Sein dunkler Bart war zu einem Zopf geflochten, während die wahrscheinlich schulterlangen Haare zu einem Knoten zusammengebunden waren. Obwohl sich seine Stimme amüsiert anhörte, lächelte er nicht. Im Gegenteil: Er stand vor mir und starrte auf mich herab, als sei ich das schwerste Rätsel, das er je hatte lösen müssen. Und tatsächlich hätte es mich nicht gewundert, wenn es wirklich so war.
Ich ließ meinen Blick über seine Kleidung gleiten. Sie war überwiegend grau, nur das lederne Band, das um sein Handgelenk geschnürt war, war schwarz. Schuhe hatte er keine an, seine schmutzigen Füße zur Schau stellend.
Gerade als ich wieder seinem brennenden Blick begegnen wollte, sprach er erneut, doch dieses Mal direkt an die anderen Männer gerichtet.
»Na gut, raus mit der Sprache: Wem gehört sie?« Meine Stirn runzelte sich bei seiner Wortwahl. Ich gehörte doch niemandem. Und ich hatte auch nicht vor, diesen Umstand jemals zu ändern. Wenn ich etwas nicht leiden konnte, dann Männer, die sich das Recht herausnahmen, eine Frau als Sache zu behandeln.
Ich wusste nicht, wo genau die brennende Angst in meinem Inneren abgeblieben war, doch offensichtlich war die Empörung im Vergleich ein kleines Stückchen größer, sodass ich tatsächlich meinen Mund öffnete und antwortete. Hätte ich mein Benehmen und den Stimmungswechsel analysieren müssen, hätte ich wohl alles auf meine Kopfverletzung geschoben. Ich war wahrscheinlich nicht ganz bei Sinnen.
»Ich gehöre niemandem!« Die Totenstille, die auf meine Worte folgte, war schrecklich. Selbst meinen Herzschlag konnte ich klar und deutlich hören. Als er nicht antwortete und stattdessen mit zusammengekniffenen Augen einige Schritte auf mich zu machte, sodass uns keine Armlänge mehr trennte, konnte ich es einfach nicht verhindern, mich leicht nach hinten zu lehnen, die Situation als sehr unangenehm wahrnehmend. Nun, da er so nah bei mir stand, war ich wirklich überrascht, dass ich keinen Gestank wahrnahm. Nicht, dass ich über Sträflinge auf einem Schiff irgendwelche Vorurteile gehabt hätte, aber so, wie er aussah, hätte es mich nicht gewundert.
»Was genau tust du dann hier? Weißt du denn nicht, wer wir sind?« Er stellte die Frage, die wohl jedem anderen hier auch durch den Kopf ging. Und ich gehörte dazu. Denn ich hatte keine Ahnung, warum ich hier war und wer die Verantwortung für meinen Aufenthalt auf diesem Schiff trug. Während er sprach, verschränkte er seine Arme vor der Brust, sodass seine Muskeln noch mehr zum Vorschein kamen. Und ja, das schüchterte mich sowas von ein.
In diesem Moment wurde mir aber zu allem Überfluss auch langsam bewusst, dass ich einen völlig falschen Ansatz gewählt hatte. Lieber hätte ich den Mund gehalten, mich unterwürfig gezeigt und wäre ihren Anweisungen gefolgt. Vielleicht wären meine Chancen zu überleben dann größer gewesen, doch nun zweifelte ich daran, ob sich nicht jeden Moment doch ein Messer in meinen Rücken bohren würde. Ich konnte förmlich das Kribbeln an der Stelle spüren, an der das kalte Metall der Klinge meine Haut durchdringen würde.
Angespannt schluckte ich und entschied mich dann dazu, die Wahrheit zu sagen. Es hatte keinen Sinn zu lügen, im Grunde wusste ich noch nicht einmal, was ich ihnen sonst auftischen sollte.
»Ich weiß nicht, warum ich hier bin.« Meine Stimme hatte sich etwas gesenkt und ich war mir sicher, dass diejenigen, die etwas weiter entfernt von uns standen, meine Worte nicht mehr verstehen konnten. Die Augen des Mannes erschienen fast schwarz. Und aus irgendeinem Grund machte ihn das noch viel furchteinflößender, als er es mit seiner massigen Statur auch so schon war.
»Ach, wirklich?« Er hob herausfordernd die Augenbraue. »Dann weißt du wohl auch nicht, was mit kleinen Mädchen, die unerlaubt auf diesem Schiff landen, passiert?« Seine Frage ließ mich schlucken, denn er hatte recht: Ich wusste es tatsächlich nicht. Aber allein die Vorstellung davon, was es denn sein könnte, ließ einen kalten Schauer über meinen Rücken laufen. Wenn ich es mir recht überlegte, wollte ich es gar nicht wissen.
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Sensing Souls
Fantasy𝐖𝐢𝐞 𝐞𝐧𝐭𝐤𝐨𝐦𝐦𝐭 𝐦𝐚𝐧 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐦 𝐒𝐜𝐡𝐢𝐟𝐟 𝐯𝐨𝐥𝐥𝐞𝐫 𝐠𝐞𝐟𝐚𝐧𝐠𝐞𝐧𝐞𝐫 𝐒𝐞𝐞𝐥𝐞𝐧, 𝐰𝐞𝐧𝐧 𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐝𝐚𝐯𝐨𝐧 𝐝𝐞𝐢𝐧 𝐇𝐞𝐫𝐳 𝐠𝐞𝐬𝐭𝐨𝐡𝐥𝐞𝐧 𝐡𝐚𝐭? *** Wenn es etwas gibt, das den Menschen in Tavias kleinem Dorf Angst ei...
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