ein Date

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Angespannt laufe ich vor dem Chefbüro auf und ab. Heute morgen sind Len, Rin und ich zur Firma gefahren. Ich habe es vor Aufregung nicht mehr ausgehalten, also haben mich die beiden hierher begleitet. Vor fast einer ganzen Stunde ist auch Kazuya extra persönlich vorbeigekommen, um unser Angebot zu unterbreiten. Es hängt also alles - sogar die Zukunft der Vocaloids - davon ab, wie der Chef sich entscheidet.
"Komm, beruhig dich", Len nimmt behutsam meine Hand und lächelt mir aufmunternd zu. Leider hilft das überhaupt nicht, sondern lässt mein Herz nur noch höher schlagen. Trotzdem muss auch ich lächeln und wir genießen kurz den Moment, in dem wir uns gegenseitig beistehen. Rin kommt zu uns rüber gelaufen und klammert sich an Lens Arm. "Was machen wir denn nur, wenn er es ablehnt? Ich will nicht von dir getrennt werden!", bricht sie die Stille. "Keine Sorge. Das wird nicht passieren!", versichert Len ihr und nimmt sie kurz in den Arm. Da er meine Hand losgelassen hat, fange ich wieder an nervös hin und her zu gehen.

"Ich wünschte, das wäre alles nicht passiert...", jammert Rin und blickt mich etwas strafend an. Darauf kann ich mich jetzt aber nicht konzentrieren. Plötzlich öffnet sich die Tür und ich mache aufgeregt einen Sprung auf Kazuya zu. "Wie ist es gelaufen?!" Ich kann die Angst in meiner Stimme nicht mehr unterdrücken. Er seufzt nur erschöpft:" Das war mit Abstand das unangenehmste Gespräch, dass ich jemals hatte..." Es läuft mir kalt den Rücken herunter, jedoch verschwinden all meine Sorgen, als Kazuya lächelt:"... aber es scheint ich bin jetzt Firmenbesitzer!"

"Kyaaa!", rufe ich freudig aus und will gerade Len in die Arme fallen, als Rin mir zuvor kommt, weshalb ich einfach wieder zu Kazuya schaue. "Naja, dein Plan geht nur auf, wenn wir die Nachricht ordentlich verbreiten. Glücklicherweise hat sich der alte Firmenchef dazu bereiterklärt eine Pressekonferenz zu organisieren... der richtige Stress beginnt also erst." "Das ist so wundervoll!", ich kann meine Erleichterung nicht anders zum Ausdruck bringen, als nochmal zu schreien.

Schnell schalte ich meinen Compter an und starte einen Video-Chat, um den anderen von dieser guten Nachricht zu erzählen. Es scheint allen eine große Last vom Herzen zu fallen. Rin wird etwas später von Amalia zu sich gerufen, da sie noch etwas über das neue Album besprechen müssen. Kazuya verabschiedet sich auch und fährt mit seinem alten Pick-up wieder in die Werkstatt. Len und ich bleiben alleine zurück.

"Ich bin so froh, dass wir noch eine Chance bekommen...", murmel ich leise. "Ja, ich würde es wahrscheinlich nicht aushalten getrennt von dir zu werden", Len lächelt mich strahlend an, während ich rot werde. Wie kann man nur so süße Sachen sagen?

"Und was machen wir jetzt?", frage ich etwas unsicher. "Naja, ich habe heute und wahrscheinlich auch die nächsten Wochen nichts vor. Wie wäre es denn, wenn wir unser erstes 'richtiges' Date haben?" Ich werde noch roter als vorher:"D-Du meinst, jetzt sofort?" "Nur wenn du möchtest natürlich..." "A-Auf jeden Fall! Keine Frage!", hektisch nicke ich mit dem Kopf.

Etwas später schlendern wir Hand in Hand durch die Stadt. Es ist lange her, dass ich hier war. Alle Geschäfte kommen mir irgendwie neu vor. Nur an eines erinnere ich mich ganz genau. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite kann ich in dem Schaufenster genau dasselbe Kleid erkennen, dass Rin sich gekauft hatte, kurz nachdem sie hergestellt worden war. Ich seufze leise bei dieser Erinnerung.

Len zieht mich an meiner Hand zu einer Bushaltestelle. "Wohin willst du fahren?", frage ich ihn neugierig, aber er schweigt nur und kauft Tickets. Wir setzen uns ganz nach hinten in den Bus und ich lege meinen Kopf auf seine Schulter. Er lächelt zu mir herunter und hält während der ganzen Fahrt meine Hand.

Wir steigen nach einer halben Stunde aus und jetzt sehe ich erst, wohin er wollte: zu einem Zoo!

"Cool, ich war noch nie in einem Zoo!", mit glänzenden Augen betrachte ich den großen Schriftzug. "Ich auch nicht. Ich habe aber im Internet davon gelesen und dachte, dass es dir bestimmt gefallen würde!"

Dankbar falle ich ihm um den Hals. Er denkt immer zuerst an andere und das mag ich furchtbar gern an ihm.

Ganz langsam beginnt der Frühling und auch wenn es noch kalt ist, kann man hier und da schon kleine Blumen entdecken. Glücklich schaue ich mir die kleinen Farbtupfer an.

Plötzlich zupft jemand an meinem Mantel. Erstaunt schaue ich zu einem kleinen Mädchen herunter. "bist du Miku?", fragt sie neugierig. Ich knie mich auf den Boden, um mit ihr auf Augenhöhe zusein und nicke freundlich. Die Augen des Mädchens weiten sich und sie beginnt auf und ab zu springen, bis ihre Mutter sie wegzieht und sich tausend mal entschuldigt. Ich muss ihr erst versichern, dass alles in Ordnung sei, bevor sie dem Mädchen erlaubt ein Foto mit mir zu machen.

Endlich betreten wir den Zoo. Jetzt bin ich es, die sich mit großen Augen umschaut, denn so viele exotische Tiere habe ich noch nie gesehen. Aufgeregt zeige ich auf Tiger, Bären, Flamingos und noch viele mehr. Gerade will ich ich Len zu den Pinguinen ziehen, als er mich zurück hält und auf einen großen See zeigt, um den man herum spazieren kann.

Während wir neben einander hergehen und uns darüber austauschen, welche Tiere wir am besten fanden, höre ich zwei alte Damen hinter uns tuscheln. Das einzige was ich verstehe ist:"Was für ein süßes Pärchen!", was mich sofort rot werden lässt. Stimmt, Len und ich sind jetzt zusammen. Bei diesem Gedanken lächle ich in mich hinein.

Wir setzen uns auf eine Bank und blicken auf den glitzernden See. "Schön hier, oder?",fragt Len mich mit einer sanften Stimme. Ich blicke in seine blauen Augen, die ich noch viel schöner finde, als den See.

Sie kommen immer näher. Ich kann sogar schon seinen warmen Atem auf meinen Lippen spüren, da befällt mich plötzlich Panik und ich springe auf"W-Weißt du, ich glaube, ich will unbedingt noch die Pinguine sehen!"

Er greift meine Hand und zieht mich sanft zurück. "Was ist los, Miku?", verletzt schaut er mich an. "N-Nichts" dieses mal lasse ich mich auf den Kuss ein. Ich schließe meine Augen und spüre seine Lippen auf meinen. Es ist anders als mit Luka. Viel länger und irgendwie intensiver. Je mehr ich mich auf ihn einlasse, desto mehr will einfach nur in diesem Kuss versinken.

Trotzdem lösen wir uns irgendwann voneinander und blicken uns einfach nur schweigend in die Augen. "Wir sollten wohl mal zurück fahren..." sagt Len leise, woraufhin ich nur außer Atem nicke.

Wir steigen wieder in den Bus. Die ganze Fahrt lang schweigen wir nur und genießen die Gegenwart des anderen.

Als wir am Abend am Wohnheim ankommen, erwartet uns schon eine ungeduldige Rin. "Wo wart ihr denn?!" fragt sie mit einem Schmollgesicht. Len erzählt ihr nichts von unserem Ausflug, sondern versichert ihr nur, dass sie auch bald etwas gemeinsam unternehmen werden. Unser Date bleibt wohl erstmal unser Geheimnis. Genauso wie unser Kuss. Ich bin den ganzen weiteren Abend nur am grinsen und schaffe es nicht meine gute Laune zu unterdrücken. Aber bevor irgendjemand nachfragen kann, verschwinde ich schon in meiner Kapsel und denke nochmal über alles was heute passiert ist nach.

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⏰ Last updated: Mar 26, 2017 ⏰

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