Einsamkeit

No. 21

Seufzend setzte sie sich an den Rand der Klippe und ließ ihre Beine baumeln. Unter ihr ragten spitze Steine aus den Wasser wie als würden sie nur darauf warten jemanden auf zu spießen. Hinter ihr warfen die Bäume lange Schatten in der aufgehenden Sonne und die Vögel erwachten langsam und sangen ihr Lied. 

Ihr Blick glitt in die Ferne und beobachtete den roten Feuerball, welcher langsam den Horizont erklomm. Seine Strahlen gaben den einzelnen Wolken, die am Himmel hingen leichte Pink- und Lilatöne. Je höher der Feuerball kam umso kräftiger wurden die Farben und wechselten ihre Farbe in Rot, Lila, Gelb und einen Pinkton. Das ganze Spektakel dauerte nur einige Minuten an und deshalb genoss sie diesen Anblick umso mehr.

Es war die natürliche Schönheit der Natur. Ebenso schön wie zerstörerisch. 

Genau das liebte sie daran. Alles hat zwei Seiten. Die eine Seite baut dich auf, heilt deine Wunden, lässt dich lachen und gibt dir ein Gefühl der Sicherheit. Die andere Seite zerstört dich, reißt alte Wunden wieder auf, so dass du fast an den Schmerzen zerbrichst, sorgt dafür dass du weinst und nimmt dir jegliche Sicherheitsgefühle indem sie dich in ein schwarzes Loch steckt.

Diese zwei Seiten findet man überall. In der Natur, in den Menschen, im Leben und auch in sich selbst. Manche merken es nicht, andere kommen gut damit klar und wieder andere zerbrechen daran.

Sie selbst hat gelernt damit zu leben. Ihre böse Seite zu akzeptieren, denn dran zerbrechen will sie ganz sicher nicht, dafür gibt es doch genug schöne Dinge im Leben. Egal wie einsam sie sich fühlt, irgendjemand ist immer da um zu zuhören. Egal wie sehr sie weint, irgendjemand trocknet immer ihre Tränen und bringt sie zum lachen. Egal wie sehr sie aufgeben will, irgendjemand ist immer da und gibt ihr einen neuen Lebenssinn.

Genau dieser "Irgendjemand" ist ein Mensch, denn jeder im Leben hat, selbst wenn er es nicht wahr nimmt und alleine dafür lohnt es sich, dass man sich selbst voll und ganz akzeptiert und weiter lebt.