Kapitel 17

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Am nächsten Tag werde ich von meinem kleinen Wuschelkopf geweckt. "Mama, warum liegt Papa hier im Bett?" Als ich mich umdrehen wollte, merke ich, dass da noch jemand im Bett liegt. Es ist also doch kein Traum gewesen. In diesem Moment schlägt Florian die Augen auf. "Papa!" Kräht da Sophia und klettert über meinem Körper zu ihrem heißgeliebten Vater. Immerhin habe ich jetzt Platz und drehe mich auch zu Florian. Er streckt sich zu mir und gibt mir einen Kuss: "Guten Morgen, mein Schatz." "Und ich?" fragt Sophia trotzig. "Du bekommst natürlich auch einen." Zuerst gibt Florian ihr einen Kuss und dann beuge ich mich vor um sie zu küssen. "Ich habe Hunger." Mit diesen Worten hüpft sie aus dem Bett und rennt in das Bad. Ich nutze die Zeit um mich noch einmal an Florian zu kuscheln und meinen Kopf auf seine Brust zu legen. Er streicht mir behutsam über das Haar. "Meinst du Sophia akzeptiert es? Irgendwie geht mir das zu schnell." Mit diesen Worten drehe ich meinen Kopf in seine Richtung. Er schaut mich nur an: "Wenn es die Maus nicht akzeptieren würde, dann würde sie schon rebellieren." "Flori, lass es uns langsam angehen." Es tut mir zwar weh, weil so glücklich wie in der Nacht bin ich schon lange nicht mehr gewesen, aber ich muss nicht nur für mich denken, sondern auch für Sophia. Florian steht auf: "Ich gehe mich mal umziehen, treffen wir uns dann vor der Tür?" Ich nicke nur. "Mama, komm jetzt, ich habe Hunger." Sophie zieht mich ins Bad. Fünf Minuten später schaue ich einigermaßen hergerichtet aus. Ich muss meine Maus nicht suchen, denn ich höre ihr lachen schon von weitem. "Komm Mama, Papa ist auch schon fertig." Florian nimmt meine Hand und zusammen, mit einer hüpfenden Sophia gehen wir zum Frühstück.
„Papa, kommst du mit aussuchen? Du musst mir helfen.“ Sophia spannt ihren Vater schon wieder ein. Während ich mir einen Teller hole, beobachte ich die beiden. Florian geht mit Sophia so liebevoll um, als ob er sie schon immer kennen würde. Im selben Moment plagt mich wieder das schlechte Gewissen. Warum habe ich ihm unsere Tochter verschwiegen? „Lene?“ Reißt mich eine Stimme aus den Gedanken. „Äh, was?“ Als ich mich umdrehe sehe ich, dass Florian hinter mir steht, in der Hand eine glückliche Tochter. „Willst du hier Wurzeln schlagen, oder kommst du?“ sagt er lachend. Obwohl es für mich peinlich gewesen ist, falle ich in sein Lachen mit ein. Es ist einfach so erfrischend. Zusammen suchen wir uns einen stillen Platz am Rande der Terrasse. Florian hat sich Unmengen von Obst auf den Teller geladen und füttert mich zwischendurch mal. Ich erinnere mich zurück an die Zeit wo wir noch glücklich waren. Damals bevor er sich von mir getrennt hat. „Mama? Gehen wir in die Stadt?“ „MAMA!“ „Was ist denn Sophia?“ „Du hörst mir nie zu“, sagt sie trotzig. „Jetzt höre ich dir zu.“ „Gehen wir in die Stadt? Papa gehst du auch mit?“ Florian schaut mich an und gleichzeitig nicken wir.

Nachdem wir alles zusammengepackt haben gehen wir gemütlich am Strand entlang in die Innenstadt von Dubrovnik. Hand in Hand schlendern wir mit Sophia in der Mitte durch die beschauliche Innenstadt. Häuser im altkroatischen Stil säumen die Gässchen aus Pflastersteinen. „Mama?“ „Was ist denn Maus?“ „Darf ich ein Eis?“ „Ausnahmsweise. Flo willst du auch eins?“ Ich schaue wieder zu ihm und verliere mich in seinen Augen. „Ja gerne. Aber ich lade euch ein.“ „Mäuschen, was willst du denn für eine Sorte?“ Florian stellt sich schon an. „Was gibt’s denn alles?“ Mir tut sie leid, dass sie nicht über die Theke reicht. Statt ein Wort zu sagen nimmt er sie auf dem Arm. „Das da Papa.“ Mit ihrem Fingern zeigt sie auf das Erdbeereis. Florian schaut sich um: „Tüte oder Becher.“ „Gib ihr den Becher.“ Da dreht er sich wieder um: „Einmal Erdbeere im Becher. Dann Tiramisu in der Tüte. Was willst du Schatz?“ Wendet er sich wieder zu mir. „Ich nehme Zitrone.“ „Und nochmal Zitrone in der Tüte.“ Die Verkäuferin gibt uns wirklich große Kugeln und Flo bezahlt. Mir ist nicht entgangen, dass Flo mich die ganze Zeit ‚Schatz‘ nennt. So wie früher.

„Hebst du mal mein Eis bitte?“ Verdattert nehme ich es und schaue zu was jetzt passiert. Er drückt mir noch Sophias Becher in die Hand und hebt sie hoch. Langsam habe ich eine Ahnung was er macht. Ohne zu zögern setzt er sie auf seine Schultern. Sophia greift nach ihrem Eis und ich gebe es ihr. Danach bekommt auch Flo seines wieder. Hand in Hand gehen wir die kühlen Gassen entlang. Bleiben mal vor der Auslage stehen, sehen und mal diesen Stand an. So wie früher. Sophia macht auf Flos Schultern Faxen und ich merke wie sie von Stunde zu Stunde glücklicher wird. Auch Flo ist es anzumerken. In mir wird wieder das schlechte Gewissen wach. Mit einem wische ich den Gedanken weg und entscheide mich dafür den Tag und die nachfolgenden einfach zu genießen. Mit meiner Tochter die ich über alles liebe und dem Mann mit dem ich mein Leben verbringen will. Hin und wieder klaut er sich einen Schlecker vom Eis und ich revanchiere mich in dem ich bei ihm schlecke.

Nach einiger Zeit haben wir unsere Runde beendet und sind wieder am Strand. Sophia sitzt mit ihrem neuen Sonnenhut, den Flo ihr gekauft hat, immer noch auf seinen Schultern. Zufällig gehen wir an einem Schild vorbei: Ausflüge mit Sonnenuntergang. „Flo. Können wir da mal fragen?“ will ich von ihm wissen. Er legt seine Hand auf meinen Rücken: „Ähm. Wo denn?“ Wie ein kleines Kind zeige ich auf das Schild. Konzentriert liest er sich das durch. „Ja natürlich. Sophia? Willst du auch?“ Sophia beginnt auf Flos Schultern zu hüpfen. „Ich deute das mal als ‚Ja‘“, sagt er lachend.

Ich lebe jetzt - Meine Tage mit Florian SilbereisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt