Kapitel3/3

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  Jeffs Sicht:

Am Montagmorgen verschluckte ich mich beinahe an meinem Kaffee als ich einen Blick in die Zeitung warf. Ein bekannter Serienmörder hatte wohl sein Handwerk, nach einer 3 monatigen Pause, wieder aufgegriffen und am Freitagmittag die erste Kleinfamilie, in einem Ort 6 Stunden von hier, brutal zugerichtet. In einem Tackt von ca. 9-10 Stunden waren noch weitere Morde begangen worden, immer an Orten nahe der Autobahn Linie die auch durch diese Stadt führte. Einer davon sollte angeblich auch hier passiert sein. Hm interessant...aber leider nicht von sonderlich großer Bedeutung, da der Täter die Stadt ja schon längst wieder verlassen haben musste. Schade, ich hätte mich gerne mal wieder mit jemandem getroffen der meine Leidenschaft teilte... Neugierig geworden, schaute ich im Internet ob es bereits Tatortfotos gab, die natürlich nicht in einer Lokalzeitung erscheinen durften. Als ich fündig wurde zog ich scharf die Luft ein. Obgleich sie  Alle, vom Stil her, recht ähnlich wahren übte das Foto, welches hier im Ort aufgenommen worden war, eine ungeahnte Faszination auf mich aus. Die Gesichte der Opfer waren zwar stark verpixelt und somit unkenntlich gemacht aber der Tathergang war wunderbar zu erkennen. Es fiel mir schwer den Blick von diesen akkurat ausgeführten Messerschnitten zu lösen und doch musste ich lächeln als ich die, mit Blut geschriebenen, Worte an der Wand entdeckte. "Sweet Dreams" es war als wäre es die Vollendung meines geliebten "go to sleep" Das war mal wirklich eine Story nach meinem Geschmack. Schade nur, das sich der Künstler bereits aus dem Staub gemacht hatte. Mit dem hätte ich mich wirklich gern mal ausgetauscht.

Mit einem Blick auf die Uhr, stellte ich fest das es langsam Zeit für die Schule war. Mit einem Seufzen stand ich auf. - Wie lang würde das wohl noch gehen? Die Heimleitung hatte mir am Wochenende unmissverständlich klar gemacht das ich, nach meinem Verhalten in der Schule, hier nicht länger willkommen war. Ich solle mir, da ich volljährig war, schnellst möglich einen Job und eine Wohnung suchen. Naja shit happens dachte ich mir und machte mich auf den Schulweg.

Ich war verdammt spät dran. Als ich den Klassenraum betrat, waren alle Anderen bereits da. Selbst die Schwarzhaarige saß bereits auf ihrem Stuhl und sah, wie so oft, stur aus dem Fenster. Doch irgendetwas fehlte...Mein Blick blieb an Kevins Platz hängen. Er war überhäuft mit Blumen, Kerzen, kleine Bildchen und hässlichen Stofftieren. Was ging denn hier bitte ab? Ich setzte mich gerade auf meinen Platz als unser Lehrer herein stürmte. Er teilte uns mit Trauermiene mit das "unser geliebter" Kevin das Opfer dieses Serienmörders geworden war. Dann bat er uns Alle um eine Schweigeminute um diesen "wundervollen jungen Mann, der viel zu früh hatte gehen müssen" entsprechend zu verabschieden. Überall war Geschniefe und Geheule zu hören. Ich blickte mich resigniert um, doch wurde meine Aufmerksamkeit regelrecht von Lillien angezogen. Auch ihre Schultern bebten verdächtig wie bei vielen anderen meinen Mitschülern. Aber halt! Hatte ich so ein zucken von ihr nicht bereits schon einmal falsch interpretiert? Angestrengt versuchte ich ein Blick auf ihr Spiegelbild im Fenster zu erhaschen. Und richtig, sie weinte nicht. Ihre Lippen waren zu einem breiten, schiefen Grinsen verzogen und sie schien große Mühe zu haben nicht laut los zu Lachen. Mit ihren Händen schien sie in ihrer Handtasche über etwas zu streichen. Es schien sie wohl zu beruhigen. Ich kniff die Augen zusammen und spähte in das Innere der Tasche und nahm nur kurz das aufblitzen einer metallischen Klinge war, ehe ihr Arm mir die Sicht versperrte. Konnte das war sein? Kleine Gedanken schlichen sich, wie von selbst, in meinen Kopf. Könnte sie vielleicht die Jenige gewesen sein? Nein, das war unmöglich! Sie hätte nicht die Gelegenheit, am Freitag nach der Schule, so rasch zum ersten Ort des Geschehens zu kommen. Das geringe Zeitfenster machte es unmöglich. Und doch passte sonst alles! Ich konnte mich dem Eindruck einfach nicht erwehren. Ich MUSSTE mit ihr reden.

Direkt nach der Stunde sprang ich auf und lief auf sie zu. Vorsichtig griff ich nach ihrer Schulter und drehte sie zu mir um."Ich muss mit dir reden" brachte ich hervor. "Ja reden, das sollten wir wirklich." antwortete sie mir mit einem sanften Lächeln. Irgendwie nahm mir das allen Wind aus den Segeln. "Aber hier ist wohl kaum der richtige Ort dafür, oder? Wie wäre es wenn du auf einen Kaffee mit zu mir kommst?" Ich konnte nur verdattert nicken. Eigentlich hatte ich erwartet das ihre Antwort eher ein monotones - ich wüsste nicht worüber- werden würde.
Auf dem Weg zu ihrer Wohnung schaute ich immer wieder verstohlen zu ihr rüber und wunderte mich wie ruhig sie blieb. Wusste sie wirklich worüber ich mit ihr reden wollte. Wenn ja, wie konnte sie dann nur so verdammt ruhig bleiben. Ich beobachtete sie dabei wie sie nach ihren Schlüsseln kramte während ich mir schon vor Spannung, unter dem Schal, die Lippe zerbiss. " Keine Sorge, ich lebe allein" sagte sie als sie die Tür aufstieß. Ihr angenehmer Geruch schwappte mir aus ihrer Wohnung entgegen und ich trat zögernd ein. "Magst du Kaffee oder lieber Tee" fragte sie mich und aus irgend einem Grund machte ihre ruhige Art in diesem Moment einfach wahnsinnig Wütend! Wusste sie denn nicht worum es hier ging? Mit einem wütenden Knurren packte ich sie an den Schultern und drückte sie grob an die Wand ihres Flurs."Wie kannst du nur so ruhig bleiben? Weißt du denn überhaupt über was ich mit dir reden will?" fauchte ich sie an. Zwei kleine blasse Hände griffen nach meinem Gesicht und zog mir den Schal herunter. Ohne weiter auf ihn zu achten, lies sie ihn auf den Boden fallen. Sanft strich sie mit ihren Fingern über meine Wangen und die sich darauf befindenden langen Narben. Sie beugte sich vor. Himmel was sollte das denn werden? Jeder der mein Gesicht gesehen hatte wandte sich schnell ab. Traute sich nicht mich weiter an zu sehen und sie? Als hauchzarte Lippen sich sanft auf meine legten schloss ich ergeben die Augen. Nur einen ganz kurzen Augenblick, dann zog sie sich wieder zurück. Mit ihrem Mund immer noch kurz vor meinem flüsterte sie: "Du und ich wir sind von der selben Art. Oder wolltest du noch über etwas anderes reden?"



  Lillien Sicht:

Ich zog mich leicht zurück und flüsterte "Du und ich wir sind von der selben Art. Oder wolltest du noch über etwas anderes reden?" Er stöhnte rau auf "Nein" erwiedete er, ehe er seine Lippen wieder auf meine presste. Himmel war das gut! Nach seiner Reaktion am Morgen war ich mir endlich sicher gewesen. Dieser Junge im weißen Pullover, der wohl hin und wieder Probleme hatte seine Wut im Zaum zu halten, war wie ich. Das übte, ohne das ich wollte, eine unbekannte Anziehungskraft auf mich aus. Aber damit schien ich ja Gott sei Dank nicht alleine, denn immerhin standen wir hier in meinem Flur und er küsste mich als gäbe es kein Morgen. Seine Hände wanderten von meinen Schultern runter zur Hüfte. Das machte mir das Folgende wesentlich einfacher. Ich drehte unsere Position, sodass nun er zwischen mir und der Wand stand und schob mein eines Bein zwischen seine. Während dessen wanderten meine Hände nach Oben, zogen ihm die Kapuze vom Kopf und vergruben sich tief in seinem schwarzen Haar. Als wir uns einige Augenblicke später, schwer atmend von einander lösten lachte ich erst mal befreit auf. Eine Sekunde schaute er mich irritiert an ehe er einstimmte. Die Situation war aber auch seltsam. Ohne den Kontakt, den unsere Augen hergestellt hatten, zu unterbrechen nahm ich seine Hand. Beugte mich vor und flüsterte in sein Ohr; " Naa, entschieden? Kaffee oder Tee?" Ich küsste flüchtig die Narben die sich von seinem Mundwinkel über seine Wangen zogen und schaute ihm wieder in die Augen. "Kaffee" brummte er nur. "Eine ausgezeichnete Wahl" lachte ich während ich ihn hinter mir in die Küche zog.



Mit angewiderten Blick sah ich auf die blutüberströmte, leblose Person herab und stieß sie verächtlich mit dem Fuß an, ehe ich mich langsam zu Jeff umdrehte. Jeff wandte seine Aufmerksamkeit nun ebenfalls von seinem Spielgefährten ab und kam auf mich zu. Sein Gesicht zierte das wahnsinnige Grinsen dass ich so an ihm liebte. Es war besprenkelt mit Blut und auch der Rest seines Körpers wies nicht wenige Spuren davon auf. Seinem immer breiter werdendem Grinsen nach zu urteilen, sah ich nicht groß anders aus. Das Blut unserer Spielgefährten mischte sich als sich unsere Finger verschränken und wir uns, Hand in Hand, der letzten lebenden Person zu wandten. Gemeinsam erschufen wir ein wunderschönes Bild aus Rottönen.

Letztendlich sprach Jeff die Worte auf die ich schon so lange gewartet hatte "Go to sleep..." "and have sweet Dreams" beendete ich den Satz ehe wir gemeinsam den Junge vor uns mit unseren Klingen ins Land der Träume schickten. "Lass uns nach Hause gehen, Jeff" sagte ich während ich meine Hand an seine Wange legte. "Und was machen wir da?" fragte er mit einem schiefen Lächeln und lehnte seinen Kopf meiner Hand entgegen.
"Oh, da würde mir so einiges einfallen" raunte ich diebisch grinsend zurück:




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Für Rechtschreib- und Formfehler möchte ich mich gerne entschuldigen.... habe leider aktuell keinen Beta-Leser mehr und ich merke das bei mir selbst einfach so selten -.-
Ich hoffe es hat euch trotzdem zumindest etwas gefallen.
Solltet Ihr Interesse an Lillians Background story haben oder irgendwelche Vorschläge, immer her damit ;) Allgemein freue ich mich über Feedback und andere Kommentare sehr.
LG
Shizuka  

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