Maik und ich hatten zum Glück daran gedacht, Nummern auszutauschen. Als Mama einkaufen ging, rief ich ihn an . Wir verabredeten uns für nachmittags am Staden. Dann rief ich Rita an. Ich erzählte ihr, was ich vorhatte und dass ich meiner Mutter erzählen würde, ich wäre bei Rita. Meine beste Freundin versprach, dass sie mit-spielen würde, wenn meine Mutter anrief um sich zu vergewissern, dass ich wirklich bei Rita bin. Ich bedankte mich bei ihr und legte auf. Dann durchstöberte ich meinen Schrank nach einem hübschen Outfit, das aber nicht zu schick war. Ich entschied mich schließlich für meine weinrote hose, ein weißes t-shirt und meine Lederjacke. Am Nachmittag zog ich mich dann um und erzählte meiner Mutter, dass ich zu Rita gehen würde. ,,In Ordnung, wann bist du zurück? ", wollte Mama wissen. ,, Ist es ok, wenn ich um neun heimkomme? Ich weiß, dann ist es schon dunkel, aber Rita wohnt ja nur eine Straße weiter! ", meinte ich. Schließlich erlaubte Mama es.
Maik hatte wieder Teddy mitgebracht. Ich lächelte ihm zur Begrüßung zu. Maik umarmte mich. Es war so schön, mir war ganz schwummerig, als er mich loslies. Aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Gemütlich schlenderten wir den Weg entlang. Maik redete die ganze Zeit, aber ich hörte nicht, was er sagte, sondern nur seine schöne Stimme. Wir waren schon zwei Stunden unterwegs, inzwischen war es sieben Uhr, da beschlossen wir, zu Maik nach Hause zu gehen. Seine Mutter freute sich offensichtlich, mich wieder zu sehen. Sie stellte sich bei mir mit "Selma" vor, dann gab sie uns Kekse und Cola. Es war herrlich: Sie fragte nicht, wo wir so lange geblieben waren oder was wir jetzt vorhatten und sie erlaubte uns abends Cola zu trinken! Meine Mutter hätte mir das nie erlaubt! Ich hätte warscheinlich nichtmal einen Jungen mitbringen dürfen.
Maik und Ich setzten uns auf sein Bett, aßen Kekse, tranken Cola und quatschten über alles Mögliche. Ich erzählte ihm von meiner nervigen Mutter und dass mein Vater tagsüber arbeitete und mich so nicht unterstützen konnte, wenn ich mit ihr Streit hatte. Maik erzählte, dass seine Mutter Künstlerin ist und sein Vater schon lange tot war. Das tat mir so Leid! Aber Maik sagte, es sei schon in Ordnung.
Um acht beschloss ich Heim zu gehen, da Maik ein gutes Stück von mir entfernt wohnte und ich nicht genau wusste, wie lang ich brauchen würde. Insgeheim hoffte ich außerdem, dass Maik mich begleiten würde und so würde es bestimmt nochmal länger dauern. ,, Ich begleite dich ", meinte Maik lächelnd. ,, Danke", sagte ich und lächelte zurück, doch innerlich machte ich Luft- sprünge.
Langsam liefen wir am Ufer entlang. Wir schwiegen und ich genoss die kühle Nachtluft. Es war schon fast ganz dunkel, aber die Laternen beleuchteten die Wege. Ich lief ganz nah neben Maik. Abundzu berührten sich unsere Finger. Dann nahm Maik meine Hand. Mein Herz schlug plötzlich 1000mal schneller und es kribbelte in meinem Bauch, als lebten dort Millionen Ameisen! Ich schloss kurz die Augen und genoss einfach den Moment. Als ich zu Hause ankam, umarmten wir uns verlegen zum Abschied und ich sah Maik noch hinterher, wie er die Straße hinunter joggte. Dann lief ich die Treppen hoch zur Haustür. Mama wartete schon auf mich.,, Wow, sogar pünktlich! " staunte sie. Ich beachtete diesen unnötigen Kommentar nicht und ging einfach an ihr vorbei in mein Zimmer. Ich hatte so einen schönen Abend gehabt, den wollte ich mir jetzt nicht verderben lassen! Doch Mama lief mir gleich hinterher. Sie klopfte nicht einmal, sondern kam einfach in mein Zimmer. ,, Was habe ich dir eigentlich getan, dass du immer so zickig zu mir bist?", fragte sie. ,, Pfff ", machte ich. ,, Soll ich dir wirklich sagen, was du mir dauernd antust? Siehst du das nicht selbst?", rief ich. Mama machte große Augen. ,, Du meinst ich quäle dich!? ", schrie sie. ,, Du sperrst mich ein!", brüllte ich zurück. ,, Ich bin jetzt 14 Jahre alt! Fast 15 und du behandelst mich wie ein Baby! Ich darf nur nach draußen, solange es hell ist, du musst alles überprüfen und traust mir garnichts zu. Wie soll ich so jemals lernen Verantwortung zu über-nehmen?", rief ich. Mama hatte es die Sprache verschlagen! Sie stand einfach nur mit offenem Mund da, dann drehte sie sich um und ging. Ich fühlte mich einfach nur Scheiße! Ich wusste, dass es gut war alles mal ausgesprochen zu haben, aber es fühlte sich einfach schrecklich an! Und plötzlich ertappte ich mich dabei, wie ich mir wünschte, Maik würde mich tröstend in den Arm nehmen.