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Tw: Mobbing

"Er ist so ein verdammter Nichtsnutz! Er sollte mich einfach nur decken. Eine verdammt leichte Aufgabe! Und selbst die hat er nicht hinbekommen! Weißt du was er gemacht hat? Er war eingeschlafen, Robin! Er konnte nicht die paar Stunden wach bleiben, um mich zu decken! Er ist sowas von unnütz!" Wütend schüttelte Toby seinen Kopf und ballte seine Hände zu Fäusten.

"Und jetzt muss ich wegen ihm diese scheiß Strafarbeit erledigen. Verdammt!" Aufgebracht trat der Junge einen Stuhl um.

Sein Freund, der bis jetzt einfach nur zugehört hatte, meldete sich nun auch zu Wort.

"Es war eine simple Aufgabe, aber auch keine große Überraschung, dass er es versaut hat. Er ist einzig und allein nützlich dafür, uns zu unterhalten. Ich hab von Nicole gehört, dass er letztens komplett hyperaktiv durch die Gegend gerannt ist und auch richtige Stimmungsschwankungen hatte, weil er vergessen hatte, seine Medikamente zu nehmen. Vielleicht sollten wir seine Pillen klauen? Ihm eine Lektion erteilen und uns gleichzeitig etwas Spaß gönnen. Er soll ja dreimal am Tag diese komischen Tabletten nehmen und da sollten die von heute morgen bald aufhören zu wirken. Und wenn er dann neue nehmen will und sie nicht findet, wird er Panik bekommen", erklärte Robin und Toby lachte zustimmend.

"Ich glaub, dass ist dein bis jetzt bester Plan, um ihn zu verarschen, Kumpel!"

Die zwei Freunde lachten und gaben sich einen High-Five, wie zwei Teenager, die gerade beschlossen haben, sich zu einer Party hinauszuschleichen.

Wütend entfernte sich Matt von der Tür, die ihn von den anderen zwei Jungen trennte.

"Diese verdammten Arschlöcher...", flüsterte er und machte sich schnell auf den Weg zu seinem Zimmer.

Die Stimmen in seinem Kopf ließen ihn keinen klaren Gedanken fassen und Matt wurde klar, dass er tatsächlich, so schnell wie möglich, seine Pillen schlucken sollte.

In seinem Zimmer schob er die Tablettenflasche in die Tasche, wurde jedoch wieder am gehen gehindert, als Toby und Robin bei ihm auftauchten, sichtlich überrascht ihn anzutreffen.

Toby lehnte sich zu seinem Freund hinüber und flüsterte: "Es sieht so aus, als ob wir heute doch nicht unterhalten werden."

Robin schüttelte daraufhin nur seinen Kopf. "Nicht unbedingt. Er scheint die Pillen bei sich zu haben. Halt dich einfach an mich und wir werden schon in ein paar Minuten etwas zu lachen haben", erklärte er leise und wendete sich dann Matt zu, der die beiden misstrauisch beobachtete.

"Hey Matty! Wir haben mal eine Frage an dich."

"Was ist?", fragte er kalt zurück und überrascht schauten sie einander an. Matt war jemand, der immer in einem freundlichen Ton sprach, egal in welcher Situation er sich befand. Überfordert brachten die Jungen kein Wort heraus, aber das wurde ihnen auch von Matt abgenommen.

"Ihr wollt meine Pillen, nicht wahr? Damit ihr etwas Spaß haben könnt, wenn ich hyperaktiv durch die Gegend renne. Ach und natürlich, damit ihr mir eine Lektion erteilen könnt. Hab ich recht?"

Verdattert schauten die Beiden ihren Gegenüber an, bevor das zu beginn verwunderte Gesicht in ein wütendes umschwappte. Matt ließ sie jedoch nicht zu Wort kommen.

Normalerweise würde er sie ignorieren und versuchen, so schnell wie möglich weg zu kommen, doch die Stimmen in seinem Kopf hatten andere Pläne.

Er machte ein paar Schritte auf die Anderen zu und legte Toby eine Hand auf die Schulter. "Und damit du es weißt: Ich bin gestern eingeschlafen, da du einfach zu unfähig bist deinen Alkoholkonsum zu halten und dadurch einfach nicht die Klappe hältst und mich damit schon fast jede andere Nacht wach hältst. Aber du erinnerst dich natürlich nicht daran! Und da du auch mehr Wert darauf legst und es so nicht einmal hinbekommst, dich unbemerkt ins Erdgeschoss zu schleichen, kann man von ausgehen, dass du einfach unfähig bist. Seh es einfach ein, anstatt deine Schuld auf andere zu schieben!"

Damit ließ Matt die Zwei stehen und knallte die Tür hinter sich zu. Mit einem diabolischen Grinsen auf den Lippen machte er sich auf den Weg zum Gemeinschaftsbad.

Er nahm seine Pillenflasche aus der Tasche und starrte noch einmal sein Spiegelbild an, bevor er in ein irres Lachen ausbrach. Er hatte immer gedacht, dass diese Stimmen sein Leben erschweren werden, aber tatsächlich schienen sie es eher zu bereichern.

Für ein paar Sekunden starrte er die Tabletten in seiner Hand nachdenklich an, bevor er sie letztendlich schluckte.

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