5 - Siegesschmerzen

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Nye

Später konnte er nicht mehr genau sagen, wer ihn danach aus dem Ring geschliffen hatte. Er konnte sich nur noch schemenhaft an den Moment danach erinnern. Alles, was er noch abrufen konnte, war wie sein Meister triumphierend aus den Tiefen hinter dem Tor hervorschritt, an ihm vorbei, um sich seinen ergaunerten Sieg einzuverleiben.

Als Nye erwachte, lag wieder das altgewohnte Halsband um seinen altgewohnten Menschenhals und die altgewohnten Felynen versorgten seine Wunden. Er schloss die Augen und ließ es über sich ergehen. Immer und immer wieder stach die heiße Nadel in seinen Bauch und die ganze Zeit über versuchte er es zu ignorieren.
Er schaffte es schließlich indem er sich die Schmerzen der Anderen vorstellte und, vor allem, die des Bären, als er ihm seine Kehle aufriss. Wie viele heiße, blutige Nadeln musste er in diesem Moment gespürt haben? Ob er gewusst hatte, dass es für ihn nach diesem Kampf nie wieder einen zweiten Kampf geben würde? Er sah auf seine wunden Hände und ballte sie knirschend zu Fäusten. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um sich selbst Schuldgefühle einzureden.

Zischend lehnte er sich an die Wand und beobachtete die beiden Heilersklaven bei der Arbeit. Felynen setzte man oft als Heilersklaven ein, denn das Gewisse Geschick dafür war ihnen bereits angeboren, oder eben im für sie schlechtesten Fall als Kämpfer, wie beim zweiten Anderen...
Aber eine freie Felyne hatte er vor heute seit Jahren schon nicht mehr gesehen.

Sie war nicht gekommen. Das würde auf jeden Fall noch für Ärger sorgen.

"Gut gekämpft, Kleiner."

Er knurrte nur unverständlich zurück. Warum redete er sich überhaupt Schuldgefühle für einen Bären ein, wenn direkt neben ihm so ein widerlicher Vertreter dieser Art stand?! Die Strafe folgte sofort und er wurde gepackt und an den Haaren hochgerissen. Er hätte uns alle retten können... Dieser widerliche Schleimer

"Pass auf was du tust, Kleiner."
Brummte er, mit dem altgewohnten, widerlichen Grinsen im Gesicht, das aussah, als hätte die Mistgabel höchstpersönlich sein Gesicht entworfen. Nye hätte alles darauf verwettet, dass er ihn im Kampf hätte besiegen können, aber das war kein Kampf. Das war ein reines Machtspiel, also harrte Nye aus, bis er ihn brummend wieder losließ.

"Leider muss ich dich jetzt verlassen, Kleiner. Es gibt da noch ein kleines... Problem, um das ich mich kümmern muss."

Erschrocken zischte er auf und sah auf die flinken Hände hinunter, die sich jetzt mit Tüchern an seiner Schulter zu schaffen machten. Als er wieder aufsah, war der Bär verschwunden. Knurrend lehnte er den Kopf in den Nacken, um seine gesamte Konzentration in den Schmerz zu legen, während von draußen der Jubel des Meisters zu ihm herein schallte. So ein widerlicher Schleimer...

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