Umzug

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"Ich kanns nicht glauben"

"Solltest du lieber", sagte das Mädchen, schob sich an ihrer besten Freundin vorbei und packte den letzten Karton in den Umzugswagen.

"Lässt dich das denn echt so kalt, Isa?"

Das Mädchen -Isa- drehte sich um. Sie seufzte und stellte sich vor ihre Freundin. "Natürlich nicht! Glaub das ja nicht! Ich würde liebend gern hier bleiben, doch du weißt, dass das nicht geht."

"Ja, ich weiß.... Aber hattest du
ma-"

"Ja, ich hatte gefragt!", unterbrach Isa die andere Frau. "Ich stimme meinem Boss bei dem Thema aber auch zu. Lieber ziehe ich nach Berlin, als jeden Tag knapp drei Stunden hin und zurück zu fahren. Außerdem will ich diesen Job und das weißt du!"

"Ja. Es fällt mir einfach nur schwer zu begreifen, dass wir uns nur noch am Wochenende und an deinen freien Tagen sehen können. Und beim Wochenende bin ich mir auch nicht so sicher!"

"Ach Sarah...mir doch auch, wirklich! Seit über 10 Jahren sind wir schon beste Freunde und haben immer alles miteinander unternommen. Ich hab mich daran gewöhnt, mit dir zusammen zu sein. Mir fällt es genauso schwer jetzt zu gehen, aber ich weiß, dass wir das hinbekommen! Da bin ich mir sicher!"

Die zwei Freunde lächelten sich an und nahmen sich dann gegenseitig in den Arm.

"Ich werd dich vermissen. ", flüsterte Sarah.

"Ich dich nicht. ", lachte Isa als sie sich aus der Umarmung löste.
Sarah wusste, dass ihre Freundin das nicht ernst meinte. Sie hatte einfach einen komischen Humor

"Nein, ich werd dich natürlich auch vermissen", sagte Isa leicht lächelnd.
"Ich muss jetzt los. Tu nichts dummes und werd ja nicht ohne mich berühmt", warnte sie Sarah, während sie zu ihrem Auto lief.

"Da kann ich keine Versprechen machen!", rief ihr Sarah hinterher und beide Mädchen lachten.

Sarah beobachtete ihre Freundin beim Einsteigen und blieb so lange draußen stehen, bis Isabells Auto und der Umzugswagen aus ihrer Sicht verschwunden waren.

Sie würden das hinkriegen!

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"Die Polizei bestätigte uns, dass es sich bei dem Unfallopfer um die
21-jährige Isabell Schellenberg handelt. Ihr Auto kollidierte mit dem eines Falschfahrers auf der A1. Bevor die Rettungskräfte den Unfallort erreichen konnten, starb sie an Blutverlust.
Der Falschfahrer war der 53-jährige James Salmanov, der schwer verletzt..."

Sarah schaltete den Fernseher stumm. Sie konnte sich nicht mehr darauf konzentrieren, oder wollte nicht. Jetzt waren es nur noch sie und ihre Gedanken.

'Die Nachrichten mussten lügen! Das konnte doch nicht war sein! Isa kann nicht tot sein!'

Sarah bemerkte nicht, dass sie weinte, bis sie die Tropfen auf ihrer Hand spürte. Sie war verwirrt, vor allem weil sie gar nicht wusste, warum sie weinte. Sie hatte keinen Grund traurig zu sein.
'ISA WAR SCHLIESLICH NOCH AM LEBEN!'
Sarah weinte immer mehr und rollte sich auf dem Sofa zu einem Ball zusammen. Schluchzer schüttelten ihren Körper und Tränen durchweichten ihren Ärmel.
Doch sie wusste einfach nicht warum!

'Isa lebt noch! Isa lebt noch! Isa lebt noch! Isa lebt noch! Isa lebt noch! Isa lebt noch! Isa lebt noch!'

Immer wieder wiederholte sie diesen Satz in ihrem Kopf. Immer und immer wieder.
Als sie sich ein bisschen beruhigt hatte, fing sie an zu kichern. Es war nur ein kleines Kichern, doch mit der Zeit wuchs es zu einem irren Lachen.
Sarah rollte sich auf den Rücken, starrte an die Decke und hörte nicht mehr auf damit. Sie lachte immer weiter, während ihr Tränen über die Wangen liefen.

Sie lachte über den ganzen Umzug, die 'Lügen' der Reporterin, aber vor allem über sich selbst, weil sie so dumm war, dass auch noch zu glauben.

Stunden lang lag sie so da, bis ihre Stimme brach und ihre Augen ausgetrocknet waren.
Sie starrte nur noch mit leerem Blick an die Decke.

Sie wollte es einfach nicht wahr haben, dass Isabell nun von ihr gegangen war.

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Über die nächsten Wochen war Sarah verändert. Egal wie sehr sie versuchte der Wahrheit aus dem Weg zu gehen, sie konnte nicht ewig in ihrer Scheinwelt leben!

Ihre Mutter war diejenige, die als erste zu ihr durchdringen konnte. Stück für Stück brachte sie sie in den Alltag zurück und erklärte ihr jeden Tag von neuem, schonend, die Wahrheit über Isabell.
Für eine lange Zeit wollte Sarah es nicht glauben. Doch schon bald bildeten sich Risse in ihrer schützenden Kuppel.

Spätestens am Tag der Beerdigung begriff sie, dass Isabell weg war und sie würde sie nie wieder sehen können!

Etwas in Sarah zerbrach und sie wusste, dass es niemals mehr heilen konnte!



Eigentlich wollte ich die Geschichte so schreiben, dass Sarah am Ende noch Selbsmord begeht..... abeeer eyyyyy....ich hab viel zu viele Story Ideen die so enden. Also dacht ich: ' Hey mach doch mal was fröhlicheres!'
Hhmmmmmmm, fröhlich.....

Die Idee der Geschichte basiert auf der Freundschaft von meinen guten Freunden Isa und Sarah.
Es kam die Frage auf 'Was würde Sarah machen wenn Isa wegziehen würde?' -das ist meine Antwort
Ja guuuuut, Isa zieht zwar weg aber so war es nun auch wieder nicht geplant....
Was mach ich hier eigentlich noch?!

Ende und aus...

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