Ich schnaube nur verächtlich und warte auf weitere dumme Aussagen, die Carter von sich gibt.
"Du schuldest mir etwas, darauf haben wir uns beide geeinigt. An deiner Stelle würde ich mir ganz genau überlegen, ob du dich mir widersetzt. Ist ja nicht so, als ob du von mir zu irgendwelchen unanständigen Dingen gezwungen wirst. Es sei denn du willst das."
Carter grinst mich mit einem breiten Grinsen an und ich habe plötzlich das starke Bedürfnis meinen Handabdruck in seinem Gesicht zu verewigen.
"Falls es dir nicht aufgefallen ist, ich weiß jetzt wo du wohnst und könnte dir dein Leben zur Hölle machen. Aber so nett wie ich bin, kannst du mit diesem kleinen Deal nicht nur mir sondern auch dir selbst helfen. Ich komme morgen noch mal vorbei und bis dahin hast du eine Antwort parat."
Damit dreht er sich um und verschwindet in der Dunkelheit.
Fast schon ein mysteriöser Abgang.
Aber nur fast.
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Sobald ich die Tür hinter mir schließe, beginnt Sophie mit der Fragerei. Wie alt ist er? Wo wohnt er? In welche Schule geht er? Lieblingsfarbe? Schuhgröße?...
Ich habe noch nie meiner Schwester etwas vorenthalten geschweige denn sie angelogen. Und trotzdem hält mich irgendetwas davon ab ihr die Wahrheit zu sagen.
Mit der lahmen Entschuldigung noch Hausaufgaben zu machen, lasse ich eine verdutzte Sophie, deren Fragen ich alle ignoriert habe im Flur stehen und sperre mich in meinem Zimmer ein.
Ich lasse mich auf mein Bett fallen und lasse mir nochmal alles durch den Kopf gehen. Ich meine, ich kenne den Typen ja nicht mal, soll sich der Kerl eine andere suchen. Bei dem stehen sicher hunderte Schlange, bei den Wangenknochen...
Irgendwie will ich ihn aber noch einmal sehen, nicht weil ich den eingebildeten Idioten mag, ich möchte nur wissen warum. Warum ausgerechnet ich?
Nur aus Forschungszwecken, nichts weiter.
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Am nächsten morgen, wache ich eine halbe Stunde vor meinem Wecker auf, der Tag beginnt schon mal super. Man beachte die Ironie.
Gerade als ich wieder am einnicken bin läutet mein Wecker und ich stehe gähnend auf. Ich trotte die Stufen zur Küche hinunter und mache mir ein Schokomüsli und einen Früchtetee. Ja, ich bin einer dieser Menschen, der bei jeder Temperatur Tee trinkt, auch wie eben jetzt im Sommer.
Gerade als ich fertig mit Frühstücken bin kommt Sophie hinein, macht sich einen Toast und ignoriert mich gekonnt. Kann nur ein toller Tag werden, denke ich seufzend bei mir. Zum zweiten Mal heute, und es ist erst sieben Uhr.
Ich ziehe meine Schuluniform, die aus einem Marineblauen Rock, einer weißen Bluse, auf die mein Schulwappen genäht ist, weiße Kniestrümpfe und ein ebenfalls marineblauer Pullover, den ich mir um die Hüften binde.
Ich warte fertig angezogen auf Sophie, die dann endlich kommt, sich aber ohne mich anzusehen die Schuhe anzieht und einfach aus dem Haus geht. Okayyy.
"Sophie, warte!", rufe ich ihr hinterher und knalle die Haustür hinter mir zu.
"Ich hab dir deswegen nichts von Carter erzählt, weil ich nicht sicher war, ob wir überhaupt zusammen waren, es tut mir leid!".
Wow, Wen jetzt beginnst du auch noch deine Schwester anzulügen. Manchmal hasse ich meine innere Stimme.
"Na und, du hättest mir wenigstens erzählen können das du jemanden magst, hab ich ja auch gemacht", flüstert Sophie. Ihrer Stimme ist anzumerken, dass sie wirklich enttäuscht von mir ist.
"Ich weiß, und es tut mir wirklich leid, es ist alle noch so neu und ich wollte einfach nichts Überstürzen", lüge ich weiter.
"Ich nehme das jetzt einfach mal zur Kenntnis, aber glaub ja nicht, dass ich das einfach so vergesse."
Ich rolle meine Augen, nicke aber.
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In der Schule angekommen, gehe ich gleich zu meinem Platz und setze mich neben meine Freundin Kris. Kris kenne ich schon seit der Volksschule, sie und ich hatten als einzige Mädchen Jungennamen als Spitznamen und so wurden wir irgendwie Freundinnen. Vielleicht auch weil ich sie in der ersten Schulwoche gebissen habe, aber darauf wollen wir nicht genauer eingehen.
"Hey Kris, wie geht's? Wildes Wochenende gehabt?".
"Haha, Wen du bist so lustig", sagt Kris, muss sich aber ein Grinsen verkneifen. Genauso wie ich geht Kris nicht oft fort, sondern zieht es vor einen Film nach dem anderen anzuschauen anstatt sich jedes Wochenende volllaufen zu lassen und verschiedene Schlafzimmer zu besuchen.. Wir sind sowas wie seelenverwandte Faultiere.
"Wo ist eigentlich Sophie?", fragt Kris, da es gerade geläutet hat.
Genau in dem Moment geht die Tür auf und Sophie rennt mit einem gemurmelten Entschuldigung und hochrotem Kopf zu ihrem Platz.
Ich schaue Sophie mit einem gespielt tadelndem Blick an und will gerade loslachen, als ich einen roten Fleck auf ihrem Hals sehe.
Sophie bemerkt meinen Blick und wird um noch eine Nuance röter und versucht ihre Haare über ihren Hals zu drapieren.
Sophie. Mark. uääägh. Warum Vorstellungsvermögen, warum?
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Nach der Schule kommen Sophie und ich nach Hause. Sophie sprintet, sobald wir zu Hause angekommen sind in ihr Zimmer und versucht ihren Knutschfleck abzudecken.
Ich quittiere ihre verzweifelten Versuche den Bluterguss verschwinden zu lassen nur mit einem Lachen.
Plötzlich klingelt es an der Tür.
Sophie schaut mich panisch an und ich beginne noch mehr zu lachen.
Vor der Tür steht niemand anderer als Carter.
"Und bereit deinen ersten Freund zum Essen zu begleiten?".
Ich seufze. "Was bleibt mir anderes übrig."
"Dacht ich mir doch."
Mit diesen Worten deht sich Carter um und geht einfach.
Mein "Freund" ist ein wirklicher Gentleman. Schnell ziehe ich meine Schuhe an, rufe zu Sophie, dass ich weggehe und gehe dem Jungen hinterher.
"Schon mal was von warten gehört", frage ich ihn genervt, als ich ihn bei einer Kreuzung einhole.
"Sorry, hab hunger", grinst Carter.
Und damit geht er einfach über die rote Ampel, ohne nach rechts oder links zu schauen. Hat der Kerl keinen Selbsterhaltungstrieb?
Auf der anderen Seite dreht sich Carter mit einer hochgezogenen Augenbraue zu mir um und muss sich ein Lachen verkneifen.
Ich schnaube nur und gehe auch über die Starße, da es inzwischen grün geworden ist.
"Schade."
Carter schaut mich verwirrt an:" Was ist schade?"
"Dass dich kein Auto übersehen hat".
"Haha, wusste gar nicht, dass du so witzig bist."
"Ich glaube, dass könnte ganz lustig werden."
"Und ich glaube, ich habe mir das falsche Mädchen ausgesucht."
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Why you shouldn't lie
RomanceWie ich, Wen, mir durch eine Lüge, nicht nur einen Fake Freund sondern auch einige andere Probleme einhandle, die mein Leben komplett auf den Kopf stellen. Textauszug: "Mike, bitte. Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber ich habe kein Interesse, was...