8 | Der Imperiofluch ✔️

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Die Zeit verging kriechend, so kam es mir jedenfalls vor. Der Unterricht war recht zäh, offenbar waren sogar die Lehrer aufgeregt, immerhin bedeutete das Trimagische Turnier für sie nicht eine Menge Spaß, sondern eine Menge zusätzliche Arbeit. Dementsprechend waren sie alle gereizt, schlecht drauf und ihr Unterricht war schleppend.
Alle, bis auf Professor Moody.
Dieser zog seinen Unterricht nach wie vor eiskalt durch und er war alles andere als schleppend. Leicht reizbar war wer jedoch schon, doch ich bezweifelte stark, dass das etwas mit dem Turnier zutun hatte, er war wahrscheinlich einfach so.
Heute waren, wie immer in letzter Zeit, die unverzeihlichen Flüche dran, nicht alle waren davon begeistert, die meisten, allen voran Granger, behaupteten, dass es verboten war die Flüche schon in der vierten Klasse zu unterrichten und seine Methode stieß auf harte Kritik, die ich bis heute nur teilweise verstanden hatte. Wie gesagt, bis heute.
Er hatte uns letzte Stunde angekündigt, dass er heute den Imperiofluch an uns austesten wollte, um uns zu demonstrieren, wie schwach der menschliche Wille war. Er sagte, dass im letzten Krieg gegen Voldemort, viele seiner Anhänger hinterher sagten, sie hätten unter dem Fluch gehandelt. Ich hätte nicht erwartet das Professor Moody das tatsächlich durchziehen würde, doch da hatte ich mich gewaltig geirrt, denn er hatte vor, seinen Plan in die Tat umzusetzen.
Draco sah mich verärgert an.
„Wenn mein Vater das wüsste ..." Ich seufzte, sein berühmter Satz, wenn seine ach so toller, mächtiger Vater, Lucius Malfoy davon erfahren würde ... Dann würde vermutlich rein gar nichts passieren.
„Tut er aber nicht, also versuche einfach irgendwie ihm zu widerstehen, okay?" Ich hatte keine Lust auf sein Gejammer. Verdrieslich nickte er und wir warteten in der langen Schlange. Irgendwo hinter mir konnte ich die Stimme von Miss Eichhörnchen Granger hören, die sich lauthals darüber beschwerte, dass Professor Moody seine Schüler mit Flüchen belegte, die anderen eine Reise ohne Wiederkehr noch Askaban einbrockten.
Aber sie wurde nicht beachtet, innerlich flichtete ich ihr bei, es war absolut wahnsinnig was dieser Mann vor hatte, doch ich hielt die Klappe, so wie alle anderen und das war vermutlich der Fehler.
Ich spannte mich unmerklich an, nicht nur die Tatsache das ich nur noch drei vor mir hatte brachte mich dazu: Mein Bruder stand da irgendwo hinter mir und würde mir gleich dabei zu sehen, wie ich die verrücktesten Dinge tat. Und das störte mich aus irgendeinem Grund mehr als alles andere an dieser Situation. Immer wurde ich mit ihm verglichen und das fiel ihnen jetzt sogar noch leichter, wo wir hier quasi nacheinander dasselbe taten.
Zwei vor mir.
Draco rückte näher, er stand hinter mir, ich roch sein Shampoo. Pfefferminz und Eukalyptus.
„Schaffst du das?" Die Frage überraschte mich.
Ich drehte mich zu ihm um und zog eine Augenbraue hoch.
„Natürlich."
Er seufzte.
„Weißt du, ich bin dein bester Freund, es wäre okay, einfach mal zu sagen, dass du Angst hast, es dir schlecht geht oder du nicht mehr kannst. Ich würde dich niemals als schwach bezeichnen, dass weißt du doch, oder?"
Ich konnte nichts mehr sagen, denn eine tiefe Stimme brummte: „Miss Potter? Wenn ich bitten darf."
Ich schluckte, mein Puls stieg augenblicklich und ich richtete meinen Blick nach vorne.
Vor mir war eine freie Fläche, wir hatten die Tische an die Seiten gerückt. Schnell trat ich etwas vor und sah Moody erwartungsvoll an, dass Getuschel hinter mir wurde plötzlich lauter, sie alle wollten wissen ob ich diesen Fluch besiegen konnte. Ich wusste es, ich hatte es in jeder praktischen Prüfung der letzten Jahre gewusst: Sie dachten alle ich sei schwach. Ich atmete tief durch.
Ich bin nicht schwach! Schrie mich mein Unterbewusstsein an.
„Imperio!"
Alle Sinne stellten sich langsam ab.
Ganz so, als hätte jemand die Kabel gekappt.
Ein leises Gefühl von Glück und Zufriedenheit breitete sich in mir aus, als plötzlich Moodys Stimme in meinem Kopf auftauchte, die mir sagte, ich solle einen Handstand machen. Kurz dachte ich darüber nach, dass ich das früher im Sportunterricht nie konnte, wieso sollte ich es jetzt plötzlich hinkriegen? Doch das war nicht von Bedeutung, denn wie von einer unsichtbaren Macht geführt, bewegte ich mich.
Ich machte einen geschmeidigen Schritt nach hinten und streckte meine Hände in die Luft und wollte grade Schwung holen, als ich mich fragte was es mir bringen würde, hier vor der ganzen Klasse einen Handstand zu machen.
Bist du nun völlig verrückt? Fragte mich eine andere Stimme, eine die lauter war als die von Moody.
„Mach' einen Handstand, sofort!" Sagte Moodys Stimme nun eine Spur bestimmter.
Langsam, leicht gequält, senkte ich meine Arme wieder und schüttelte mit großer Überwindung den Kopf.
„Mach' einen Handstand!" Die Stimme wurde langsam unfreundlich und das gefiel mir gar nicht.
Noch ein Kopfschütteln.
Nein, lieber nicht ...
„Worauf wartest du? Mach' einen Handstand!"
Ich blinzelte und plötzlich fiel das taube Gefühl von mir ab und ich sah meinen Lehrer bestimmt an. „Nein."
Kurz starrte er mich entsetzt an, dann fing er sich wieder und begann zu klatschen.
Es klang gespenstisch in dem mittlerweile totenstillen Raum, keiner meiner Mitschüler sagte noch ein Wort.
Moody hörte nicht auf zu klatschen, nach einer Zeit begann er sogar etwas zu lachen. Jedenfalls glaubte ich, dass es ein Lachen war, es klang eher so als würde er ersticken.
„Sieh' mal an! Die kleine Miss Potter hat als erste von Ihnen den Imperiofluch besiegt!" Er lachte immer weiter, ein breites Grinsen zog sich über dein Gesicht und es sah aus wie eine fürchterliche Wunde. Keiner außer ihm klatschte, alle sahen mich düster an, sogar Draco schien nicht zu glauben was er grade gesehen hatte. Und obwohl ich wusste, dass es eine unglaubliche Leistung war dem Imperiofluch zu trotzen, empfand ich an diesem Nachmittag keinerlei Genugtuung, ich fühlte mich einfach nur leer und starrte reglos auf den staubigen Boden.

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Nachdem ich den Fluch überlistet hatte, wurde ich auf den Gängen noch schräger angeschaut.
„Also, wie hast du das mit dem Fluch gemacht?" Hörte ich eine mir vertraute Stimme neben mir. Es war Pansy.
„Verschwinde, Parkinson!" Fauchte Draco, der auf meiner linken Seite lief, er war seit der letzten Stunde gereizt und ich fragte mich wieso. Vielleicht weil ich es geschafft hatte, er aber nicht? Er hatte auf den Befehl von Moody hin ein Rad geschlagen und war dann auf dem Boden eingeschlafen, zusammengerollt wie eine Katze.
„Ach Draco ..." Seufzte Pansy und warf ihm einen verträumten Blick zu, ich verdrehte die Augen. Dann wandte sie sich wieder mir zu.
„Sag's mir! Ich will es auch können, hast du gesehen wie begeistert dieser Moody war? Du hast für die Stunde bestimmt ein Ohnegleichen gekriegt!"
Ich warf ihr einen abschätzigen Blick zu. „Selbst wenn ich wüsste, wie ich das geschafft habe, würde ich es dir nicht sagen, klar?"
Mit diesen Worten bog ich in die Bibliothek ab, Draco lief wie verabredet weiter, wir würden uns beim Abendessen wieder sehen.
Pansy war stehen geblieben, die Schülermasse schob sich lärmend an ihr vorbei und drohte sie zu Boden zu reißen, doch das hielt sie nicht ab, sie rief nach mir und sprang auf und ab um mich nicht aus den Augen zu verlieren.
„Hey! Potter!" Schrie sie mir mit fassungslosem Gesicht hinterher, aber ich ließ sie stehen und tauchte in der Welt der Bücher ab.

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Ich suchte nichts bestimmtes als ich durch die Reihen lief, die Hand an den Buchrücken entlang gleitend. Ich wollte einfach nur allein sein. All die Ereignisse in letzter Zeit machten mir zu schaffen. Die Weltmeisterschaft, die Streits mit Harry und Pansy.
Meine eigene, persönliche Veränderung, das Turnier und irgendwie hatte mir auch der Fluch heute ganz schön zu zugesetzt.
Nach einer Zeit setzte ich mich einfach in einen Sessel und starrte aus dem Fenster.
An der Scheibe aus Buntglas perlten Regentropfen ab, die Bäume des verbotenen Waldes wiegten sich in einem aufkommenden Sturm, der bunte Blätter in kleinen Wirbeln durch die feuchte Herbstluft fegte.
Durch die dicken Mauern des Schlosses und die, im Vergleich dazu allerdings dünne Scheibe, konnte man das gewaltige Rauschen der sich bewegenden Luftmassen hören.
Ich schloss meine Augen und lauschte der Natur beim Atmen.

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Helloooo,

Schön das ich euch wieder hier Lesen darf, auch wenn es Ewigkeiten her ist, was mir echt, echt leid tut.

Ich hatte, wie in letzter irgendwie ständig und bei jedem Buch, eine Schreibblockade, die ich zumindest bei diesem Buch hier, hoffentlich überwunden habe.
Ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen, ich habe echt lange dafür gebraucht😐

Ich würde mich zu Tode über ein paar Kommentare freuen! :)

Ich verspreche euch, dass ich ab jetzt versuche wöchentlich zu posten, aber bitte seid nicht allzu böse, wenn es nicht klappt.
(Bin nächste Woche ohne Internet im Urlaub, da scheitert es schon xD)

Joa, nochmals danke für Lesen :)

Bye, bye!
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Dunkle Seele |HP FF|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt