Never wanted to Dance

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Die Musik dröhnte so laut, dass sich sein Herzschlag dem Beat anpasste. Er saß wie jeden Abend, an der Bar seines Lieblingsclubs und starrte in die Menge. Besser gesagt, auf eine ganz bestimmte Person.

Als seine Freunde ihn das erste Mal mit in den Club genommen hatten, war er gar nicht begeistert gewesen. Dass hatte sich jedoch schlagartig geändert, als er Sie gesehen hatte. Ihr Aussehen, aber besonders die Art wie sie tanzte; er hatte noch nie jemanden getroffen, der ihn so fasziniert hatte. Als er am nächsten Tag wiederkam, hatte er nicht gewusst ob sie wieder da sein würde, doch das Glück war auf seiner Seite gewesen.  Und seitdem kam er jeden Abend hier her, nur um sie zu beobachten.

"Noch ein Glas?" Er schaute verwirrt in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Es war der Barkeeper, der ihn fragend anschaute. "... Nein danke, ich muss los", lehnte er ab, bezahlte und bahnte sich seinen Weg zum Ausgang. 

Er hatte sich, bis heute, noch nicht getraut sie anzusprechen


Seit Monaten ging sie abends hier her. Als Sekretärin für einen bekannten Firmenchef zu arbeiten stresste sie ganz schön aus und sie ist immer froh, wenn sie abends endlich mit der ganzen Papierarbeit fertig wird. Sie liebte es schon immer zu tanzen und als sie von der Eröffnung dieses Clubs gehört hatte, musste sie unbedingt herkommen. Als sie dann endlich ihren Körper im Rhythmus bewegen konnte, hatte sie sich zum ersten Mal, seit einer langen Zeit, wieder entspannt gefühlt. Sie liebte dieses Gefühl und kam seitdem jeden Tag hierher und tanzte solange sie konnte. Aber natürlich durfte sie nicht zu lang bleiben, da sie schon früh zur Arbeit musste. 

Vor einiger Zeit hatte sie diesen Mann bemerkt, der ihr jeden Abend zu sah. Er saß immer an der Bar und beobachtete sie; machte nichts anderes. Am Anfang mochte sie es nicht. Sie fand es unangenehm, da sie nicht wusste was er wolle und war daher vorsichtiger. Jedoch hatte er nie Anstalten gemacht sich ihr zu nähern und mit der Zeit hatte sie sich an ihn gewöhnt; könnte man sagen. Er ging immer bevor auch sie verschwand, heute war keine Ausnahme. Sie hatte sich gewünscht, dass er sie vielleicht mal ansprechen würde. Er hatte ihre Interesse geweckt und sie würde sich gern mit ihm unterhalten. 

Deswegen hatte sie beschlossen ihn an zu sprechen. 

Sie beobachtete wie er sein Getränk bezahlte und dann durch die Massen Richtung Ausgang verschwand und setzte sich selbst in Bewegung.


Er war schon auf halben Weg zum Ausgang, als jemand ihn auf einmal am Handgelenk fasste und zurückzog. Er drehte sich um und wollte sich losreißen, verwarf den Gedanken jedoch sofort wieder als er sah wer ihn festhielt. Die Brünette lächelte ihn an, die Augen voller Begeisterung, die Haut glänzend, wegen des Schweiß und er war wie verzaubert. Er wehrte sich nicht, als sie ihn mit sich zog.

Sie leitete ihn zu einem der äußeren Sitzplätze. Man konnte nicht sagen, dass es ruhiger war, aber es war auf jeden Fall privater.

"Ich hab dich schon vor einiger Zeit bemerkt und hatte eigentlich gehofft, dass du mich irgendwann mal ansprechend würdest", begann die Frau und strich sich ihre Haarsträhnen aus dem Gesicht. Das kam unerwartet und überraschte den Mann. Er räusperte sich bevor er leise antwortete: "Naja, dass w- wollte ich eigentlich, aber hab mich nie getraut."

Vor Lachen schloss sie ihre Augen und warf ihren Kopf in den Nacken, bevor sie ihn wieder angrinste. "Hattest du Angst?", fragte sie freundlich und ihr Gegenüber atmete erleichtert aus. "Könnte man so sagen. Ja."

Ihr Grinsen wurde breiter und sie lehnte sich vor. "Das brauchst du überhaupt nicht! Ich bin Mary."

"Jay!", antwortete der Man mit roten Wangen.

"Es ist wirklich nett dich kennen zulernen, Jay!"


Nach knapp zwei Stunden verabschiedeten sich die zwei; nicht ohne vorher noch Nummern auszutauschen. In einer angenehmen Stille, soweit das in einem Club möglich ist, gingen sie zusammen zum Ausgang. Kaum das sie durch die Tür, in die Nacht getreten waren, atmete Mary erst einmal tief durch. 

"Vielleicht treffen wir uns beim nächsten Mal auf einen Kaffee oder in einem Restaurant. Wie es dir besser passt. Meine Nummer hast du ja", erklärte sie, gab dem Mann einen Kuss auf die Wange und ließ ihn dann perplex in der Kälte stehen.


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