2.Kapitel

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Oh nein. Ich fange an zu realisieren, was gerade geschieht. Alle sehen mich an. Alle wussten, dass ich den Jungen gezogen habe, den jedes Singlemädchen haben will. Manche wollen es nicht wahrhaben, andere fragen, ob ich tauschen will. Da hätte ich wohl nichts gegen einzuwenden. Lieber begnüge ich mich mit einem Computerspielendem Nerd, als mit einem eingebildeten und arroganten Arschloch. Er lässt eh niemanden an sich ran. Er hatte noch nie eine Beziehung, was nicht heißen soll, dass er jungfräulich ist. Ganz im Gegenteil, er nimmt sich die Mädchen, vergnügt sich mit ihnen und lässt sie dann alleine zurück. Warum mögen die ihn überhaupt?!

Ich ignoriere die ganzen Blicke und dränge mich durch die Masse. Endlich war ich angekommen, bei der Person, die mir den Scheiß eingebrockt hat. Genervt schaue ich in ihre giftgrünen Augen. Ich drücke den Zettel mit dem Namen auf ihre Brust. Lächelnd sehe ich sie an. "Das hab ich nur dir zu verdanken." sage ich freudestrahlend. Sie wirkt zufrieden, doch dann wird mein Blick ernst. "Also dann vielen Dank für diese Scheiße. Es ist so wie immer, du machst, was du für richtig hältst." Dann gehe ich an ihr vorbei in den leeren Flur.

Nacheinander gehen die Lichter an und ich höre das Flimmern der Glühbirnen im Gang. Na super, wenn Claire Ideen hat, kommt immer Mist dabei raus. Jetzt muss ich mich ernsthaft den ganzen nächsten Monat mit Kaiden rumschlagen. So sind die Regeln, höre ich die quietschige Stimme von Caroline in meinen Ohren. Sie ist nicht nur die Schulschlampe, sondern auch das anstrengste Wesen auf dieser Welt. Gott hat es echt nicht gut mit ihr gemeint. "Tria warte." Ich bleibe stehen, doch ich habe gar keine Lust auf dieses Gespräch. Unsicher streiche ich mir durch meine lockigen haare. Sofort umgibt mich der Duft von Honig, der Duft unseren Haarshampoos. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Immer noch leicht genervt drehe ich mich um. "Was ist Claire?" Schnellen Schrittes kommt sie auf mich zu. Das Echo ihrer Absätze hallt von den Wänden wieder und wird immer leiser, bis sie schließlich zum stehen kommt.

"Es tut mir leid. Ich weiß, dass ich dich besser gefragt hätte. Aber ich will doch nur, dass du endlich mal rauskommst." Hoffnungsvoll blickt sie mich an. Ihre schwarzen glänzenden Haare und das perfekte Make-up zeigen, dass sie eins der It-Girls ist. Ich habe noch nie verstanden, warum ausgerechnet wir beste Freunde sind. Wir sind so verschieden und sie sieht etwas in mir, was nur sie sieht. Eine extrovertierte Tria, eine Tria, die ich gerne sein möchte. Aber es geht nicht immer nur auf ihre Art. "Claire genau das ist das Problem. Du willst immer alles machen, alles organisieren und planen. Vielleicht könnten wir ja mal anfangen gemeinsam zu planen."

Meine Mundwinkel bewegen sich nach oben. Freudestrahlend sieht sie mich an und schließt mich in eine wunderbar duftende, warme Umarmung. "Gerne Tria. Und als nächstes steht Mission Badboy an." Flüstert sie mir mit einem Zwinkern zu. Ich kann nur über ihre Fähigkeit die schönsten Momente zu zerstören lachen und knuddele sie noch einmal. Wir lassen uns wieder schweratmend los. Diese Hitze macht einem echt zu schaffen.

Gemeinsam verlassen wir das Schulhaus und schwingen uns auf unsere Räder. Claire ist fast jeden Tag bei mir. Während unserer Tour gehen mir viele Dinge durch den Kopf. Aber vor allem eine Frage bleibt bei mir hängen, wie soll ich das Mauerblümchen schlecht hin, den heißesten Badboy unserer Schule klar machen.?
Claire würde sicher etwas einfallen. Wenn jemand eine Idee hat, dann sie.

Ich schwinge mich von Sattel und schiebe unsere Fahrräder in den Schuppen. "Geh schon mal vor, ich komme gleich nach." Schreie ich über das halbe Grundstück zu Claire rüber und werfe ihr gekonnt den Schlüssel zu. Siegessicher fängt sie ihn und geht anschließend zur Tür. Ich schließe die Tür zu unserem früheren Versteck. Wenn Claires Mutter damals kam, haben wir uns hier im Schuppen immer versteckt und noch gespielt in der Hoffnung, dass uns niemand findet.

Ich betrete unser Haus und Streife mir die Schuhe ab. Claire ist schon in der Küche und hält mir Nudeln und Reis unter die Nase. Lachend gehe ich an ihr vorbei. "Oh man Claire du bist so verfressen. Du hast noch nicht einmal Dein Jacke ausgezogen." Irritiert sah sie an sich herunter. " Oh...naja aber so ein Schultag ist halt auch lang. Da kriegt man halt mal Hunger." stellt sie Fan unschuldig fest. " Was hältst du davon, du ziehst deine Jacke aus und ich koche schon mal Spagetti." Zufrieden drückt sie mir die Nudeln in die Hand und verschwindet wieder im Flur.

Ich beeile mich, da sie nicht die einzige Person mit Hunger ist. Ich reiße die Packung auf und lasse sie ins Wasser gleiten. Der Geruch von Tomatensauce hat sich bereits in der Küche verteilt. "Also ich finde, dass riecht schon mal sehr gut. Du solltest Kaiden zum Essen einladen. Und dann teilt ihr euch eine Spagetti, so wie bei Susi und Strolch." schwärmt sie. Ich weiß nicht, was sie an der Vorstellung findet und kann mir das Grinsen nicht verkneifen. Aus irgendeinem Grund liebt sie diese Vorstellung. "Jetzt aber mal ehrlich Claire, wir brauchen einen Plan. Nein ich brauche einen Plan. Wie soll ich das bloß überleben?" Verzweifelt Kratze ich an meiner Haut herum. Sie war super weich von meiner neuen Creme. Aber selbst die hielt meine Nägel nicht davon ab, sie erröten zu lassen. " Hör doch mal auf. Du machst mich immer ganz nervös mit diesem Tick Tria."
Ich nuschele eine Entschuldigung und versuche den aufkommenden Drang zu Wiedersehen.

Ich teile die Nudeln auf zwei Teller auf und wir setzen uns an den Tisch. " Was kann ich denn dafür, wenn du mich in so eine Lage bringst." sie nuschelt irgendwas, das wie es tut mir ja leid klingt in sich hinein und verschlingt den Rest ihrer Nudeln. Ich grüble weiter über unsere Möglichkeiten, als Claire plötzlich wie vom Blitz getroffen hoch schreckt. "Ich hab eine Idee. " Na das könnte ja mal wieder interessant werden. Die Augenbrauen hochgezogen sehr ich sie wartend an. "Folgendes: wir machen es wie die Profis. Zu erst erstellen wir ein Profil über seine Vorlieben und so. Dann müssen wir wissen, wo ihr euch treffen könnt und vorher machen wir natürlich noch nen Umstyling, denn das heißt schließlich Shopping." Während sie mich verschwörerisch angrinst, frage ich mich nur ob sie verrückt ist. " Das meinst du nicht ernst oder?" Halb lachend sehe ich sie an. "Natürlich meine ich das ernst. Also los jetzt Zack Zack. Wir haben schließlich nicht viel Zeit, um den heißen Kaiden zu verführen." Ihrer Augenbrauen wackeln abwechselnd auf und ab. Sie nimmt mich bei der Hand und zehrt mich die Treppe hoch in mein Zimmer. "Also los Tria. Wir brauchen einen Stift, Zettel und ach ja viele bunte Farben." Das sagt sie ganz neben so wie in der Smartieswerbung. Lachend Summe ich die Melodie und wenige Minuten später hocken wir wie Sherlock Holmes über einem bald hochwissenschaftlich gefülltem weißen Blatt Papier.

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