Die Crew der Midas - Unsichtbare Probleme sind immer noch Probleme

Knappe Beute

"Andocken", befahl der große Mann mit dem schwarzen Vollbart. Es ertönte ein kurzes Zischen, als die Hydraulik ansprang, dann durchlief ein lautes, metallisches Scheppern und Quietschen das Raumschiff der Eagle-Klasse. Die anschließende Stille legte sich wie ein Mantel über die vierköpfige Crew, bis der bärtige Kapitän mit den üblichen Worten die Anspannung löste: "Los geht's."

Alle vier Anwesenden legten die Gurte ab und erhoben sich aus ihren pneumatischen Sesseln. Einer der vier, schlaksig und mit langen Haaren, zwinkerte der einzigen Frau der Crew kurz zu und griff dann nach einem schwer anmutenden Rucksack. Die Frau grinste ihn an und schob ihre blonde Mähne hinter die Ohren zurück. Dann klopfte sie zweimal auf eine Tasche ihrer grünen Cargohose, welche ihr ein sattes Klacken als Antwort gab.

Der vierte Mann im Bunde, untersetzt, mit Halbglatze und langem Pferdeschwanz, verdrehte die grünen Augen. "Seid ihr mit dem Flirten dann fertig, Drew, Cass? Wir haben ein Zeitfenster von gerade einmal drei Minuten. Ihr wisst, was das heißt?"

Die Blonde namens Cass streckte ihm die Zunge raus, griff den Mann mit dem Rucksack an der Hand und sagte: "Jawoll, Tom. Keine Zeit für Hobbys!"

Die Vier verließen die kleine Brücke des Schiffes und liefen zur Schleuse. Ein leichtes Vibrieren lag in der Luft. Offensichtlich beendete der Rotationsangleicher gerade seinen Job. Die Truppe kam am rot umrandeten Schott an, der Kapitän hämmerte seine Faust auf einen Schalter und das Schott glitt zischend zur Seite.

Vor ihnen lag die Druckkammer ihres Schiffes. Die erste Barriere war bereits geöffnet, vor der Crew lag nun die äußere Tür des fremden Raumschiffes. Ein in eckigen roten Buchstaben geschriebener Name prangte ihnen entgegen: Flyvend. Die Frau ließ die Hand ihres Partners los und holte einen kleinen, rechteckigen Gegenstand aus einer ihrer Taschen. Sie zog zwei Kabel aus dem Mincomp heraus und verband sie mit der Steuerkonsole an der Seite des Schotts des fremden Schiffes. Während sie hektisch auf dem Gerät herumtippte, befreite ihr Partner eine Druckflasche samt Schlauch und Aufsatzsystem aus seinem Rucksack. Er schraubte den Schlauch auf die Flasche und prüfte mit seinen Händen kurz die Dichtigkeit des Anschlusses. Als er zufrieden nickte, gab das Gerät in der Hand der Frau eine kleine Tonfolge von sich und das äußere Schott des fremden Schiffes glitt auf. Die Vier sahen eine weitere, deutlich größere Schleuse vor sich.

Der Langhaarige eilte als erstes in den Raum. Seine wachen Augen suchten die Wand ab, bis sie einen kleinen, vergitterten Schacht fanden.

"Ich liebe die Schiffe der Zeus-Klasse. Ihre Abluftsysteme machen es uns immer so einfach", sagte er, während er den Stutzen am Ende des Schlauches an die kleine Öffnung in der Wand anlegte.

Er drehte den Hahn der Druckflasche auf, woraufhin sich ihr Inhalt zischend in das Belüftungssystem der Flyvend entleerte. Der Mann schaute während des Vorgangs zu Cass hinüber, die auf ihrer Unterlippe kaute. Der Glatzköpfige wippelte auf den Beinen vor und zurück, während der Kapitän einen vorsintflutlichen Revolver aus ihrem Holster zog und die Munition überprüfte. Auf die fragenden Gesichter seiner Crew hin sagte er: "Nur für den Fall. Ihr wisst schon."

Das Zischen verklang und Tom machte sich an der Konsole des inneren Schotts zu schaffen. "Fertig?", fragte er, während alle ihre Druckmasken aufzogen. Drew und Cass drückten sich an die Seiten der Schleuse, während der Bärtige mit der antiken Waffe auf die Tür zielte. Alle drei nickten knapp. Tom drückte auf den Öffnungsschalter und das Schott glitt geräuschlos auf.

Der Kapitän warf einen Blick in den gut beleuchteten Gang, der hinter der Schleuse zum Vorschein kam und nickte zufrieden. "Hat funktioniert."

Er sicherte und holsterte seine Waffe, stieg über die Körper der bewusstlosen Crew der Flyvend, schaute auf seine Armbanduhr und sagte: "Zwei Minuten."