Tara
Sie ging nicht wieder hinaus. Nicht, bis die Sonne hinter den Häusern verschwunden war, bis sie sich sicher sein konnte, das die Spiele vorbei, der Säufer sie nicht gefunden und sie die Verabredung verpasst hatte. Erst als das ganze Licht versteckt war traute sie sich wieder vor die Tür. Nachts war die Stadt kälter. Der weiche Wüstensand vermochte die Wärme weder aufzunehmen, noch zu speichern, und so schien hier Nachts das Land in eine Art Totenstarre zu verfallen. Als würde die Wüste ihren eigenen kleinen Winter erschaffen.
Sie atmete tief die friedliche, kühle Luft in sich hinein und schlich sich dann, den kleinen Fischbeutel in der Hand, weiter voran. Weit war der Weg nicht, im dunkeln, so ganz ohne leben, wirkte er sogar noch kürzer, und so kam sie schnell voran.Das alte Tor quietschte einen hohen, aufatmenden Schrei, als sie es behutsam öffnete. Normalen Menschen wäre dabei wohl ein Schauer über den Rücken gelaufen, ihr aber nicht. Sie empfand es nicht als gruselig, sondern vielmehr als befreiend. Hier würde sie niemand entdecken, niemand anstarren und niemand ausfragen, es war einfach nur ein ruhiger, stiller, alter Ort. Friedlich eben, nicht gruselig. Naja, genau genommen gab es da wirklich eine Sache die sich heimlich durch die Dunkelheit schlich. Wie auf Kommando befreite sich ein Mauzen aus der Dunkelheit und schickte ihr ein Lächeln aufs Gesicht. Sie tastete in der Dunkelheit des verlassenen Hofes nach der alten Öllampe und tauchte damit den Frieden in eine hellere, wildere Dunkelheit. Die Lampe stellte sie neben ihren kleinen Baumstamm und dort setzte sie sich hin, wartete und packte den Fisch aus. Aber lange brauchte sie nicht zu warten.
Ein Mauzen drang aus der Dunkelheit heraus, dann noch eins und noch eins, dann trat die Erste ins Lampenlicht. Vorsichtig, auf leisen, sanften Pfoten, den Kopf gesenkt, den Körper vorsichtshalber dicht an den Boden gelegt.
"Hallo meine Kleine..." sagte sie sanft. Die Katze streckte vorsichtig die kleine Nase ihrer Hand entgegen, schnupperte daran. Es war die kleine Blinde, mit den vielen Narben. Als sie sich entschied zu bleiben und sanft ihren Kopf gegen ihre Hand schmiegte, folgten ihr die Anderen. Sogar der Nachwuchs wuselte schon mit den Anderen durch das Licht. Tara hatte vor ein paar Wochen geholfen sie auf die Welt zu holen und jetzt liefen sie schon durch die Welt. Sie verteilte den Fisch gleichmäßig an die mauzenden Bettler, wobei sie allerdings nicht drumherum kam ihrer Liebsten, der Blinden, ein wenig mehr zurückzuhalten.
Gerade saß sie an einen Stamm gelehnt, beobachtete wie die Kleinen ihre ersten Kletterversuche starteten, die alte Blinde schnurrend auf ihrem Schoß und genoss den Frieden... Die Nacht wurde immer tiefer, und das Licht der Lampe spielte Späße mit ihrem ans Licht gewöhnten Verstand, aber das machte nichts. Es war so schön sich unter Wesen zu befinden, die einem bedingungslose Liebe garantierten. Ob das nun Menschen oder Katzen oder Beaster waren, war ihr vollkommen egal. Alles was ihr wichtig war die Normalität. Die Zweisamkeit. Dieses... Wohlige Gefühl in der Magengegend, das sie immer bekam wenn sie sich um ihre Kleinen Schützlinge kümmerte.
Plötzlich zuckte die Blinde zusammen und sprang auf. Ein Kätzchen stürzte vor Schreck vom Ast. Die Katzen verschwanden zurück in der Dunkelheit. Ein Arm schloss sich um Ihre Taille. Sie schrie vor Schreck und im selben Moment schob sich eine Hand vor ihren Mund, erstickte den Schrei und ließ in ihr eine Panik hochbrennen, wie sie sie noch nie gespürt hatte. Sie wurde zurückgezogen. Schreiend.
Niemand hörte sie.
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BEAST
Fantasy...War nicht eigentlich alles, was ich wollte, Frei sein?... Nye ist ein Beast und wie fast alle Beaster, ist er ein Sklave. Ein Kampfsklave. Mit einer vergessen verbotenen Kraft dazu gezwungen seinesgleichen zu töten, um die Menschen an einen Sieg...