Ich hörte Schritte. Es war schon schwierig genug meine Augen zu öffnen und alles, was ich sah, war verschwommen. Dunkelheit und grelles Licht. Das Licht war leicht bläulich und setzte hin und wieder für ein paar Sekunden aus. Der Untergrund auf dem ich zu liegen schien, war ziemlich hart. Trotzdem wollte ich mich nicht aufsetzen, denn bei jeder kleinen Bewegung hatte ich das Gefühl das Gleichgewicht zu verlieren und zu fallen. Obwohl das kaum möglich war, denn worauf auch immer ich lag, es war kalt und feucht. Wie ein Kellerboden oder eine Straße nach einem Regenschauer. Die Schritte kamen näher. Langsam bekam ich Panik und begann zu zittern, wobei ich mich fragte, ob ich nicht schon die ganze Zeit lang zitterte. Wie war ich hier hingekommen? Und wo war hier überhaupt?
„Damien, alter, was hast du ihr da rein gemischt?" Entweder sprach die Person laut oder war in meiner unmittelbaren Nähe. „Nichts krasses, sie wird schon bald aufwachen." Diese Stimme kam mir bekannt vor. Aber woher? Ich kannte keinen Damien. War es schlau ihnen zu zeigen, dass ich sie hörte? Womöglich nicht, wer auch immer das war, hatte ich mich wahrscheinlich hier hergebracht. „Und was wenn sie gar nicht die Richtige ist?", fragte wieder die andere Stimme genervt. Jemand kickte etwas Metallisches. „Das ist sie schon", erwiderte Damien. Woher kannte ich ihn? Ich versuchte meine Augen wieder zu öffnen und erstaunlicherweise sah ich scharf. Leise drehte ich mich auf die Seite. Die beiden Typen standen mit dem Rücken zu mir. Einer hatte die Arme verschränkt und lehnte gegen eine verfallene Mauer, der andere lief auf und ab und kickte dabei eine leere Dose vor sich her.
Wir waren wohl in einem Hinterhof, denn das grelle Licht kam von einer Straßenlaterne. Plötzlich begann etwas zu piepen. Vor Schreck zuckte ich kurz zusammen. Das Piepen wurde lauter und immer schneller. Der Typ mit der Dose hörte auf diese zu kicken und fluchte leise. Kurz darauf wurde sein Gesicht von dem Licht seines Handys beschienen. Ich musterte ihn. Wo hatte ich ihn schon mal gesehen? Plötzlich erschien ein Bild in meiner Erinnerung.
Schummriges Licht, laute Musik und links von mir saß er. Dann fiel es mir wieder ein. Damien, war dieser seltsame Typ der meinen Namen in der San Fran gekannt hatte. Oh mein Gott, Cass. Wo war sie und wieso konnte dieser Damien mich hier herbringen? War es noch der gleiche Abend oder schon der nächste Tag?„Es sind Leute von denen in unserer Nähe.", fluchte Damien. „Scheiße und was machen wir jetzt?", fragte der andere. Er klang nervös. Was für Leute? „Was wohl, wir nehmen sie mit?!" Damiens Stimme kam näher. Er wollte mich jetzt doch nicht schon wieder verschleppen?
Beweg dich, Amber. Ich sah, wie sein Schatten auf mich zukam. So schnell es ging richtete ich mich auf und wich zurück. Leider nicht weit, denn knappe zwei Meter hinter mir war eine Hauswand. Wo zur Hölle waren wir bitte?! Irritiert blieb Damien stehen. „Colin, sie ist wach.", sagte er ruhig. Ich krallte meine Hände in die Backsteinwand hinter mir. Die beiden waren viel größer als ich. Eine Flucht wäre unmöglich. Ich konnte zwar schnell rennen, aber nicht mit zwei Typen kämpfen. Colin trat näher. Jetzt fiel das Licht der Straßenlaterne auch auf ihn. Sein Gesicht war nicht so markant, wie das von Damien. Er schien auch jünger zu sein. Unruhig trat er hin und her. „Mach du das. Ich riskiere nicht mein Leben für so eine dumme Aktion. Wahrscheinlich ist sie es nicht einmal." Damit drehte er sich um und verschwand im Schatten des Hauses.Damien reagierte kaum, er zuckte nur leicht mit den Schultern. Dann trat er näher. „Vertrau mir, Amber. Ich erkläre dir alles, aber du musst jetzt mitkommen." Er streckte seine Hand nach mir aus. Natürlich würde ich nicht mitgehen. Vielleicht konnte ich mich mit ihm anlegen, immerhin war er jetzt alleine. Ich wusste, dass dieser Versuch nur schief gehen konnte, aber ich hatte keine andere Möglichkeit. Zwischen uns war eine Distanz von etwa einem Meter. Ich musste es probieren.
Mit meinem Fuß versuchte ich sein Schienbein zu treffen. Darauf schien er nicht vorbereitet zu sein, denn er wich nicht schnell genug zurück und ich traf. Fluchend beugte er sich vor. Das war meine Chance. Meine Beine liefen von ganz alleine und ich wusste nicht mal wohin oder wie ich hier rauskommen sollte. Doch ich war nicht schnell genug. Damien fuhr herum und packte mich an den Armen. „Vergiss es, du kannst nicht abhauen.", zischte er.
Wütend verstärkte er den Griff um meine Handgelenke. Er wollte etwas sagen, doch ein erneutes Piepen unterbrach ihn. Dieses Mal war es viel aufdringlicher und lauter als das erste.Für eine Sekunde hielt er komplett inne. Dann begann er zu rennen und zog mich einfach mit sich. Mir war noch leicht schwindelig und mein Blick verschwamm immer wieder. Die Straßenlaterne flackerte und wir rannten um eine mit Graffiti besprühte Wand. Wir mussten in einer Nebenstraße sein, hier kannte ich mich überhaupt nicht aus. Waren wir überhaupt noch in Manhattan?
Ich versuchte mich loszureißen, doch er hielt mich viel zu fest. Vielleicht hätte ich schreien sollen. Nur war die Wahrscheinlichkeit hier von jemandem gehört zu werden relativ gering. Also rannte ich einfach mit durch weitere Seitenstraßen, die sehr schmal und spärlich beleuchtet waren. Rechts und links waren Hauswände, teilweise eingefallen und mit zerbrochenen Fenstern. Ich verlor die Orientierung. Um wie viele Ecken waren wir schon gerannt? Als wir an einer sehr schmalen Straße angekommen waren ließ Damien mich los. „Folg mir einfach", zischte er. Wir betraten den Gang. Im Gegensatz zu den anderen Straßen war er gar nicht beleuchtet. Ganz am Ende blinkte eine rote Neonröhre.
„Na los." Er schob mich vor sich her. Die Wände schienen immer weniger Platz zu lassen und meine Sneakers wurden von einer Pfütze durchnässt. Hatte es geregnet? Meine Hand schliff an einer schroffen Hauswand entlang. Kurz darauf bemerkte ich wie etwas Warmes daran herunterlief. Das hatte gerade noch gefehlt. Immerhin konnte ich das Blut nicht sehen, sonst wäre ich wahrscheinlich umgekippt. Ich tastete mich im Dunkeln weiter nach vorne und behielt das einzige, rote Licht in meinem Blickfeld. Wieder begann Damiens Handy zu piepen. Erschrocken blieb ich stehen. „Nein, nein, weiter!", flüsterte er hinter mir und drückte mit seiner Hand gegen meine Schulter. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen. Wollte ich überhaupt wissen wo wir waren? Das rote Licht kam immer näher und ich hörte wie Damiens Schritte hinter mir sich verlangsamten. Plötzlich standen wir vor der Wand mit der Neonröhre und ich konnte eine Tür darin erkennen, die man von weitem nicht gesehen hatte. Damien schob mich zur Seite und hielt seine Hand gegen die Tür, woraufhin sich diese öffnete. Licht und Menschenstimmen kamen mir entgegen. Mit einer Handbewegung forderte er mich auf hineinzugehen. „Willkommen in Team Red." Er grinste.
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City Lights
Adventure„Kennt man sich?", antwortete ich schnippisch. Emily schaute jetzt verwirrt zwischen mir und dem Fremden hin und her. „Du mich noch nicht." Sein Lachen war ziemlich dunkel und passte zu seiner ganzen Art. „Woher kennst du meinen Namen?", fragte ich...