Kapitel 4

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"Du weißt, dass 'Mercury' übersetzt Quecksilber heißt. Und du weißt auch, dass Quecksilber sehr giftig und gefährlich ist. Dieser Name wurde ihr nicht umsonst gegeben. Jeder hat nicht aus Spaß Angst vor ihr. Es wird bald geschehen...", Pierre unterbrach Damiens Rede und fauchte. "Es reicht. Ich weiß alles über sie. Aber es ist noch zu früh.." Ich hörte sie weiter reden. Im Krankehaus war es ziemlich gemütlich und ich hatte gut geschlafen - sogar geträumt hatte ich! Aber durch das kleine Gespräch von den jungen Männern wurde ich ruckartig von meiner Traumwelt geweckt. Nur; ich verstand nicht ganz, um was es sich da handelte. Erst musste ich meine Sinne schärfen. Das Atmen fühlte sich komisch an. Die Luft kratzte an meiner Luftröhre und ich hoffte inständig, dass sich das Ereignis im Wald nicht wiederholte. "Aber Pierre! Wir haben nicht mehr viel Zeit übrig. Wir müssen es ihr sagen. Es hat schon angefangen." Sie waren von ihrem Streit so besessen und hingerissen, dass sie nicht einmal merkten, dass ich wach war. Ich sollte diesem Unsinn ein Ende geben, aber dennoch blieb ich leise. Wovon sprach Damien? Was hatte schon angefangen? Eine Angst durchlief mich und ich schauderte. "Ich habe gesagt, es reicht. Du weckst sie noch auf. Es ist zu früh. Schluss, aus, Ende der Diskussion", kam es von Pierre herausgeplatzt. Ich bewunderte ihn so sehr, weil er seine Fassung nie verlor. Seine Mienen waren immer ausdruckslos und zeigten lediglich Geduld. Wie schaffte er das nur? Mit seinen schwarzen Locken sah er fast wie ein Engel aus. Doch Damien war genau so entschlossen wie Pierre. "Ihre Schlagader pocht jedes mal, und wenn sie nicht erlernt, wie man diese monströse Kraft kontrollieren und unterdrücken kann, dann - dann ist die ganze Menschheit gefährdet! Es fängt klein an, aber je mehr Zeit vergeht, desto stärker wird sie. Mit ihrem jetzigen Stand könnte sie ein ganzes Dorf in Schutt und Asche verwandeln. Wir müssen es ..." Ich hielt es nicht mehr aus. Wie in einem Kindergarten war es. Ich musste diesem lächerlichen Streit ein Ende geben. Ich wusste zwar nicht, worum es ging, aber ich war traurig, weil ich den Anblick von den zwei wichtigsten Personen in meinem Leben im Moment  nicht ertragen konnte. "Aus." Alle beide schauten gleichzeitig auf und waren erstaunt als auch erstarrt. Als ob sie den größten Fehler ihres Lebens begangen hatten. Pierre machte einen Schritt nach vor und näherte sich langsam zu mir. Ich machte eine Geste, welches sagte, dass er dort stehen bleiben sollte, wo er gerade war. 'Warum?', sagten seine Augen, doch nach seinem Gesicht zufolge war er nicht allzu besorgt. Man konnte es ihm - wie immer - nicht ansehen. Doch als ich mich zu Damien wandte, da sah ich etwas ganz anderes. Ich sah den Ärger, den Hass, die Verzweiflung, die Besorgnis. Er beobachtete mich leise mit seinen großen Augen und kam auf mich zu. Als Damien neben mir war, sah ich wieder Pierre an und fing an, meine Fragen zu stellen. "Mir was sagen?" Stille folgte. Niemand sprach ein einziges Wort. Ich wunderte mich nicht, da dies die Stille vor dem kommenden Sturm war. Mit einem erwartungsvollem Gesichtsausdruck wartete ich ab, bis jemand mich aufklärte. Geduld war nicht ganz meine Sache, doch was würde mir jetzt das Schreien und Streiten bringen? Nach einer Ewigkeit brach Pierre sowohl den Blickkontakt als auch das Schweigen. "Nichts. Damien hat wieder zu viel getrunken." Seine Stimme nahm eine scherzende und amüsierte Stimme an. Ich fragte mich, ob er mich wirklich für so naiv hielt. Schließlich war ich schon fast erwachsen und damit auch kein kleines Kind mehr. Mir stieg eine Übelkeit hoch und übergeben musste ich mich. Ich war nur noch wütend auf Pierre. "Damien? Darf ich endlich nach Hause? Bring mi-" "Was redest du da, Kleines? Du musst hier bleiben, bis es dir gut geht", unterbrach mich Pierre ohne an die Konsequenzen zu denken. Irgendwie fühlte ich mich hintergangen von ihm und wollte nicht reden. Vielleicht übertrieb ich es ja, aber 'es' zu wissen, war mein Recht. Ich warf Pierre einen kalten Blick zu, hoffte aber, dass es nicht zu kalt war, weil die Situation  nicht so schlimm war, wie ich es übertrieb. Ich fuhr fort: "Bring mich hier weg, Damien, bitte." Er nickte und sagte, er würde mit dem Arzt reden. Pierre und ich sahen uns nur an. Keiner sprach oder traute sich etwas zu sagen, um die Stille zu unterbrechen. Ehrlich gesagt wollte ich ihn nicht ansehen, deshalb drehte ich mich zum Fenster, der sich glücklicherweise neben meinem Bett befand, um. Es war schon egoistisch von mir, da er eigentlich nur an mich gedacht hatte und das alles wegen mir bis jetzt durchgemacht hatte. Aber von mir etwas zu verschweigen war auch nicht okay von ihm. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde die Tür geöffnet und eine Schwester betrat den Raum. Hinter ihr war auch schon Damien unterwegs. Pierre räusperte sich und ging zur Schwester, wo nebenbei Damien zu mir marschierte. "Sie hat gesagt, dir würde es inzwischen besser gehen und dass man dich in einer halben Stunde entlassen könnte. Geht es dir im Ernst gut?" Die Besorgnis in seiner Stimme hörte ich selten von ihm, also müsste es sich wirklich um etwas Wichtiges handeln. Neugierde umhüllte meine Gedanken. Ich nickte nur und schlug mir die Zeit mit ausruhen tot. "Du siehst wirklich fertig aus", warf er mir mit einer komischen Miene zu, die eigentlich ganz niedlich aussah. Wir saßen in Pierre's weißem BMW und warteten nicht einmal auf ihn, da ich es nicht wollte und er warscheinlich Schuldgefühle wegen mir hatte. Seine Vorliebe zu BMWs würde ich nie verstehen, aber es war ziemlich gemütlich im Auto. "Ich hab hunger. Hab seit heute morgen nichts gegessen." Es stimmte sogar wirklich. Doch es war was anderes, das mich fertig machte.. Ich wusste nicht, was es war. Ging es mir so schlecht wegen Pierre? Oder der Vorfall heute in der Schule? Dieses Unbehagen verließ mich einfach nicht. Als wäre mir schlecht. Als müsste ich mich übergeben, aber nicht so richtig. Als würde ich keine Luft bekommen, konnte aber atmen. So ein Gefühl eben, wo man sich hart unwohl fühlt. "Okay, fahren wir zuerst nach Hause. Dann koch ich für dich und mach dich satt", zwinkerte Damien. Ich musste bei der Vorstellung einen Lachen verkneifen, da das Kochen nicht so sein Ding war. "Und dann wegen einer Lebensmittelvergiftung wieder im Krankenhaus landen? Nein, danke", kicherte ich und schnallte mich an und machte es mir  bequem im Auto. Er tat einen auf beleidigt, obwohl er recht glücklich aussah. Anschließend meinte er, er würde Döner von einem türkischen Laden bestellen. Eigentlich mochte ich dieses - nicht so elegante -  Essen, doch an den Fett dachte ich auch immer. Wusste Damien denn überhaupt nicht, wie viele Kalorien Döner hatte?

Es war schon Mitternacht und Pierre war noch immer nicht zu Hause. Ich war besogrt und fragte mich langsam, ob er überhaupt zurückkehren würde. Wo er wohl steckte? War ihm etwas zugestoßen? Diese Gedanken kauerten sich in mich hinein und fraßen mich langsam Stück für Stück auf. Ich fragte mich, ob es wegen mir war. Ob er meinetwegen nicht gekommen war. Mein Magen krampfte sich zusammen und mir wurde schlecht. Doch es musste sich sicherlich um etwas Anderes handeln. Wieder diese Übelkeit, welches ich heute morgen hatte. Was war nur los mit mir? Angesichts der Tatsache, dass ich noch Junfrau war, konnte dieses Unbehagen nicht von einer Schwangerschaft kommen. Bei dem Gedanken musste ich sogar lachend meinen Kopf schütteln. Ich ging im Wohnzimmer auf und ab und wartete. Wartete und wartete eine Ewigkeit, doch er kam nicht. Vielleicht war er ja mit einer Prostituierten besoffen unterwegs? Doch das bezweifelte ich, weil er nicht so ein Mann war wie die meisten da draußen. Aber an was konnte ich noch denken, wenn er um diese Uhrzeit noch nicht zu Hause  war? Ehrlich gesagt war ich noch immer sauer auf ihn. Schließlich lebten wir schon sehr lang zusammen und es war doch mein Recht so etwas Wichtiges zu wissen - obwohl ich noch nicht aufgeklärt worden war. Die Besorgnis wandelte sich in Wut um und ich wollte ihn nicht mehr sehen. Diese Trauer, diese Leere war auf einmal weg und stattdessen blieb eine große schwarze Dunkelheit zurück. Ich wusste nicht, ob es einen solchen Gefühl dafür gab, aber wenn es der Fall wäre, dann würde man es 'Gefühl der Finsternis' nennen. Sie fraß mich einfach von innen auf und jene Lust auf das Leben verlor ich. Unwillkürlich schlossen sich meine Augen und ich fragte mich, ob ich ohnmächtig wurde. Doch ich - ich fiel nicht. Ich fühlte nur das Schlagen meines Herzes und die feuchte Luft, die auf einmal entstanden war. Ich fühlte, wie sich alles um mich herum drehte und meine Beine nachließen. Meine Augen noch immer geschlossen sackte ich zu Boden.

Ende des vierten Kapitels. :)

Leute, es tut uns leid, weil sich dieser Teil verspätet hat. Wir werden uns bemühen, jede Woche bzw. jede zweite Woche einen weiteren Teil unserer Story zu posten. :*

 Wir haben euch lieb und danken euch für die +200 reads <3  

~ Z. & C.

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