2 | Du bist Zuhause ✔️

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Zwischen Slytherins gequetscht, saß ich neben Draco in einer Kutsche, gezogen von den unsichtbaren Testralen.
Seine Schulter drückte fest an meine, ich wurde gegen die Kutschwand gepresst.
Er sah zu mir rüber, er sah müde aus, das konnte ich sogar im Halbdunkel der Kutsche erkennen.
„Sorry ..." Sagte er leise und versuchte mir etwas mehr Platz zu machen, was praktisch unmöglich war.
„Schon gut." Flüsterte ich, die Luft die durchs offene Kutschenfenster hereinströmte war kühl und frisch, sie roch nach Herbst und nasser Erde, eine willkommene Abwechslung zu dem ekelhaften Parfüm in dem Pansy Parkinson offenbar gebadet hatte.
Pansy, mir gegenüber, sah uns schief an. Ich hatte sie nie wirklich leiden können, sicher, sie hatte auch ihre guten Seiten, hin und wieder plauderten wir wie beste Freundinnen, doch das war eher selten. Meistens nervte sie mich einfach nur und sie war neidisch darauf, dass ich so eng mit Draco befreundet war.
„Alles okay, bei euch beiden?" Fragte sie jetzt, ihre dunklen Haare glänzten im Mondlicht, eigentlich war sie ganz hübsch, sie hatte sich seit letztem Jahr verändert, irgendwie wirkte sie erwachsener, jedenfalls von ihrem Aussehen her.
Wir nickten gleichzeitig.
Sie zog eine Augenbraue hoch, sagte jedoch nichts weiter und dachte sich ihren Teil, was vermutlich auch besser so war.

Als wir in der großen Halle saßen, begann es draußen zu regnen. Über die verzauberte Decke zuckten Blitze, Donner grollte.
Slytherin hatte dieses Jahr wirklich wenige Neuzugänge, in den Köpfen der Gesellschaft, hatte sich wohl der Gedanke breit gemacht, Slytherin sei in dieser Zeit noch dunkler, als es ohnehin schon war.
In letzter Zeit passierte soviel, die Weltmeisterschaft, das dunkle Mal am Himmel ... All die niedergebrannten Zelte.
Es lag etwas in der Luft, etwas das mir Kopfschmerzen bereitete.
Als die neuen Erstklässler Platz genommen hatten, erschien das Festmahl auf den langen Tischen.
Ich hatte, was wirklich untypisch für mich war, kaum Hunger. Halbherzig tat ich mir ein bisschen vom Roastbeef, ein paar Rosmarinkartoffeln und Sour Cream auf.
„Was ist denn mit dir los? Du liebst das Festmahl." Fragte Draco, da war er schon wieder, dieser besorgte Blick, ich wandte mich ab und starrte auf die andere Seite der Halle an die Wand.
„Ich habe keinen Hunger." Das klang weniger überzeugend als ich gehofft hatte, doch es war die Wahrheit, um ganz ehrlich zu sein, hatte ich das Gefühl alles wieder hoch würgen zu müssen, würde ich jetzt was essen. Irgendwas lag mir schwer im Magen wie ein Stein.
„Das ich das zu meinen Lebtagen nochmal von dir hören darf, hätte ich jetzt aber auch nicht erwartet." Draco sah mich grinsend an und nahm einen ordentlichen Schluck Kürbissaft, an dem er sich verschluckte und halb daran erstickte. Genervt verdrehte ich die Augen.
Nachdem er fertig mit Ersticken war sah ich wieder woanders hin, ich wollte nicht hier sein, es waren viel zu viele Menschen in dieser Halle und ich wollte meine Ruhe, ich fühlte mich so unfassbar müde. Vielleicht würde etwas Schlaf den Stein in meinem Magen ja wieder verschwinden lassen.
„Gott, das Gespräch mit Potter kann dir doch gar nicht so schwer im Magen liegen, dass du jetzt kaum was isst." Draco selbst schlang das Essen gerade zu herunter, ganz so als ob er Angst hatte, ich könnte plötzlich doch hungrig werden und ihm das Steak vom Teller klauen.
„Ich glaube nicht, das es etwas mit dem Gespräch zu tun hat." Murmelte ich abwesend und suchte den Raum ab, fand jedoch nichts Ungewöhnliches. Vorhin war ich noch so begeistert von allem gewesen was Draco mir über das Turnier erzählte, doch jetzt war ich mir nicht mehr sicher ob ich das so toll fand. Ich konnte mir nicht erklären weshalb, aber so etwas wie eine böse Vorahnung machte sich in mir breit, irgendetwas würde ganz gewaltig schief laufen.
„Womit dann?" Er sah mich über den Rand seines Kelchs skeptisch an und kurz überlegte ich ihm meine Besorgnis mitzuteilen, doch das war vermutlich eh Schwachsinn, als zuckte ich mit den Schultern.
„Woher soll ich das wissen?"
Er zuckte ebenfalls mit den Schultern und nahm einen weiteren Schluck Kürbissaft.
„Entspann' dich einfach, du bist Zuhause."
Ich nickte und stützte meinen Kopf auf meine Handfläche, er hatte recht. Ich war Zuhause, endlich. Den ganzen Sommer hatte ich auf diesen Moment gewartet und jetzt kostete ich ihn nicht aus. Das Festmahl war normalerweise eines der besten Ereignisse überhaupt für mich, doch ich saß nur da und vom Geruch des Essens wurde mir schlecht, kopfschüttelnd schob ich meinen Teller weg.
Meine schwarzen Haare fielen mir in dunklen Wellen ins Gesicht.
Den Rest der Zeit redete ich nicht mehr, das war vielleicht gut, aber vielleicht auch nicht, denn so hatte ich genügend Zeit meinen düsteren Gedanken nachzuhängen und das vergrößerte den Stein in meinem Magen nur noch mehr.

Dunkle Seele |HP FF|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt