NEUN: Nervige Brüder? Nein, danke!

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Der nächste Tag brachte den altbekannten Schulstress mit sich. Eine putzmuntere Evie, die gestern bereits geschlafen hat, als wir in den Schlafsaal kamen, weckt uns auf. Rose und ich hatten gestern noch ein paar Bekannte nach den Ferien begrüßt, was ziemlich lange gedauert hatte. Auch im Zug haben wir Evie leider nicht gesehen. Auf der anderen Seite unseres Schlafsaals höre ich ein lautes Murren. "Du brauchst gar nicht so zu murren, Hailey. Es ist mir egal,  ob du mich magst oder nicht, aber wir müssen jetzt aufstehen und in die Große Halle frühstücken gehen", meckert Evie sie daraufhin an. Ich riskiere einen Blick auf Evie und sehe sie vor Haileys Bett stehen. Die beiden rangeln um Haileys Bettdecke, woraufhin ich in mein Kissen stöhne. Wieso weckst du sie auf, Evie? Du weißt doch genau, dass sie nicht aufsteht, bevor wir aus dem Schlafsaal raus sind. Es ist unnötig mit Hailey zu streiten. Jeder weiß, dass sie eigentlich in Slytherin sein müsste und so benimmt sie sich auch. Wenn sie jemals etwas von sich gibt, dann beklagt sie sich über alles und jeden. Und außerdem meinte sie gleich zu Beginn unseres ersten Jahres, dass sie nur das nötigste mit uns redet und wir auf keinen Fall glauben sollen, dass sie mit uns befreundet sein will.

Taumelnd steige ich auf den kalten Steinboden und krame in meinem Koffer nach meiner Schulkleidung, um sie anzuziehen. Rose ist natürlich wieder als Erstes fertig und wartet auf uns. Fertig angezogen, sitze ich auf meinem Bett und bürste meine Haare. Mit einem Seitenblick zu unserem Schlangenmädchen, sehe ich, dass sie auch ihre Bürste durch ihre glatten, schulterlangen Haare gleiten lässt. Eigentlich sieht sie sogar wie eine typische Slytherin aus: schwarzes Haar, grüne Augen und eine perlweiße Haut, dass man denken könnte, sie sei ein Geist. Aber eins muss ich ihr lassen, ich beneide sie um ihre grünen Augen. Ich wollte immer grüne Augen haben und keine blauen, wie ich sie besitze.

Kurze Zeit später sind auch Lily und Evie endlich fertig. Evie steht zwar immer als Erstes auf, aber ist als Letztes fertig. Wie das sein kann, frag ich mich seit Jahren. Ich schmeiße meine Haarbürste auf das Bett und gehe mit meinen Freundinnen runter in die Große Halle. Wir sind wieder einmal spät dran, sodass sie Halle bereits sehr voll ist, als wir ankommen. Und zu meinem Glück, müssen wir uns zu meinen dämlichen Bruder und seine Freunde setzen. Ich hab echt schon genug von denen. So oft bin ich meinem Bruder nie begegnet, als ich noch zuhause wohnte. Keine Ahnung, was in ihn gefahren ist. Es kann ja nicht nur daran liegen, dass James in Lily verliebt ist, oder?

Wenn man vom Teufel spricht. James nutzt natürlich die Situation aus und flirtet gekonnt mit meiner Freundin. Ich esse still mein Müsli, bis mein kluger Bruder meint, mich ansprechen zu müssen. "Und? Hast du gut geschlafen? Hast du Regulus gesehen? Dem würde ich nur zu gerne eine reinhauen. Was hältst du von dem neuen Verteidigung gegen die dunklen Künste Lehrer?", löchert er mich mit Fragen. Mit einem Blick, der töten könnte, sehe ich meinen Bruder an. Er müsste doch eigentlich wissen, dass man mich nicht vor der ersten Stunde nerven sollte. Das könnte ein böses Ende nehmen. Lachend schlägt er mir auf den Rücken und schielt kurz zu dem Slytherintisch. Ich beachte ihn nicht weiter und esse mein Müsli auf und trinke meinen Kürbissaft aus.

Während wir warten, dass Professor Mc Gonagall mit unseren Stundenplänen daher kommt, spreche ich mit Evie über ihre Ferien. Sie ist mit ihren Eltern und ihrer Schwester fast die ganze Zeit im Ausland herumgereist, sodass ich sie seit Schulschluss nicht mehr gesehen habe. Ich muss echt sagen, dass ich sie bereits vermisst habe, obwohl sie mir manchmal echt auf die Nerven geht. Als Professor Mc Gonagall mit den Stundenplänen kommt und ich erkenne, welches Fach wir jetzt haben, schlage ich meinen Kopf auf den Tisch. Na toll. Zaubertränke mit den Slytherins in der ersten Stunde hat mir gerade noch gefehlt. 

Meinen Freundinnen folgend, schleppe ich mich die Treppen zu unserem Schlafsaal hoch und wir holen unsere Bücher und Taschen. Danach geht es in die kalten Kerker. Wir sind die ersten dort. Hätte ich das früher gewusst, wäre ich in mein Bett zurückgekrochen. Mit Zaubertränke komme ich ja noch klar. Aber Slughorn in der ersten Stunde? Das ist eindeutig gewöhnungsbedürftig. Immer mehr Schüler trudeln vor die Tür des Klassenzimmers ein. Darunter auch immer mehr Slytherins. Dann erkenne ich dunkelbraune, zitronenblonde und pechschwarze Haare auf mich zukommen. Regulus, Narzissa und Bellatrix. Die kommen ja wie gerufen. Regulus dreht sich kurz zu unseren Cousinen und scheint ihnen ewas zu sagen, dass Bellatrix gar nicht gefällt. Die beiden bleiben stehen und Regulus kommt alleine zu mir. "Jodie, ich -", beginnt er, doch ich winke ab. Ich will nicht hören, was er mir zu sagen hat. Er ignoriert mich gekonnt und spricht weiter: "Du weißt genau, dass ich das tun musste. Eigentlich wol-", doch ich höre ihm nicht mehr zu. Sirius kommt angerauscht und tatsächlich freue ich mich darüber. Er wird mir Regulus hoffentlich vom Hals halten. Lily, Rose, Evie und ich gehen in das Klassenzimmer, welches just in diesem Moment von Professor Slughorn geöffnet wird. Bellatrix und stürmt an mir vorbei und raunt mir schadenfreudig "Jetzt kannst du nirgends mehr wohnen. Wie war es auf der Straße zu leben? Oder hast du dich zu den dreckigen Muggel gesellt, zu denen du gehören solltest?" zu. Ich stoße ihr meinen Ellbogen wütend in die Seite und beachte ihr schallendes Gelächter nicht. Meine Schlafsaalgenossinnen, außer Hailey, und ich setzen uns in die erste Reihe, um bereits zu Beginn des Schuljahres einen guten Eindruck zu hinterlassen. Und hinter uns, wer hätte es gedacht, setzten sich Sirius und seine Freunde. Das kann ja ein lustiges Schuljahr werden. Wie lange, will er mir noch hinterher laufen? Wieso müssen Brüder immer so nervig sein? Können mich die zwei nicht einmal in Ruhe lassen? Ich schlage mein Zaubertrankbuch auf, während Slughorn die Anwesenheitsliste überprüft. Bei meinem Namen sage ich kurz "anwesend" und richtige meinen Blick auf Slughorn. Die nächsten zwei Stunden werden ein Horror, so viel ist klar.

JODIE BLACK - die fünfte RumtreiberinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt