Erste Flugkünste

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Levi ging wie angekündigt mit Eren und seinen Männer früh morgens auf Patrouille. Sie mussten sich auf die bevorstehenden Mission vorbereiten und trainieren.

Ich war mal wieder in meinem Zimmer eingeschlossen zurück gelassen worden. Am Fenster stehend beobachtet ich wie die anderen auf ihren  Pferden davon ritten. Ich blieb solange dort stehen bis ich sie nicht mehr so konnte. Sehr gut sie sollten weit genug weg sein, dachte ich grinsend, diesmal hatte ich nämlich nicht vor so brav auf dem Zimmer zu bleiben wie letztes mal. Ich ging zum Schreibtisch und durchsuchte die Schubladen, bis ich einen Brieföffner zum Vorschein brachte. Mhh das könnte funktionieren, überlegte ich und ging damit entschlossen auf die Tür zu. Ich hatte noch nie versucht ein Schloss zu knacken, aber wie schwer konnte das schon sein?

Ich fuchtelte ein wenig im Schlüsselloch rum doch nichts passierte, es verging bestimmt über eine halbe Stunde an Gefluche, Enttäuschung und Geschrei. Irgendwann riss mir der Geduldsfaden, wütend stand ich auf: "Ich hasse dich du blöde Tür" dabei trat ich mit voller Kraft gegen sie und zu meiner Überraschung sprang sie auf. "Sag mal willst du mich verarschen?!" schrie ich die Tür noch ein wenig wütender an. Dann realisierte ich die Lage und ein triumphierendes Grinsen stahl sich auf meine Lippen. Ich war frei!

Ok wo gehe ich als erstes hin? Die oberen Stockwerke kannte ich schon vom putzen, dort war nichts wirklich besonderes gewesen und so entschied ich mich in den Keller zu gehen. Das Gebäude ist so alt irgendwas interessantes werde ich schon finden, dachte ich selbstsicher. Im Keller angekommen wurde ich dann aber vom Gegenteil überzeugt, ich fand einige Putzutensilien, ein wenig Nahrung und ein paar alte Ritterrüstungen die herrumstanden.

"Oi Sir können Sie mir sagen wo ich hier etwas interessantes finden kann?" salutierte ich vor einer der Ritterüstungen. Kichernd schüttelte ich den Kopf, oh man ich bin echt peinlich.

Ich drehte mich um und mein Blick blieb an einigen alten Kisten hängen. Was da wohl drin war? Neugierig öffnete ich eine der Kiste und zum Vorschein kam ein 3DMG, meine Augen fingen an zu leuchten. Es schien eine sehr veraltetes Modell zu sein doch ansonsten war es noch gut erhalten, ich fand keinerlei Rostspuren und es sah auch noch nie benutzt worden aus.

Höchst zufriedenen mit meinem Fund ging ich in den Nebenraum um die Gasflaschen aufzufüllen. Ich dachte nach, ich war mir nicht sicher wann die anderen zurückkamen und wenn Levi mich mit dem Teil erwischt reisst er mir sicher den Kopf ab. Ach egal, ignorierte ich meine eigenen Bedenken, einmal kurz ausprobieren wird schon nicht schaden.

Ich stand inzwischen draußen vor dem Gebäude und war dabei das 3DMG anzulegen. Mhh gar nicht so einfach, nach einer weiteren viertel Stunde war ich dann endlich soweit. Eine unglaubliche Freude überkam mich, als ich das Gewicht der Ausrüstung an meinen Beinen spürte und ich fühlte mich nun richtig wie ein Soldat des Aufklärungstrupps.

So und wie geht das jetzt? Ich spielte ein wenig mit den Knöpfen rum und fand schnell heraus welche was steuerten.

Irgendwann war ich dann soweit, dass ich mir sicher war das System verstanden zu haben. Ich zielte auf die Mauer des Gebäudes und tatsächlich! Der Hacken verankerte sich sicher in der Mauer, ich jauchste auf vor Freude als ich mit wahnsinniger Geschwindigkeit durch die Luft sauste. Momentmal zu schnell, viel zu schnell. Verdammt! Ich raste gerade wegs auf die Mauer zu. Wie hatte ich das nicht bedenken können? Im nächsten Moment machte ich auch schon Bekanntschaft mit der Wand, ich schlug unsanft dagegen und und segelte dann rücklings auf den Boden zu. Unwillkürlich schloss ich die Augen in dem Wissen gleich unsanft auf den Rücken aufzukommen, doch zu meiner Überraschung wurde ich stattdessen von zwei kräftige Armen gepackt.

Ich öffnete vorsichtig erst ein Auge, dann das andere. Levi hielt mich Brautstyle in den Armen und funkelte mich böse an: "Kannst du mir mal erklären was das werden sollte?" fragte er streng und lies mich runter. Ich sah, dass auch die anderen wieder zurück waren. Na super, jetzt hab ich mich auch noch vor allen blamiert, schnell ich starrte verlegen auf den Boden. "Üben wie man am besten gegen eine Wand klatscht?" fuhr er fort.

Ich blickte auf "Und war ich schon gut?" fragte ich ihn sarkastisch und bereute es sofort als ich seinen zornigen Blick sah. "Tch" gab er von sich und holte ein Tuch aus seiner Tasche, er ging auf mich zu und streckte es in Richtung meines Gesichts, verwirrt wich ich nach hinten aus. "Bleib stehen!" befahl er kühl und fügte dann etwas sanfter hinzu "Du blutest am Kopf." Er fing an mir sanft das Blut abzutupfen. Wow dass Levi so sanft sein kann, ging es mir durch den Kopf und betrachtete dabei sein konzentriertes perfektes Gesicht. Dann verzog er die Miene. "Komm mit." kam es von ihm "Das muss vernünftig verarztet werden." schweigend trottete ich ihm hinterher.

Wir schlenderten den Flur entlang auf dem Weg zu meinem Raum. Den ganzen Weg über hielt ich den Kopf gesenkt. Levi hatte einen Todesblick drauf, er musste echt sauer sein.

"Sag mal (v/n)" fing er an "wie bist du eigentlich aus dem Raum raus gekommen?"

Oh verflucht, ich kann ihm doch jetzt nicht sagen, dass ich die Tür eingetreten habe. "Sie haben vergessen abzuschließen"antwortete ich schnell. Mit etwas Glück fiel es ihm ja nicht auf, hoffte ich. Falsch gedacht, dass die Tür eingetreten worden war hätte wohl selbst ein Blinder gesehen. Der Rahmen hing halb raus und der Teil in dem normalerweise der Riegel steckte war komplett zerstört. Innerlich fluchte ich, wieso hatte ich das nicht früher bedacht?

Auch Levi war der Anblick nicht entgangen er hob eine Braue "Soso nicht abgeschlossen also."

"Naja ich ehm..." began ich, doch er unterbrach mich. "Geh schon mal rein" sagte er "ich hole Verbandszeug."


Levis Sicht

Ich ging den Flur entlang und holte den Verbandskasten. Das Balg machte mir wirklich nur Probleme, ging es mir grimmig durch den Kopf. Zurück beim Zimmer angekommen blieb mein Blick nocheinmal am Türrahmen hängen, Kraft hatte sie dass musste ich ihr lassen. Als ich den Raum betrat saß sie bereits auf dem Bett und tupfte sich mit einem nassen Lappen über die blutende Stirn. Ich zog ihr den Lappen aus der Hand: "Gib her ich mach das!" ,wenn sie weiter so darauf rumtupft hört das doch nie auf zu bluten. Vorsichtig säuberte ich ihre Wunde und entfernte die restlichen Blutspuren auf ihrem Gesicht. Dabei wanderte mein Blick immer wieder über ihr Profil die großen (a/f) Augen, das (h/l) (h/f) Haar und die vollen Lippen. Erneut musste ich feststellen wie hübsch sie doch war und ein wenig erinnerte sie mich auch an Isabel. Ihre umgestüme, wilde Art im starken Gegensatz zu ihrem dennoch sehr sanften und liebevollen Charakter. Ich war dabei ihr den Verband anzulegen und der blumige Geruch ihrer Haare stieg mir in die Nase. Etwas unterschied sie schon von Isabel, sie war nicht mehr so kindlich und ihr Blick hatte stehts etwas aufmerksames und realistisches. Überrascht viel mir auf wie viel Sympathie ich eigentlich für sie empfand.

"Woran denke Sie Heichou?" riss sie mich plötzlich aus meinen Gedanken.

"Daran wie man so blöd sein kann gegen eine Wand zu fliegen" log ich. Sie setzte einen Schmollmund auf und guckte mich mit ihren großen (a/f) Augen von unten an. Man sieht sie süß aus wenn sie so guckt dachte ich, verscheuchte den Gedanken dann aber schnell. Was ist denn nur los mit mir?

"Bringen Sie's mir bei?" fragte sie plötzlich.

"Was denn mit dem 3DMG umzugehen?"

Sie nickte begeistert. "Tch ganz bestimmt nicht." grummelte ich nur und wandte mich zu gehen.

"Ich putz auch ihr Zimmer für Sie" abrupt blieb ich stehen und drehte mich wieder zu ihr um. "Für wie lange?" hackte ich nach.

"Eine Woche" verkündete sie stolz.

"Tch einen Monat!"

"Zwei Wochen."

"Drei Wochen."

"Ok drei Wochen." gab sie sich geschlagen.

"Einverstanden morgen um sechs Uhr fangen wir an. Sei pünktlich!"

Sie strahlte "Danke Heichouuuu!" rief sie erfreut und aus irgendeinem Grund gefiel es mir zusehen wie glücklich ich sie damit gemacht hatte.

Weltenwanderer - Levi x LeserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt