Der Junge neben mir schaut mich etwas verdutzt an, was ich ihm nicht verübeln kann, fängt sich aber recht schnell wieder. Währenddessen wirft mir Mike einen verwunderten Blick zu, und fixiert dann den Kerl neben mir. Daraufhin legt der Typ seinen Arm um mich, worauf ich mich anspanne und schnauzt:"Und deswegen solltest du sie jetzt auch in Ruhe lassen!".

Dankbar und ein bisschen verstört schaue ich von meinem Retter zu Mike, der gerade wieder seinen Mund aufklappt um etwas zu sagen, ihn aber gleich wieder schließt, aufsteht, mir "Na dann, tschüss" zumurmelt und bei der nächsten Busstation aussteigt.

Etwas verdattert schaue ich ihm hinterher und realisiere erst nach ein paar Sekunden, dass der Fremde noch immer seinen Arm um mich gelgt hat. Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf, sprinte zur, natürlich geschlossenen Tür und drücke wie eine Verrückte auf den Knopf, mit dem sich die Türen eigentlich öffnen sollten. Eigentlich.

Bei meinem Glück setzt sich der Bus, gerade als ich den Knopf betätige in Bewegung, weswegen ich fast einen Nervenzusammenbruch erleide. Peinlich berührt bleibe ich vor dem Eingang stehen und versuche unbemerkt zu meinem zugegeben recht ansehnlichen, seltsamen Retter zu schielen. Das klappt natürlich nicht, da er mich unverwandt anschaut. Sofort laufe ich so rot wie eine Tomate an und bin mir sicher, dass er mich jetzt noch seltsamer als vorhin finden wird.

Als der Bus endlich stehen bleibt, springe ich nach draußen und krame nach meinem Handy um eine Kartenapp zu finden, weil ich durch diesen Vorfall viel zu weit gefahren bin und ich jetzt keine Ahnung habe wo ich mich befinde. Aus Erfahrung werde ich mir den Weg nicht selbst suchen, da ich noch vor nächster Woche zu Hause ankommen möchte.

Als mir die App befiehlt links abzubiegen, reißt mich plötzlich eine kräftige Hand zurück. Ich taumle zurück, direkt gegen eine muskulöse Brust.

Vorsichtig hebe ich meinen Kopf und starre in die Augen des Typen aus dem Bus. Na toll. Wie schaffe ich das immer bloß?

"Was war das gerade eben?", fragt er mich.

"Tut mir leid, es wird nicht wieder vorkommen", stottere ich und schiele auf mein Handgelenk, das der Typ noch immer fest umschlossen hält.

Als er meinen Blick sieht lockert er den Griff etwas. Aber nur etwas. Für meinen Geschmack war dieses etwas ein bisschen zu wenig, aber naja, ich will mich nicht beklagen.

"Ich finde ich hab etwas gut bei dir."

Bitte was? Ist der Kerl irgendwo angelaufen oder ist er von Natur aus dumm.

"Es tut mir wirklich leid, aber ich glaube nicht, dass...", ich werde unterbrochen.

"Ich habe etwas gut bei dir." Nope, das war jetzt wirklich keine Frage mehr.

Ich weiche instinktiv ein paar Schritte zurück und versuche verzweifelt mein Handgelenk zu lockern. Vergeblich. Der Fremde quittiert meine Versuche nur mit einem rauen Lachen. Na wenigstens hatte hier einer Spaß.

"Hör mir zu, ich will nichts böses. Ich bräuchte dich nur als Vorzeigefreundin, bei meiner Tante...", knurrt er schon fast gelangweilt.

Vorzeigefreundin? Ich hatte noch nicht einmal einen einzigen Freund gehabt und jetzt sollte meine erste Beziehung nicht echt sein. Wirklich?

"Sag mal hackts bei dir?", langsam werde ich echt wütend.

Der Fremde der mein Handgelenk noch immer umklammert sieht mich nur mit einem überlegenen Grinsen an und drückt mich mit seinem Gewicht gegen die, wie sollte es anders sein, nächste Hauswand.

"Ich habe dir einen Gefallen getan. Du stehst jetzt in meiner Schuld, kapiert? Und wenn ich etwas will dann krieg ich's auch!". Damit presst er mich noch ein bisschen stärker an die Wand, weswegen ich langsam Panik schiebe.

Okay, Zeit mit meinem inneren Ich zu diskutieren. Ja, ich weiß, nur ganz wenig Psycho, aber es hilft.

Du solltest auf ihn hören damit er endlich von dir ablässt.

Aber dann muss ich ihn wiedersehen!

Guter Punkt, aber was ist wenn er ein Messer zückt, oder sowas. Der Typ könnte zu allem fähig sein.

Ich beuge mich meiner inneren Stimme und blicke in die eisblauen Augen ober mir.

"Ich machs. Aber nur wenn du mich gefälligst loslässt!".

Überrascht lockert er seinen Griff und grinst mich an.

"Also haben wir einen Deal?".

Ich schlucke, "Ja, haben wir."

Und das meine Freunde, hätte ich mal lieber nicht tun sollen...

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Why you shouldn't lieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt