~Peinlichkeitsschwelle~

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Hayley

Ich halte mein Ticket in der Hand und suche mittlerweile schon beinahe verzweifelt, nach meinem Sitz. 22A...23A...24A. Na Endlich, atme ich erleichtert auf. 25 A. Ich nehme Platz und stelle meine Tasche auf meinen Oberschenkeln ab. Während nun auch Mum und Lia ihre Plätze finden, krame ich in meiner Tasche, auch „Schwarzes Loch" genannt, nach meinem Kopfhörern. Wollt ihr wissen warum ich nicht direkt bei meiner Familie sitze? Mum ist noch Anfänger was Laptops und im Allgemeinen Elektronische Geräte angeht. Auf jeden Fall hat sie, statt den drei Plätzen, nur zwei bestellt. Sie dachte das Angebot 2+1 Gratis, funktioniert so, dass es den 3. Platz automatisch dazu bucht. Natürlich habe ich ihr versucht zu erklären, dass man es selbst buchen muss, aber daraufhin meinte sie nur: „Wofür habe ich denn dieses teure Ding, wenn ich sowieso alles alleine machen muss?". Ich konnte darauf, nur mit einem verständnislosen Kopfschütteln antworten.

Nun sitze ich zwei Reihen weiter vorn, doch das soll mir ganz Recht sein. Mit einem Klick auf meinem Handy, lasse ich die Musik der 'Avett Brothers' durch meine Kopfhörer, hin zu meinem Ohr spielen. Ich dachte an einen entspannten Flug, doch da habe ich wohl die Rechnung ohne Mum und ihren neuen Freund gemacht, welchen man sofort daran erkannte, dass er immer wieder laut nach meiner Mum rief. Ich rutsche etwas weiter in meinem Sitz herunter und drehe die Musik lauter. Doch als sie damit beginnt „Michael" zu rufen, möchte ich mich am liebsten in Luft auflösen. Als ich dachte, sie haben die Peinlichkeitsschwelle bereits überschritten, konnte ich nicht ahnen, was als nächstes passiert. Sie beginnen vor allen Leuten, wie verliebte Teenager herumzuknutschen. Habe ich gesagt ich will mich in Luft auflösen? Da habe ich mich geirrt. Ich will mir die Augäpfel herausreißen. Ihr denkt, das ist übertrieben? Dann stellt euch mal eure Mum oder euren Dad, in so einer Situation, vor. Ich versuche, die mehr als übertriebene Begrüßung, so gut wie möglich zu ignorieren.

Als sie endlich fertig sind, gibt sie mir mit einem Blick zu verstehen, dass ich zu ihr kommen soll. Um einer Diskussion aus dem Weg zu gehen, befolge ich ihre Anweisung. Sie hat bereits alle begrüßt, als Lia und ich neben ihr auftauchen und sie beginnt mit den Worten: „ Das sind meine Töchter" uns vorzustellen. „Das ist Lia" sie deutet mit einer Handgeste auf meine kleine Schwester und anschließend auf mich „und das hier ist Hayley." Ich versuche mir ein Lächeln aufzuzwingen, welches jedoch schnell wieder verschwindet, als ich überrascht und peinlich berührt den Jungen wiedererkenne, über den ich vor wenigen Minuten noch Kaffee geschüttet habe. Kurz darauf spüre ich die starke Durchblutung in meinen Wangen und den kühlen Blick des Jungen, der auf mir ruht. Vermutlich sehe ich gerade so rot aus, wie die Nase eines Clowns. Zum Glück werde ich mit Hilfe der Durchsage der Stewardess, aus der unangenehmen Situation befreit. Ich begebe mich wieder auf meinen Platz und kann es kaum glauben, dass ausgerechnet ER nur einen Platz weiter sitzt.

Wir befinden uns bereits in der Luft, als ich aus dem Fenster schaue und ich mich zurück in meine Kindheit versetzt fühle. Umso mehr ich darüber nachdenke, umso deutlicher werden die Bilder in meinem Kopf. Mit 12, also vor Jahren, sind wir auch in den Urlaub geflogen, jedoch mit dem Unterschied, dass mein Vater damals dabei war. Es war das erste Mal das ich mit einem Flugzeug geflogen bin und ich kann mich daran erinnern, was für eine Angst ich zuerst hatte.

Am ganzen Körper zitternd, sitze ich auf meinem Platz und kralle mich förmlich daran fest. In mir scheint die pure Angst, alles auszufüllen. Mein ganzes Denken und Handeln, ist durch sie gelenkt. Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder hier herauszukommen und den festen Boden unter meinen Füßen zu spüren. "Hey meine Kleine, beruhige dich. Es ist alles in Ordnung." höre ich die sanfte und tiefe Stimme meines Vaters. "Schau mal" , er beugt sich über mich und zeigt aus dem Fenster. "Siehst du die schneebedeckten Berge dort? Sind die nicht unglaublich schön?". Nur zögerlich schaue ich aus dem Fenster und kann kaum glauben, was ich da sehe. So viel Schnee, habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen! Unwillkürlich stiehlt sich ein Lächeln auf mein Gesicht. "Du hast Recht Dad!" , flüstere ich und schaue dabei kurz in sein strahlendes Gesicht. Mein Dad erklärt mir , warum es überhaupt schneit und was der Grund dafür ist, dass er auf Bergen länger liegen bleibt. Gespannt lausche ich seinen Worten, ohne dabei den Blick vom Fenster abzuwenden. Ich liebe Dad für seine Geschichten. Egal in welcher Situation und egal wie traurig oder verängstigt ich bin, er schafft es immer mich abzulenken. Ich bin dankbar dafür , so einen wunderbaren Vater zu haben und im Gegensatz zu meiner Mutter, ist er nicht immer damit beschäftigt mir zusagen, was ich alles falsch mache und was ich doch für ein zickiges und undankbares Kind bin. Ja, meine Mutter ist nicht unbedingt mein größter Fan, aber damit komme ich klar.

Irgendwann während des Fluges, bin ich wohl eingeschlafen und habe wohl auch etwas gesabbert, da ich etwas Feuchtes auf meinem Kissen ertaste. Ich schaue mich unauffällig um, um sicherzugehen, dass es keiner bemerkt hat. Klar ist es etwas Natürliches, aber wer möchte schon gerne zugeben, dass er im Schlaf sabbert? Ich richte mich noch immer schläfrig auf und bemerke, dass anscheinend die Durchsage der Stewardess, mich aus dem Land der Träume geholt hat.

Als wir landen, verstaue ich so schnell wie möglich meine Sachen in meiner Tasche und verlasse das Flugzeug. Meine Mum und Lia treffe ich erst an der Gepäck Ausgabe wieder, bei der meine Schwester auf mich zu gerannt kommt, als hätte sie mich Ewigkeiten nicht gesehen. "Ich hab dich vermisst Hayley", flüstert sie mit ihrer zuckersüßen Stimme, welche mich zu einem Schmunzeln bewegt. "Ich dich auch Lia", meine ich bloß und gehe mit ihr Hand in Hand näher zum Gepäckband.

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So ihr Lieben, nun ist auch das 3. Kapitel draußen und wir hoffen natürlich wie immer, dass es euch gefallen hat und ihr dabei Lust auf mehr entwickelt habt.

Seit ihr schon einmal geflogen? Wenn ja, ging es euch beim ersten Mal genauso wie Hayley oder wart ihr dabei ganz entspannt? Lasst es uns wenn ihr mögt in den Kommentaren wissen und seit gespannt auf das nächste Kapitel, welches bereits in wenigen Tagen folgt.

Lg Paula und Jessi :)

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