Kapitel 2

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wusste ich erstmal nicht, an was ich zuerst denken sollte. Gestern hatte ich noch Ärger mit meiner Mum bekommen, da ich vergessen hatte die Milch zu kaufen.

Ich hatte ihr nicht erzählt, dass mir gestern so ein Typ begegnet war. Als Erklärung hatte ich gesagt, ich hätte das Geld liegen gelassen. Was natürlich schlicht gelogen war. Unruhig war ich gestern eingeschlafen, immer mit dem Gedanken, dass dieser Junge meinen Namen wusste. Ohne, dass ich es ihm gesagt hatte. Und ich würde ihn heute wiedersehen.

Müde schwang ich meine Beine aus dem Bett und machte mich für die Schule fertig. Zum Frühstück gab es Cornflakes, wie fast jeden Morgen. Connor brabbelte die ganze Zeit etwas von einer Joselyn. Sie sollte wohl auf ihn stehen, aber so wie ich das beurteilen konnte, war eher das Gegenteil der Fall.

Ich selbst hatte noch nie einen Freund gehabt und um ehrlich zu sein verspürte ich momentan auch noch keinen Drang dazu, einen zu haben. Draußen regnete es in Strömen und endsprach auch so vollkommen meiner Stimmung. Die Aussicht auf die heutige Mathearbeit verbesserte meine Laune nicht sehr viel.

Caitlin traf ich auf dem Weg zur Schule auch nicht, wahrscheinlich würde sie heute nicht kommen. Wie oft hatte ich es ihr schon versucht zu erklären, dass schwänzen nichts brachte und man die Arbeit eh schreiben musste.

Und am Ende würde sie noch schwerer werden. Aber so stur wie sie war, behielt sie ihre Methode bei und ignorierte mein Reden.

Den ganzen Schulweg über hielt ich nach dem Jungen von gestern Ausschau, zum Glück traf ich ihn aber nicht. Bestimmt hatte ich mir umsonst Sorgen gemacht.

Der Schultag zog sich endlos in die Länge, der einzige Lichtpunkt war die Mathearbeit, die meiner Meinung nach ganz gut gelaufen war. Caitlin war den ganzen Tag über wirklich nicht erschienen, meine Befürchtungen waren also doch berechtigt gewesen.

Der Regen hatte nachgelassen und mein Regenschirm baumelte beim Gehen lustig hin und her. Meine gute Laune verschwand aber schlagartig, als ich eine dunkle Stimme neben mir hörte.

„Na? Schön, dich wieder zusehen" Ich beschleunigte meine Schritte und schaute nicht nach hinten „Du musst doch nicht wegrennen. Ich will dir doch nichts tun"

Mist, er war immer noch hinter mir. Ich stoppte erst, als eine Hand meinen Arm  umschloss. Erstickt schrie ich auf.

„Ts, ts, ts. So können wir aber keine Freunde werden", ein leiser Lacher begleitete seine Aussage.

Unwillkürlich bildete sich eine leichte Gänsehaut an der Stelle wo er mich festhielt. „Was habe ich dir getan?", ich drehte mich um und schaute zu ihm hoch.

„Nichts. Aber ich mag dich. Du bist so... unschuldig. Gefällt mir" Er leckte kurz mit seiner Zunge über seine Unterlippe und grinste schmutzig.

„Aber ich mag dich nicht", erwiderte ich patzig „Das werden wir bestimmt auch noch ändern können" Endschlossen schüttelte ich den Kopf.

Nie. Nie würde ich diesen Typen mögen. Nicht mal ansatzweise. Ich schüttelte meinen Arm in der Hoffnung, dass er loslassen würde. Er tat es, wie zu erwarten, nicht.

„Was willst du? Geld? Mein Handy?" Sein Gesicht näherte sich meinem. „Ich will weder dein Geld, noch dein Handy", er überlegte kurz, „Zigaretten vielleicht, aber die hast du nicht, oder?"

Wieder schüttelte ich meinen Kopf.

„Wie dem auch sein. Ich will nicht all das langweilige Zeugs, das irgendwann kaputt ist. Ich will etwas für immer. Ich will dich" Im gleichen Moment hörte ich auf zu atmen und starrte ihn geschockt an. Er wollte mich?

„Wie ... wie heißt du überhaupt?", fragte ich leise. „Schau an. Klein Prinzessin ist doch nett. Ich heiße Aiden. Erfreut dich kennenzulernen" „Danke, ich heiße Alannah", murmelte ich.

„Ich weiß", antwortete Aiden und zwinkerte mir zu.

Aiden... Eigentlich ein schöner Name. Und wenn ich ehrlich war, der Name passte wie die Faust aufs Auge. „Nun denn Alannah. Ich muss weiter. Wir sehen uns" Wieder zwinkerte er mich zu und ließ mich los. Erleichtert stolperte ich einige Schritte zurück und beobachtete, wie er sich langsam umdrehte und die Straße entlang ging.

Da wo seine Finger meinen Arm umfasst hatten, waren rote Flecke zu sehen und es tat etwas weh. Ungläubig schüttelte ich meinen Kopf. So etwas konnte echt nur mir passieren. Obwohl ich immer noch nicht wusste, warum er ausgerechnet mich, Alannah, ausgesucht hatte.

Through the Dark (short story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt