Der Lauscher an der Wand...

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Ich starre auf den Eingang von SIP und warte darauf, dass Ana endlich aus dem Gebäude kommt.

Nach allem, was gestern passiert ist, habe ich kein Recht darauf, hier zu sein, allerdings erscheint mir eine Nachricht oder Email zu unzureichend, um das Chaos wieder aufzulösen.

Sie muss wissen, dass sie nicht nur eine Sub war und schon der Umstand, dass sie dies denkt, macht mich wütend. Allerdings habe ich zu wenig mit ihr geredet, meine Gefühle zurückgehalten und nichts getan, um ihr ein Grundvertrauen in mich zu ermöglichen. Das rächt sich jetzt gewaltig und die Wut richtet sich gegen mich.

Allein die Tatsache, dass Leila Ana bedroht hat, ist für mich nur schwer zu verdauen. Ihre Reaktion auf alles ist ein Schlag gewesen, der mich härter getroffen hat, als jemals zuvor ein Rückschlag. Und dass sie die Nacht mit Ethan in ihrem Appartement, verbracht hat, sorgt nicht für meine Beruhigung. Allerdings hatte ich mich selbst in eine unmögliche Position befördert.

Durch mein unseliges Bestreben, Ana von jeder Gefahr fernzuhalten, war ich am Ende mit Leila alleine in der Wohnung. Ich konnte sie nicht zurücklassen, obwohl ich eigentlich zu Ana wollte. Ihr Wohlergehen lag in meiner Verantwortung und sie sah wirklich erbärmlich aus. Dreckig, stinkend und mit einem wirren Blick sah sie mich an, also tat ich das, was ich für sie tun konnte. Ich badete sie und zog ihr frische Kleidung an, während ich mich verfluchte, dass nicht ich Ana in Sicherheit gebracht, sondern Taylor mit ihr die Wohnung verlassen hatte.

Allerdings hatte ich nach dem Nadu-Befehl auch keine andere Wahl, Leila hat schon einen Selbstmordversuch hinter sich und ich wollte keinen weiteren riskieren. Flynn hat angedeutet, dass wir mit so etwas rechnen sollten.

Leila hat komplett teilnahmslos alles über sich ergehen lassen und ich war heilfroh, als Flynn die Wohnung mit einem Pfleger betrat und sie Medikamente bekam.

Als ich jedoch sofort zu Ana geeilt bin, war es zu spät. Ich bekam die schmerzhafteste Abfuhr von einer Frau, die ich einfach nur in die Arme nehmen und beruhigen wollte. Sie ist förmlich vor mir geflüchtet und versteht nicht, dass ich am Ende gar keine Wahl hatte, was Leila betraf.

Es regnet immer stärker und langsam frage ich mich, wie lange sie wohl im Büro bleibt. Sawyer ist ihr heute Morgen gefolgt und ich will mit ihr reden, aber ihr keine Probleme bereiten. SIP kann ich nicht kaufen, was mich ärgert, aber die Klausel über die Verschwiegenheit bezüglich des neuen Besitzers läuft in drei Tagen aus. Dann werden die Karten neu gemischt.

Es ist schon eine Stunde her, dass die meisten Angestellten das Gebäude verlassen haben und ich frage mich, wo sie bleibt. Ich bin eh zornig, dass sie nach dem gestrigen Abend nicht nur arbeiten gegangen ist, sondern jetzt wohl noch offensichtlich Überstunden macht.

Auf einmal öffnet sich die Tür und Ana tritt heraus. Ich bin schon fast dabei die Autotür zu öffnen, als ich sehe, dass sie nicht alleine ist. Sean ist bei ihr! Was macht er bei SIP? Und warum hat er den Arm um meine Frau gelegt? Erstarrt sehe ich, wie er sie fürsorglich an sich zieht und sie sich offensichtlich nicht gegen diese Umarmung wehrt. Dann führt er sie über die Straße, in eine Bar namens Facettes.

Ein Teil von mir will nicht glauben, was sich da direkt vor meinen Augen abgespielt hat, ein anderer Teil ist zutiefst betroffen. Wie in Trance öffne ich die Autotür, schlage meinen Mantelkragen hoch und gehe ebenfalls auf die Bar zu, in der mein größter Konkurrent mit der Frau verschwunden ist, die mir gehört.

Als ich die Tür öffne, kann ich sehen, wie dieses Arschloch Ana in eine Nische bugsiert und dann zum Tresen geht. Die Nischen sind durch die hohen Holzbänke voneinander getrennt und die Nische davor ist noch frei. Ich ziehe den Kopf ein und nehme dort Platz, froh, dass Sean mit seiner Bestellung beschäftigt ist. Ich bin nur Zentimeter von Ana entfernt und hoffe, ich erfahre, was hier los ist.

50 Shades of RegulationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt