war.

Mit einem dunklen Laut aktivierte er die blutrot leuchtende Klinge, ließ sie durch die Luft sirren, ehe sie sich kreischend in Metall fraß. Funken stoben und es zischte, als Drähte und Kabel aus ihrer Verankerung gerissen wurden und sich stählerne Balken ächzend bogen. Wieder und wieder hieb er darauf ein, nicht müde werdend, immer weiter dem Zorn in ihm Raum gebend, der nach mehr, mehr und mehr schrie...

„Was Ihr mit Eurem Schiff anstellt, ist Eure Sache, Lord Ren. Aber hier auf der Basis trage ich die Verantwortung und ich würde es vorziehen, wenn Ihr davon abseht, teure militärische Ausrüstung zu zerstören."

General Hux trat aus dem Schatten, die Arme gleichmütig hinter dem Rücken verschränkt. Seine ganze Haltung strahlte Ruhe und Würde aus, nur die zusammengezogenen Brauen verrieten eine leichte Verärgerung. „Falls Ihr nicht in der Lage seid, Euren Zorn in geordnete Bahnen zu lenken, dann wüsste ich eine bessere Alternative als diese hier."


                                                                                                    ~*~              

A Dance of Ice and FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt