»1«|Bitte nicht

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Ich wachte auf, weil meine Mutter die Tür meines Zimmers öffnete. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass es gerade einmal 19:27 war. Ich hatte nicht länger als eine halbe Stunde geschlafen.

"Eunji, zeig mal deinen Koffer her", sagte sie und öffnete den Koffer, der vor meinem Bett auf dem Boden lag. Ich riss die Augen weit auf, als ich sah, was sich darin befand. Da waren nicht meine Sachen, und das war auch nicht mein Koffer. Ich stand auf, um auf das Schild mit dem Namen zu schauen. Huang Renjun. Wer war das denn jetzt wieder?

"Eunji, hier hat gerade jemand angerufen. Sie haben deinen Koffer am Flughafen gefunden. Du hast ihn mit jemandem vertauscht." Sie wies auf das Schild und zeigte dann zum Fenster hinaus. "Wir müssen zum Flughafen und die Koffer zurück tauschen", sagte sie und stand auf.

Ohne ein weiteres Wort schloss ich den Koffer wieder und zog ihn hinter mir her zum Fahrstuhl. Hoffentlich hatten die am Flughafen nicht meine ganzen Sachen durchwühlt.

Huang Renjun, das klang nicht koreanisch. Eher chinesisch. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Was wenn so ein alter perverser Mann meine ganze Unterwäsche durchwühlt hatte?

Meine Mutter lud den Koffer ins Auto und ich setzte mich hinein, nur um zu bemerken, dass ich meine Kopfhörer vergessen hatte. Ich verdrehte die Augen und verschränkte meine Arme vor der Brust. Warum musste ich so schrecklich vergesslich sein? Erst meinen Koffer vertauschen und dann auch noch die Kopfhörer vergessen!

Meine Mutter startete das Auto und fuhr los. Alles war still, bis ich das Radio anstellte und meinen Kopf gegen die kalte Scheibe legte. Kurz zuckte ich vor der Kälte zusammen, schloss dann aber die Augen und wartete, bis das Auto wieder zum stehen kam.

"Wir sind da", sagte meine Mutter und wir stiegen aus. Ich fühlte mich wie ein Häufchen Elend und tappte müde hinter meiner Mutter her. Wir betraten der Flughafen und meine Mutter führte mich zur Kofferkontrolle. Es waren nicht wenige Menschen, die anscheinend ihre Koffer vertauscht hatten. Also war ich nicht die einzige tollpatschige Person in Seoul. Wow!

Plötzlich wurde ich von einem Security Mitarbeiter angesprochen und zuckte vor Schreck zusammen. "Hallo...ehm. Keine Angst. Bist du Lee Eunji?", fragte er und schenkte mir ein Lächeln. Ich nickte verunsichert und er wendete sich an meine Mutter. Dann wurden wir in einen kleinen Raum gebracht. Auf einem Tisch lag mein Koffer. Geschlossen.

Erleichtert atmete ich aus und schaute zu der Person, die an der Wand hinter dem Tisch stand. Er war ungefähr in meinem Alter und sah auch noch echt gut aus. Ich fasse zusammen: Ich habe meinen Koffer mit einem extrem gutaussehenden Jungen in meinem Alter vertauscht. Glück im Unglück!

Ich stellte mich neben ihn und er  lächelte mich an. "Hey, ich bin Renjun", begrüßte er mich. Er war verdammt süß! "Ich bin Eunji", lächelte ich,"ehm...bist du ganz allein hier?" Renjun nickte. "Ich bin von China hierher gekommen, um auf die SOPA zu gehen. Meine Eltern wollen, dass ich eine gute Ausbildung bekomme", antwortete er dann und ich nickte verständnisvoll.

"Vielleicht sehen wir uns ja mal. Ich geh auch auf die SOPA", sagte ich und wendete meinen Blick von meinem Koffer ab, um ihn anzuschauen. Er riss lächelnd die Augen auf. Dieses Lächeln...warum kam es mir so bekannt vor?

"Das wäre schön! Aber bis dahin... Ich meine, kann ich deine Nummer haben?", fragte er etwas schüchtern. Ich musste lächeln und zog mein Handy aus meiner Hosentasche. Er holte sein Handy ebenfalls raus und ich gab ihm meine Nummer.

Verträumt schaute ich in seine wunderschönen Augen und merkte gar nicht, wie meine Mutter mich ansprach. "Hallo! Erde an Eunji!", sagte sie dann etwas lauter und ich zuckte zusammen. "Huh? Was ist denn?", fragte ich und Renjun kicherte.

"Wir haben alles geklärt. Nimm deinen Koffer und dann können wir gehen", erklärte sie. Ich ging in die Mitte des Raumes und zog meinen Koffer vom Tisch. "D-danke dass du angerufen hast Renjun. Bye", stotterte ich und wurde von meiner Mutter nach draußen gezogen.

Traumatisiert stieg ich wieder ins Auto und dachte über die ganze Sache nach. Renjun war echt niedlich gewesen. Aber irgendwo hatte ich ihn schon mal gesehen, und zwar außerhalb des Flughafens, da war ich mir sicher. Generell kam mir hier alles extrem bekannt vor. Bekannt auf eine gruselige Weise. Ich war noch nie in Seoul gewesen, also konnte und durfte es mir eigentlich nicht so bekannt vorkommen.

Das Auto hielt vor unserem Wohnblock und wir nahmen den Fahrstuhl zurück in den elften Stock. Meine Mutter schloss die Tür unserer Wohnung auf und ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, verzog ich mich in mein Zimmer. Ich öffnete meinen Koffer und begann, meine Kleidung in den großen Schrank einzusortieren. Nach kurzer Zeit war ich aber wieder so müde geworden, dass ich das abbrach.

Gähnend fiel ich in mein Bett. Mein Kopf schmerzte und ich kniff die Augen zusammen. Wieder dachte ich an Renjun. Er hatte mich so komisch angesehen. Als würde er mich schon viele Jahre kennen. Ich schüttelte den Kopf, um diese unmöglichen Ideen loszuwerden, die sich in meinem Inneren breit machten.

Gleichzeitig wurde ich wieder so unglaublich müde und schloss die Augen. Ich versuchte, alle Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen, um einzuschlafen, was aber gar nichts brachte, da ich sowieso wieder an Renjun denken musste. Es war schrecklich, so müde zu sein, aber nicht einschlafen zu können. Irgendwann schaffte ich es dann doch. Auch wenn es ein unruhiger Schlaf war.

***
Ja ich weiß! Ich wollte erst meine andere FF zu Ende schreiben. Uuups😂

Danke für die Ideen und neue Motivation --Miyu-- ❤ω❤

it's only you; RenjunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt