Louis' Brief an Harry

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Mein geliebter Harry,

wie konnte das nur passieren? Wieso haben wir nichts gemerkt? Wieso sind wir nicht sofort wieder zu dir gekommen? Wenn wir nicht so selbstsüchtig gewesen wären, würdest du jetzt vielleicht in meiner Armen liegen. Ich könnte dich ganz eng bei mir haben, durch deine wundervollen Locken streicheln, deine bezaubernden Grübchen sehen, genauso wie früher. Früher... Früher war alles besser. Ich vermisse früher. Ich vermisse dich. Ich vermisse mich. Wie ich früher war. Wie wir früher waren. Weißt du, ich war mir garnicht im klaren, wie sehr wir dir weh getan haben. Eigentlich nur ich. Ja, ich habe dir wehgetan. Ich war einfach so schrecklich frustriert, dass unser Erfolg nachgelassen hat. Und ich brauchte etwas, woran ich mich auslassen konnte und ich kann um Gottes Willen einfach nicht verstehen, warum du es sein musstest. Was hab ich mir dabei gedacht?

Weißt du, mir war aufgefallen, dass es dir nicht gut ging. Ich hab dich oft nachts weinen gehört. Vor allem in den Nächten, wo wir zu viert im großen Bett gelegen haben und du nebenan ganz alleine warst. Wie konnten wir das nur mit einem Engel wie dir machen? Schon komisch das zu sagen, nicht wahr? Jetzt bist du wirklich ein Engel.  

Ich will ehrlich zu dir sein, als wir an dem Abend weggefahren sind, hatten wir eigentlich etwas anderes vor. Ich bin mir sicher, dass es so rübergekommen sein muss, alsob wir dich mit Absicht belogen hätten. Eigentlich waren wir wirklich einkaufen. WIr wollten für dich kochen, als kleine Überraschung und uns für alles das entschuldigen, was wir mit der angestellt hatten. Und dann waren wir auf dem Rückweg und plötzlich hat Josh angerufen und gesagt, dass wir zu seiner Party kommen sollen und weißt du was ich gesagt habe? 'Ach, wir haben Harry jetzt schon so oft versetzt, dann macht das eine Mal jetzt auch keinen Unterschied mehr.' Dann haben wir umgedreht. Aber es hat einen Unterschied gemacht. Und glaub mir, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, wäre ich nurnoch schneller zu dir heim gefahren. Dann wärst du jetzt grade vielleicht bei mir. Was würde ich nur dafür geben, dich jetzt berühren zu können.

Weißt du noch, als wir uns kennengelernt haben? Es war verrückt, wie aufgeregt ich war. Und dann wurde mir gesagt, dass ich es nicht geschafft hätte und mir ist so schlecht geworden. Ich wusste nicht wo ich hin sollte, also bin ich zur Toilette gelaufen. Als ich da auf dem Boden gesessen habe, mit dem Eimer zwischen den Beinen, hab ich mich so schrecklich dreckig gefühlt. Und dann bist du gekommen, du hast dich hinter mich gekniet. Du hast nichts gesagt und warst einfach da. Obwohl du mich nichtmal kanntest. Ich hab mich dir in dem Moment so nah gefühlt.

Oder als ich das erste Mal so richtig krank war, ich lag im Bett und war so pessimistisch. Ich weiß noch wie ich ein Decken eingerollt da gelegen hab und euch so theatralisch gesagt hab, dass ihr mich einfach sterben lassen sollt. Und du hast gelacht und dich zu mir gelegt und mir gesagt, dass ich nicht sterben darf, weil du ohne mich nicht leben könntest. In der Nacht haben wir so lange geredet, bis du in meinem Arm eingeschlafen bist. Damals war ich wirklich glücklich.

Du fehlst mir Harry, du fehlst mir so unglaublich sehr. 

Es ist so still im Haus geworden, seitdem du weg bist. Dein lautes Lachen fehlt. Und deine fürsorgliche Art. WIe du immer für uns da warst, wenn wir traurig waren. Wir hätten auch für dich da sein sollen. 

Nachdem der Notarzt dich für tot erklärt hatte, habe ich deine Mutter angerufen. Ich hatte ihr gesagt, es würde dir nicht gut gehen und sie müsste unbedingt herkommen. SIe hatte sich so unglaubliche Sorgen gemacht. 

Am nächsten Morgen klingelte es dann an der Tür und als ich sie öffnete und deine Mutter meine blutunterlaufenen, geschwollenen Augen gesehen hatte, hatte sie ihre Koffer fallen gelassen. Sie hatte mich in den Arm genommen und immer wieder geflüstert 'Alles wird gut!'. Irgendwann hatte ich sie angesehen und meinen Kopf geschüttelt. "Er ist tot, Anne.", hatte ich ihr gesagt, "Und ich bin Schuld." Sie hatte mich starr angesehen, fast so alsob sie einen Geist gesehen hätte. Und dann war sie zusammengebrochen. Ich hatte sie festgehalten, bevor sie auf den Boden fallen könnte und sie fest umarmt. Wir hatten im Eingang auf dem Boden gehockt und sie hatte geschrien. 

Ich sitze grade in der großen Schaukel in unserem Garten und beobachte die Sterne. Und ich glaube, ich kann dich sehen. Da ist ein Stern, der heller scheint als alle anderen und ich bin mir sicher das bist du. Ich würde gerne in den Himmel greifen und dich wieder zu mir holen. Ich vermisse dich.

So oft hatte ich in den letzten Nächten wach gelegen und ich bin mir sicher, dieser eine Tag war der grauenvollste in meinem Leben. Und ich bin mir genauso sicher, dass ich nicht ohne dich leben kann, dass ich nicht ohne dich leben will

Das Metall in meiner Hand ist kalt. Ich weiß, dass ein Schuss davon mich sofort umbringen könnte. Das ist gut so, denn je schneller ich bei dir sein kann, desto besser. Ich habe den Jungs eine Nachicht geschrieben, sie liegt neben mir in der Schaukel. "Es tut mir leid.", hatte ich geschrieben. "Ich liebe euch." Mehr nicht.

Ich kann jetzt endlich meinen eigenen Frieden finden, meinen Frieden mit dir. Denn ich will ehrlich zu dir sein Harry, dich hatte ich schon immer am meisten gemocht.

Ich werde dich auf ewig lieben, wir sehen und bald.

Dein Louis x

Destruction (Zianourry) - Kurzgeschichte!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt