6

1.5K 188 45
                                    

Am Freitagabend trafen die Freundinnen sich bei Bella Zuhause. Ein Abend mit all ihren Stufenkameraden stand ihnen bevor. Denen, die sie mochten und denen, die sie nicht leiden konnten. In weniger als einem Jahr würden sie ihr Abitur schreiben und sich wahrscheinlich nie wieder sehen.

„Versuchs doch mal hier mit", sagte Bella. Sie hielt Debby, die auf ihrem Bett saß, ein schwarzes, schulterfreies Oberteil hin. Es hatte einen hübschen aber dezenten Ausschnitt und schmale T-Shirt Ärmel, die Seiten waren gerafft. Sie selbst und Clari steckten bereits in den Klamotten, die sie sich für die Party gekauft hatten, nur welche Schuhe sie anziehen wollte, wusste Bella noch nicht.

„Das ist echt schön", meinte Debby und nahm ihr den samtigen Stoff aus der Hand.

„Probier's an."

Clari saß an ihrem Schminktisch und zog sich mit konzentriertem Blick und geöffnetem Mund einen Lidstrich. Debby rutschte vom Bett und drehte den beiden den Rücken zu. Sie zog sich ihren Pulli und das T-Shirt über den Kopf und schlüpfte in das schwarze Oberteil.

„Steht dir", meinte Bella, als sie sich wieder umdrehte. „Aber die Träger ... Hast du einen trägerlosen BH dabei?"

„Ich hab nicht mal einen", sagte Debby und schaute auf die ebenfalls schwarzen Träger auf ihrer Schulter.

„Vielleicht doch lieber was anderes?", überlegte Bella und wandte sich wieder zu ihrem geöffneten Schrank.

„Wieso?", fragte Debby. Sie trat einen Schritt vor und betrachtete sich neben Claris Gesicht im Spiegel. „Ist doch gut."

„Wenn dir das gefällt", sagte Bella und hielt mit den Händen in einem Haufen Oberteile inne.

„Ich mag's", lächelte Debby. Sie strich über den glatten Stoff, der kühl auf ihrer Haut lag.

Eine gute Stunde später waren sie fertig angezogen, geschminkt und frisiert und liefen durch die kühle Abendluft zur Bahnhaltestelle.

„Endlich wieder ausgehen! Ich freu mich", lachte Clari. Sie zog die dünne Jacke enger um ihren Oberkörper, der nur in dem paillettenbesetzten Top steckte.

Debby störte die Kälte nicht weiter. Nachher im Club in der Innenstadt, den das Vorabi-Party-Komitee für den Abend ausgesucht hatte, würde es ohnehin warm sein.

„Heute wird ein denkwürdiger Abend", stimmte Bella mit ihren leuchtend rot geschminkten Lippen zu und klimperte mit den Wimpern, die durch ihre Mascara lang und voll erschienen.

„Das sagst du immer wenn wir weggehen", grinste Debby.

„Und jeder dieser Abende war denkwürdig, oder?"

Lachend und scherzend liefen sie durch die leeren Straßen und stiegen in die Bahn, die sie zum Hauptbahnhof brachte. Von dort mussten sie nur die Einkaufsstraße runterlaufen und rechts in eine Seitenstraße einbiegen.

Vor dem Club standen kleine Grüppchen von Leuten, die sich unterhielten und rauchten. Debby hielt die Augen nach Thomas offen, aber er schien bereits drinnen zu sein.

„Stürzen wir uns ins Getümmel", lachte Bella und schwang ihre Hüfte gegen Debbys. „Ich hol' mir einen Drink und dann werde ich auf die Tanzfläche gehen."

„Da bin ich dabei", lachte Clari und ließ ihren Blick unauffällig über die umstehenden Typen schweifen. Der Türsteher nickte ihnen zu, als sie durch die Tür ins Innere des Clubs traten, wo sie von lauter Musik und buntem, flackernden Licht empfangen wurden.

„Ich schau mal, ob ich Thomas finde", rief Debby über den Lärmpegel hinweg.

„Bring ihn dann mit. Wir sehen uns auf der Tanzfläche!", erwiderte Clari und ergriff Bellas Hand. Die beiden bahnten sich ihren Weg durch die tanzenden Körper zur Theke hinüber, während Debby stehen blieb und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen.

Guck mal, die Asis [LESEPROBE]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt