Love? Truth? Hate?

Kapitel 13, oder das in dem der Ganze Abend wieder hoch kommt

Wo bin ich?
War das erste, was ich mich fragte als ich aufwachte. Ich setzte mich auf dem Schlafsofa auf und vergrub meinen Kopf in meinen Händen, als die Erinnerungen an den gestrigen Abend zurück kamen.
Das war ja viel zu viel Alkohol und zu wenig essen.

,,Was ist los?" Fragt Milo, der sich nun auch hingesetzt hatte.
,,Nichts. Bin nur wach." Und er zieht mich wieder zurück, sodass ich wieder in seinem Arm liege und meine Hand auf seinem Bauch liegt.
Oh Gott, hatte ich Jon wirklich gehauen?  fragte ich mich, als mir Jons Kommentar "ist doch eh Frauenarbeit" wieder in den Sinn kam da wir wohl darüber geredet hatten, dass ich in der Küche aushelfen würde. Aber bei dem Kommentar hatte er das wohl auch verdient.

Gedankenverloren ging ich den Abend, soweit ich mich erinnern konnte noch einmal durch und merkte erst garnicht, dass Milo meine Hand in seine genommen hatte.
Mist, Jon hat ja auch hier geschlafen. Und ich starre auf den Sitzsack, in dem dieser jedoch noch schläft.

Irgendwann stand ich jedoch auf und zog mich wieder ordentlich an.
,,Was machst du?" Kam von Milo und ich flüsterte nur, um Jon nicht aufzuwecken ,,Ich gehe was trinken."
,,Kommst du wieder?" Und ich musste grinsen Och wie süß.
,,Nee ich haue ab und ihr seht mich nie wieder." Und verdrehe die Augen.

Damit verschwinde ich noch etwas wackelig auf den Beinen nach unten in die Küche.
Vor dem Spiegel im Flur muss ich einmal halt machen und versuche so gut wie möglich meine Haare in einen halbwegs ordentlichen Zopf zu zwängen. Hm, so wirklich besser sieht das ja jetzt nicht aus. Egal.
Dann hole ich mir ein Glas mit Wasser und setzte mich an den Tisch, die Knie angezogen um gedankenversunken aus dem Fenster zu starren.

***

,,Alles klar?" fragt eine Stimme hinter mir und zwei Warme Hände legen sich auf meine Schultern.
,,Ja, soweit." Antworte ich und gucke hoch zu Milo, der mit einem Komischen Gesichtsausdruck auf mich herunter schaut.
Dann gucke ich weiter aus dem Fenster und er setzte sich auf einen anderen Stuhl an den Tisch.
Er spricht das was auch immer das gestern Abend war nicht an. Ist wahrscheinlich auch besser so...

Als Nino und Jon auch endlich aufgestanden sind räumen wir die letzten Sachen weg und sitzen dann irgendwann wieder in der Küche, wo Milo noch mit Eimer und Wischmopp bewaffnet steht.

,,Da ist auch noch was." Meint Nino und zeigt auf eine Ecke in der Küche. Milo schaut ihn nur grimmig an und murmelt etwas von wegen ,,Warum muss ich das machen?"
Als von uns anderen dreien kommt ,,Du wolltest das gestern Abend unbedingt machen."
,,Ja. Ja." Gibt Milo nur zurück und geht samt Eimer und Wischmopp aus der Küche.

,,Mir tuen meine Oberschenkel so weg." Stöhnt Jon und verzeiht das Gesicht, als er aufsteht und sich etwas zu trinken holen will. ,,Wisst ihr zufällig warum!"
Ich muss kichern. ,, Du hast gestern Ballettübungen am Kicker vor gemacht." Antworte ich ihm und Nino kommentiert in Jons unverwechselbarer Tonlage ,,Kampfsportübungen." Jetzt lachen wir beide, während Jon peinlich gerührt in sein Glas schaut und versucht die Situation zu überspielen.

,,Und?" fragt Nino, sobald Milo aus der Küche ist ,,Haben die gestern noch irgendwas gemacht?"
Jetzt sag bloß nichts falsches. Denke ich und von Jon kommt nur ein resigniertes ,,Keine Ahnung. Bin sofort eingeschlafen. "
Ich muss kichern. Na dann ist ja gut.
,,Ha! Du hast dich verraten." Und Nino zeigt anklagend auf mich.
,,Nee, Nee. Ich musste nur gerade an was denken." Und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
,,Und was?" Jetzt schauten mich beide ziemlich interessiert an.

,,Du hast ja Billy Talent auf deinem Handy." Das war mir wirklich gerade erst wieder eingefallen. Und ich hatte lauthals mitgesungen. Peinlich. Peinlich. Noch so etwas was ich unglaublich gerne wieder vergessen würde...
,,Achso, ja." Und Nino guckte wieder auf sein Handy.
,,Was hast du auf deinem Handy?" Jon fing an zu lachen. was hat der denn jetzt?
Ich runzelte die Stirn und sah ihn verwirrt an.

,,Nein. Nicht das. Das ist eine Band." Jetzt grinste auch Nino und ich war immer noch überfordert. Na super.
,,Was denn?" Fragte ich deshalb und beide sahen mich wieder lachend an.
,,Habt ihr etwa nicht verhütet?" Kam es nur halb schockiert, halb lachend von Jon und jetzt war ich vollkommen verwirrt.
,,Häh? Was hat das denn damit zu tun?"

Und zu allem Überfluss kam jetzt auch noch Milo wieder in die Küche.
,,Ey, Milo. Erklär ihr mal, was Billy Boy ist." Ruft Jon ihm auch schon zu und Milo antwortet nur ohne mich anzusehen ,,Kondome." Und setzt sich wieder an den Tisch.
,,Sagt das doch gleich." grummle ich vor mich hin und kann ihn garnicht angucken.

***

,,So ich muss jetzt auch gleich zum Stall. Und vorher natürlich noch dich wegbringen." meint Milo mit einem kurzen Blick zu mir und steht auf.
Ich schnappe meine Sachen, verabschiede mich von Nino und Jon und gehe weiter hinter Milo her nach draußen zu meinem Fahrrad.

Zusammen fahren wir die Straße entlang und als er nach rechts abbiegt rufe ich nur ,,Ciao." Und Biege nach Links  ab. Ich will auch gerade garnicht mit ihm reden.
,,Was? Ach ja." Kommt nur von ihm und er dreht um.
,,Lass. Den Weg finde ich auch alleine." Will ich widersprechen, aber er fährt weiter neben mir her.

,,Hier links." Gebe ich die Richtung an und fahre auf die Auffahrt unseres Mehrfamilienhauses.
Ich steige ab und schließe mein Fahrrad ab, während er ein wenig unschlüssig daneben steht und wohl nicht so ganz weiß, was er machen soll.

,,Danke fürs wegbringen." Unterbreche ich die Stille und reiße ihn aus seinen Gedanken.
,,Kein Problem. Ciao." Kommt nur von ihm und er fährt wieder.

Als ich die Haustür aufschließe grinst meine Mutter mich nur komisch an, doch das ignoriere ich und gehe erst einmal Duschen.
Das wird nie wieder passieren. Schwöre ich mir, als mit endgültig der ganze Abend wieder bewusst wird.