Der hoffnungslose Fall.

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Taddls Sicht:
,,Thaddeus Tjarks? 15 Jahre alt? Geboren am 1. September 1994?"
Ein großer, dunkelhäutiger Mann mit einer blauen Wollmütze und einem alten Overall, der auf den ersten Blick genau so ein einziger Klumpen Erde hätte sein können, steht vor mir, sieht drängend auf mich herab und schaut ständig auf ganz viele Papiere in seiner Hand. ,,Richtig." ,,Leibliche Eltern verstorben?" ,,Richtig." ,,Falsch". Ich seufze, lege meinen Kopf schief verschränke meine Arme vor meiner Brust. ,,Wenn Sie es wissen, wieso fragen Sie dann?", grinse ich frech, funkel ihn unschuldig an. In seinen Augen erkenne ich wie provoziert er sich fühlt. Wie gerne er einfach gehen würde. So oft hat er mich die ganzen Dinge schon abgefragt, ich glaube, langsam reicht es ihm. Aber der sollte mal aufm Teppich bleiben, das einzige, was ihn zuhause erwarten würde, wäre sicher seine Star Wars Actionfigurensammlung. Und ohne etwas dagegen zu sagen, er soll halt einfach seinen Job machen oder zuhause bleiben.
,,Heute besonders lustig, eh? Komm." Trocken räuspert er sich, packt grob mein Handgelenk und zieht mich hinter seinem zu groß geratenen Türsteherkörper her zum Taxi.
Nachdem ich mich auf meine vier Buchstaben niedergelassen habe, dreht sich der Fahrer des Taxis zu mir um. Robert. (Englisch ausgesprochen)
,,Thaddeus schon wieder?" Sein Grinsen sagt schon alles. Er verabscheut mich. Er hält mich für genau so krank wie alle anderen es tun. Sie nennen mich den 'Hoffnungslosen Fall der Schwarzstraße". Logischerweise heißt die Straße wo das Heim steht so und ich bin der hoffnungslose Fall. Das Kind, dass keiner auf Dauer haben will und ertragen kann..
Seit ich 11 bin geht das so.
Immer neue Familien und immer werde ich zurückgeschickt. Natürlich erfahren die Familien das erst hinterher, was für ein ernster und schwerer Fall ich bin. Meist kommen die Familien auch von extra weit, damit ja keiner mich kennen würde. Deshalb muss Robert mich jetzt auch zum Flughafen bringen. Keiner der meine Vergangenheit kennt, würde mich aufnehmen.
Das Taxi fährt los und durch den kleinen Spalt des vorne runtergekurbelten Fensters steigt ein strenger Geruch von Disel in meine Nase. ,,Schrottkarre", flucht Robert mit seiner viel zu kratzigen Stimme und fährt einfach weiter.
Für einen kurzen Moment hoffe ich, das Auto würde vielleicht in die Luft gehen. Aber der Geruch verfliegt leider zu schnell und mit ihm auch meine Hoffnung.
Ich lehne mich an die Tür, schiele gelangweilt aus dem Fenster. Hinterher wünschte ich, ich hätte das nicht getan, denn dort stehen die anderen Kinder aus dem Heim. Als sie mich sehen, weil sie immer neugierig gaffen wenn jemand weggebracht wird, beginnen sie zu tuscheln und zu lachen. Dreckskinder. Kein Wunder, dass die keiner will. Damit will ich mich nicht besser darstellen, keinesfalls, aber wenn man so falsch und verblödet ist, brauch man sich doch nicht wundern.

!Landstraße!  lese ich auf einem großen Schild und setze mich nach einer gefühlten Ewigkeit ordentlich hin.
Was ich nicht verstehe, hier in der Gegend wohnt keine Seele, aber ein fetter Flughafen steht hier. Ich finde es sowieso albern, dass meine neuen 'Besitzer' bzw. Erziehungsberechtigten mit dem Flugzeug kommen. Der Weg dauert mit dem Auto gerade mal 7 Stunden und mit dem Zug 5 oder so. Aber immerhin lässt das darauf deuten, dass die Leute Geld haben. Nicht, dass ich gierig nach Geld wär, aber ich war mal in einer Familie, die kaum was hatte. Nicht mal ein funktionierendes Klo. Als das Jugendamt vor meiner Ankunft damals zu ihnen kam um alles zu kontrollieren, gaben sie ein geliehenes Haus als ihres selbst aus. Kranke Leute...
Vor dem Flughafen stellt Robert meine Koffer unsanft auf den Betonboden und haut mir zu guter Letzt auf meinen Arsch. Reflexartig drehe ich mich empört um und sehe ihm bedrohlich in sein dummes, breites Grinsen. Aus einem bestimmten Winkel sieht sein Grinsen so dumm aus, dass man denken könnte, seine Mundwinkel reichen vom einen Ohr bis zum anderen. ,,Hoffentlich bis nie wieder, Tjarks." Dafür hätte ich ihm am lebsten gegen sein scheiß Auto getreten, aber mir ist bewusst, wie wichtig der erste Eindruck ist und da ich nicht wusste, ob mich jemand von den neuen Eltern schon sah, beließ ich es dabei. Bastard, flichge ich innerlich, nahm meine vollgepackten Rollkoffer und zog diese hinter mir durch den großen Hafen, auf der Suche nach Leuten, die ich noch nie gesehen hatte. //

Ich hoffe, das war kein zu langweiliger Einstieg! Glaubt mir, es wird noch spannender :3 Feedback wär super! -Tea♡

Wer ist hier der Psycho? || Tardy FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt