Das Fotoshooting

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"Die Gewinner waren Miku und Len!", beendet Amalia ihre Erklärung. Len und ich werfen uns kurz einen Seitenblicke zu, bevor wir knallrot werden und zu Boden schauen. Was macht man denn bei einem Valentinstags-Shooting?

Ich gehe so schnell es geht zum neuen Musikzimmer, um mich etwas abzulenken und auszuruhen. Irgendwie bin ich wegen des Shootings ziemlich nervös.

Das Zimmer ist wunderschön geworden. Durch die von Holz eingerahmten Fenster fällt das schwache, aber sanfte Licht der Wintersonne. Leise gehe ich zu dem weißen Klavier.

Meine Finger liegen eine Weile nur auf den kühlen Tasten und ich genieße die Stille ein bisschen. Dann fange ich an einfach ein paar Akkorde zu spielen. In einer der letzten Ecken meiner Festplatte finde ich noch einen längst vergessenen Text und fange an zu singen:

"kisetsu kurikaesu tabi

  hotsureteku kizuna wo

  tsuyoku, tsuyoku daki shimete

  nakusanu you..."

Ich stoppe mit einem unmelodischen Klimpern, als ich Rin bemerke, die an der Tür steht. "Das klingt echt schön...", sagt sie ein bisschen bedrückt. "Was ist los, Rin?", frage ich besorgt. Sie kommt mit leisen Schritten ebenfalls in das Zimmer und setzt sich  neben mich auf den breiten Klavierhocker. "Wegen dem Fotoshooting...Weißt du,... Len ist für mich sehr wichtig! So was wie meine zweite Hälfe. Ohne ihn ist es irgendwie nicht richtig... zumindest habe ich das Gefühl. So als wären wir eine Einheit, oder zwei Teile, die zueinander gehören..." Ich höre ihr nur stumm zu, da ich nicht weiß, worauf sie hinaus will. "Also, nehm' ihn mir bitte nicht weg! Okay?!" Mit diesen Worten springt sie auf und läuft davon. Ich werde etwas perplex zurückgelassen. Was meint sie damit? Als ob wir jetzt durch ein einziges Shooting ein Pärchen werden! Verwirrt spiele ich weiter auf dem Klavier.

"...kakaeta kotoba no omotasa ni

  ugoke naku natte

  tada atatakana yume ni oboreteta

  kizuke ba kimi wo miushinai..."

Am nächste Morgen wird uns vom Hersteller über eine Video-Nachricht mitgeteilt, dass der nächste Vocaloid bald fertig sein werde und die Herstellung bei weiteren wahrscheinlich etwas schneller gehen werde, da er nun mehrere Assistenten zur Seite gestellt bekommen hat. Natürlich freut uns das alle, denn je mehr, desto lustiger.

Und dann ist es soweit. Stumm sitzen Len und ich in der Limousine, die uns zum Fotoshooting bringt. Es ist noch ziemlich früh am Morgen.

"Ich frag mich, was wir so machen, es soll ja den ganzen Tag dauern...", versuche ich irgendwie eine Konversation anzufangen. "Es wird bestimmt lustig...", antwortet Len mit einem unbeholfenen Lächeln. Seine Wangen sind leicht gerötet.

Wir treffen uns mit dem  Fotografen in seinem Büro. Er begrüßt uns zwar mit einem strahlenden Lächeln, aber etwas hektisch. So schnell es geht erklärt uns der aufgeregte Mann, wie der Tag ablaufen wird. Wir hatten gar keine Zeit bei der Firma vorbei zufahren, weshalb Katie unsere Outfits schon vorher hier abgegeben hatte. Ich verschwinde kurz auf Toilette, um mich umzuziehen.

Katies Design sprüht geradezu vor Romantik. Für die Fotos drinnen soll ich einen Wollpullover mit wunderschönen Mustern tragen. Dazu einen süßen Rock und eine Leggins. Draußen werde ich mir noch einen langen Mantel mit vier Knöpfen und eine Schirmmütze überziehen. Natürlich dürfen die hellbraunen Stiefel nicht fehlen.

Ich komme wieder heraus und schließe die Tür leise hinter mir.Len hat sich mittlerweile auch fertig gemacht und hilft bereits das Set aufzubauen. Er sieht echt anders aus in seiner Kleidung. Normalerweise trägt er nur sein Bühnenoutfit oder sehr schlichte T-shirts und Jeans. Jetzt aber könnte er wirklich aus einem Modemagazin stammen, mit seiner weißen Jacke, die an den Ärmeln  mit Reißverschlüssen verziert ist und der schwarzen Hose, die zu zwei teuren Sneakern reicht. Außerdem trägt er auf einmal unzählige Armbänder am linken Handgelenk.

Vocaloid StoryWhere stories live. Discover now