Kapitel 20

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Stefan rutschte unruhig auf dem Bett herum, was Tessa natürlich nicht entging. „Du willst also wissen, was ich so toll an dir finde" er räusperte sich „na ja, du bist ein sehr hübsches Mädchen. Lass uns jetzt schlafen gehen."

„Was, das ist alles" motze ihn das Mädchen ungläubig an. So einfach lies sie sich nicht zufrieden stellen.

„Es reicht jetzt Fräulein, wir gehen schlafen" sagte er streng, konnte ihr dabei aber nicht in die Augen sehen.

Tessa fing an, wie ein kleines Kind, die Luft anzuhalten. Mit hochrotem Kopf starrte sie ihm direkt in seine Augen.

Stefan fing an sie auszulachen „was soll denn das jetzt bitte, wie alt bist du gleich nochmal" er lachte immer lauter. Doch als er sah, wie langsam immer mehr Adern in Tessas Augen hervor traten, merkte er, dass sie es wohl wirklich ernst meinte.

„Ist ja gut Süße, du hast gewonnen, aber hör jetzt bitte auf mit diesem Blödsinn" er gab ihr eine leichte Ohrfeige, vorauf sie erschrocken nach Luft schnappte und ein winzig-kleines Lächeln auf ihren Lippen erschien.

Sie dachte noch einmal über die Worte, die gerade seinen Mund verlassen hatten nach, du hast gewonnen, hatte er das eben wirklich gesagt oder bildete sie sich das nur ein. Fest stand jedenfalls, dieser Mann hatte Schwachstellen.

Erwartungsvoll sah sie ihn an, bis er endlich seinen Mund auf machte. „Also gut Tessa. Es gab da einmal jemanden in meinem Leben, der mir wirklich sehr viel bedeutete und diesem 'Jemand' siehst du verdammt ähnlich und aus diesem Grund konnte ich dir einfach nicht widerstehen. Ich hoffe das ist dir Antwort genug, ich möchte dass du keine weiteren Fragen darüber stellst, ich habe sie dir beantwortet und das muss genügen" sagte er hastig.

Über die Nacht hinweg, brachte Tessa kaum ein Auge zu, denn sie musste ständig über seine Worte nachdenken – wer war diese Person, der sie so ähnlich sah und vor allem, was ist mir ihr geschehen. Sie durfte ihm keine weiteren Fragen darüber stellen, also hieß es, dass er noch immer irgend etwas vor ihr verheimlichte, das ebenfalls mit der Entführung zu tun haben musste. Was es war, das würde sie schon irgendwie heraus finden, da war sie sich sicher.

Am nächsten Morgen wurde Tessa und ihr Entführer von einem lauten Geräusch aus dem Schlaf gerissen, es war die Haustürklingel.

Bevor Stefan zur Tür ging, um sie zu öffnen, mahnte er das Mädchen, dass wenn ihr, ihr leben etwas wert war, sie bloß keinen Ton von sich geben sollte.

Das Mädchen hätte gerne gewusste, wer das war, der so früh vor Stefans Tür stand. Doch sie konnte sich durch ihre nervigen Fesseln mal wieder kaum bewegen und bekam so auch nichts mit.

Er kam nach einer Weile zurück und löste sie von ihren Ketten, dabei trug er ein merkwürdiges Lächeln auf den Lippen.

„Komm mit Tessa, ich will dir etwas zeigen. Na los, beeil dich" drängte er sie freudig und schob sie sanft von hinten an.

Als sie vor der geschlossenen Wohnzimmertür standen, bestand er darauf, dass sie sich die Augen zu hält, da er sie mit irgendetwas überraschen wollte.

Das Mädchen schloss ihre Augen und ihr stieg - wie jedes Mal, wenn er etwas ausheckte - ein flaues Gefühl im Magen hoch, da sie keinen blassen Schimmer davon hatte, was er nun schon wieder mit ihr vor hatte.

Der Mann führte sie blind durch das Wohnzimmer, bis hin zum Sofa, wo sie sich hinsetzen sollte.

Tessa nahm ein leises Piepsen wahr, konnte es aber im ersten Moment noch nicht zuordnen. Kurz darauf streifte etwas weiches ihren Arm und befand sich dann auf einmal auf ihrem Schoß. Sie zuckte leicht zusammen, als sie bemerkte, dass sich dieses flauschige Etwas bewegte „was ist das" fragte sie lächelnd in den Raum.

„Fass sie an, aber sei vorsichtig" entgegnete ihr Stefans ruhige Stimme.

Ganz langsam bewegte sie ihre Hände, mit noch immer geschlossenen Augen, darauf zu und erfasste zwei winzig-kleine Füßchen, mit weichen Krallen daran. Als sie begriff, dass sich ein kleines Kätzchen auf ihrem Schoß befand, riss sie mit einem mal ihre Augen auf und eine Träne kullerte ihr übers Gesicht.

Zwei große, blaue Äuglein sahen neugierig zu ihr auf und ein weiteres Piepsen des kleinen Katzenbabys, lies Tessa dahin schmelzen.

„Gefällt dir die Kleine, sie gehört dir" Stefan hatte sich inzwischen neben das Mädchen gesetzt und sah ihr aufmerksam zu, sie nickte und bedanke sich bei ihm, dabei lies sie das flauschige Ding aber nicht aus den Augen.

Als sie das Kätzchen noch eine Weile betrachtete, kam ihr auf einmal ein böser Gedanke, machte er das alles nur, damit ich mich hier 'wie zu Hause' fühle. Jedenfalls weiß er von meinem Hund Shino und somit auch, dass ich Tiere mag und er macht es bestimmt nicht, um mir ernsthaft eine Freude zu bereiten, dazu ist er viel zu hinterlistig und unberechenbar.

Ihr Blick verfinsterte sich. Sie wollte sich hier nicht wie zu Hause fühlen, denn dass war es nicht, ihr Heim war nicht hier, sondern bei ihrem Vater und das würde sich auch nie ändern.

„Hier, ich will sie nicht" das Mädchen hielt ihm die Katze hin und er nahm sie fragend entgegen.

„Okay, ich dachte du magst sie, was ist los Tessa."

„Tu doch nicht so scheinheilig Stefan, ich weiß genau was du vor hast, du kannst die Katze wieder weg bringen, ich will sie nicht" erläuterte sie noch einmal.

Ohne weiter auf Tessas Spinnereien einzugehen, schickte er sie zurück ins Schlafzimmer und kettete sie wieder an. Das Kätzchen lies er im Wohnzimmer zurück.


Auf unbestimmte Zeit - EntführtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt