Chapter Two: Gentlemen's Agreement

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Die scharfe Stimme schnitt durch den roten Vorhang aus Wut, der seinen Geist umgab.
Mitten in der Bewegung hielt er inne, gefror zu Eis. Seine Brust hob und senkte sich, noch bebend vor unterdrücktem Zorn, er atmete stoßweise, ehe er langsam den Kopf wandte.
Es gab nur einen auf diesem verdammten Eisklotz, der es wagen würde, ihn, den Herrn der Ritter von Ren, in diesem Zustand anzusprechen.

Die Spitze des Eisbergs.

General Hux.

Geschniegelter und gestriegelter Lackaffe in Paradeuniform, der herumstolzierte und Befehle erteilte, als gehöre ihm die ganze verdammte Galaxis. Seine höflichen Phrasen waren nur leere Worte, in die er sich hüllte. Dahinter verbargen sich weder Respekt noch Furcht, welche er ihm, dem persönlichen Schüler des Obersten Anführers, schuldig gewesen wäre.

Jetzt stand er in betont militärischer Haltung vor ihm, wie ein Paradepferd, das nur auf seine Vorführung wartete und dachte wohl, dass dieser Einschüchterungsversuch Früchte tragen würde.

Tja, falsch gedacht!

Hinter der Maske fixierten seine Augen den Eindringling. Er spürte, wie dieser Blick Flügel bekam, sich durch das kalte Metall des Sichtfensters bohrte und sich um den Hals des Generals schloss.

Ein Galgenstrick, der sich langsam zuzog.

Wie passend!

Eine dunkle Freude stieg in ihm empor, wie der Rausch, den er empfand, wenn er über das Schlachtfeld wütete, Gegner um Gegner niederstreckte, das Pulsieren seines Herzens und die Schreie seiner Feinde in den Ohren...

Jetzt...jetzt spürte er es, konnte zusehen, wie die Furcht langsam in das blasse Gesicht hinaufkroch, wie sie die Augen überschwemmte und ihm den Kiefer auseinander zwang, als er begann, nach Luft zu ringen. Gleich würde die Furcht ihren Siedepunkt erreichen und sich in blanke Todesangst wandeln. Er hatte es schon so viele Male erlebt und wurde des Anblicks doch nie müde.

„Das wäre... Verrat!", keuchte der General, und Kylo konnte den eisernen Willen spüren, der die Furcht dahinter niederrang. „Verrat... am Obersten... an der Ersten Ordnung."

Er hielt inne.

Widerstand?!

Das war das Letzte, womit er gerechnet hatte.

Wut... Zorn, dieser schwarze, maßlose Zorn wallte in ihm hoch... und der heiße Wunsch, das Leben aus dieser Kehle hinaus zu pressen.

Dennoch konnte er nicht umhin, dass diese Wendung sogar eine gewisse Faszination ausstrahlte, weit mehr, als es der Anblick eines zu Tode Geängstigten getan hätte.

Schlimmer noch, dieser Bastard hatte Recht. Der Oberste Anführer brauchte ihn noch. Ihn und sein verdammtes Starkiller Projekt.

Kylo Ren lockerte den Griff, konnte fühlen, wie sein Gegenüber den Atem ausstieß und sofort erneut einsog, erleichtert darüber, dass er es noch konnte.

Er straffte sich und richtete sich auf, wobei er den General überragte, sodass dieser würde zu ihm aufblicken müssen. Trotzdem blieb ein fader Nachgeschmack. Schweigend ließ er den Knopf des Lichtschwertes los und die Klinge verblasste.

„Eine weise Entscheidung, Lord Ren." Der General straffte sich ebenfalls und strich sich die Uniform glatt. Eine Weile lang maßen sie einander nur mit Blicken, ehe Hux ausatmete.
„Nun, um wieder auf das ursprüngliche Thema zurückzukommen..."

Kylo Ren machte eine unwirsche Handbewegung. Der Verzerrungsfilter seiner Maske verlieh seiner Stimme etwas Bedrohliches. „Kommen Sie zum Punkt, General Hux. Jeder Andere wäre froh, noch atmen zu dürfen, anstatt weiter hier herum zu stehen und meine Geduld zu strapazieren."

Wie? Wie war das möglich? Woher nahm dieser Mann diese stoische Ruhe? Allein sein Auftreten versetzte ihn in Rage. Dieses kalte, arrogante, überhebliche....

Ein süffisantes Lächeln umspielte die Mundwinkel des kalten Gesichts, als Hux entgegnete: „Ihr solltet mich mittlerweile gut genug kennen, um zu wissen, dass ich nicht jeder Andere bin, Lord Ren. Der Oberste hat mir diese Aufgabe persönlich übertragen und ich gedenke, sie auch persönlich zu Ende zu führen."

Schon wieder ein Punkt für diesen... Würde er ihn töten, wäre Master Snoke ganz und gar nicht begeistert davon.


Er ballte die Hand zur Faust und atmete tief durch, was der Maske eben jenen Klang entlockte, der den Streitkräften für gewöhnlich das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Nicht jedoch Hux.

„Euer hitziges Temperament in allen Ehren, Lord Ren, aber so" - er deutete auf das zerstörte Schaltpult, aus welchem noch Funken stoben und einzelne Kabel glühend herabhingen - „bringt es der Ersten Ordnung mehr Schaden als Nutzen. Und deswegen möchte ich Euch ein Angebot unterbreiten."

Ein Angebot... womöglich eines, das er nicht ablehnen konnte.
Kylo schnaubte verächtlich, was durch den Stimmenverzerrer noch dunkler klang. Was konnte dieser Lackaffe ihm schon bieten? Ihm, dem talentiertesten Schüler des Obersten Anführers Snoke, der personifizierten Perfektion von heller und dunkler Seite, von Sith und....

Er wandte den Kopf ruckartig ab.

Nicht jetzt...

„Fassen Sie sich kurz", hörte er seine eigene Stimme dumpf durch den Filter.

Der General fixierte ihn immer noch vollkommen furchtlos, als er antwortete:
„Wie Ihr wisst, arbeiten wir hier mit den neusten Technologien, um ein erfolgversprechendes Training sowohl für die Offiziere, als auch die Sturmtruppen zusammen zu stellen. Die Kampfsimulationen wurden ursprünglich von meinem Vater entwickelt und von mir weiteroptimiert. Sie fordern ein Höchstmaß an Geschicklichkeit, Konzentration und kämpferischer Fähigkeit, um sie zu bestehen. Ihr könntet..."

„Sie meinen, ich soll mich wie eine Ratte in ihren kleinen Versuchslabor einsperren lassen, um mit Betäubungsstrahlen auf Metalldroiden zu schießen?", unterbrach ihn Kylo ungehalten, seine Stimme bebte leicht und er spürte erneut die schwelende Hitze des Zorns, „Lächerlich!"

„So?", Hux zog lediglich indigniert eine Augenbraue hoch und seine Miene bekam etwas Säuerliches, als habe er in eine endorianische Citrusfrucht gebissen, „Ihr habt es niemals versucht, was also maßt Ihr euch an, zu behaupten..."

„Warum sollte ich mich in den Nachteil begeben, nicht mit der Waffe meiner Wahl zu kämpfen, wenn Sie mich in Ihren albernen Hindernisparcours schicken wollen?", Kylos Stimme barg ein dumpfes Grollen. Sein ganzer Körper vibrierte vor Anspannung. In seinem Inneren rang der Zorn mit dem Wunsch, diesem eingebildeten Mistkerl seine arrogante Überheblichkeit aus dem Leib zu prügeln.

Oder besser noch: Sie ihm Scheibchen für Scheibchen aus dem Leib zu schneiden.

„Ich wette, Ihr würdet in meiner Simulation keine zwanzig Meter durchhalten, ohne auf Eure sogenannte Macht zurückgreifen zu müssen, Lord Ren", schnarrte Hux und schnaubte verächtlich, „wie ein alter Mann auf seine Gehhilfe!" Er wandte sich ab und seine behandschuhte Rechte machte eine abwinkende Bewegung.

„Sie.... wagen ....es..."

Der Griff um die Hand war nicht körperlich, doch der Ruck riss den General herum, sodass er sich Auge in Auge mit der schwarzen Maske wiederfand.
Einen Augenblick lang schien die Zeit langsamer zu verlaufen.

„Für diese Beleidigung verlange ich Genugtuung!", Kylo sprach leise und mit kaum unterdrückter Wut, während er seinen Handschuh abstreifte. Er konnte diesen Mistkerl nicht töten, ohne den Zorn seines Meisters heraufzubeschwören, aber er würde dafür sorgen, dass er seine Worte bereute. Jedes einzelne von ihnen.

Er ließ den Handschuh fallen. Im einstigen Galaktischen Imperium hätte jeder diese Geste sofort verstanden.

Auf General Hux' Lippen lag ein messerdünnes Lächeln, als er ein Knie beugte, um den Handschuh vom Boden aufzuheben. Sein Blick war weiterhin fest auf die Maske geheftet, die seinen Kontrahenten verbarg.

„Ein Duell also?" Hux richtete sich auf und ließ den Handschuh durch seine Finger gleiten, ehe er ihn Kylo Ren zurückgab. „Einverstanden. Und da ich der Herausgeforderte bin, habe ich die Wahl der Waffen."

A Dance of Ice and FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt