Kapitel 1

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Ich rannte durch die Eingangstür des Klinikums, den Gang entlang, bis zum Empfang. Ben wartete bereits auf mich. Wow, dass er mal vor mir im Klinikum war, war auch auch noch nicht so oft vorgekommen. Um ehrlich zu sein, konnte ich mich an kein einziges Mal erinnern.
“Guten Morgen“, keuchte ich außer Atem.
“Morgen Doktor Sherbaz“, sagte er lächelnd. Dieses Lächeln... die Sonne ging in meinem Herzen auf. Vergessen war, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben zu spät zur Arbeit gekommen war, weil ich meinen Wecker überhört hatte, vergessen war, dass ich meinen Wecker überhört hatte, weil ich einfach übermüdet war. Vergessen war auch, dass die schlaflosen Nächte allein dem verschuldet waren, dessen Lächeln mich gerade so glücklich machte.
“Ich zieh mich nur kurz um, ich bin gleich da“, sagte ich und eilte weiter.
Ich war schon fast um die Kurve, da rief er mir nach. Und mein Herz führte einen Tanz zum Gesang seiner Stimme auf. Gott, ich war echt erbärmlich, das war so lächerlich. Man sollte meinen, ich wäre noch nicht erwachsen.
“Leyla?“
Sorge schwang in seiner Stimme mit und ich weiß, das hätte nicht eine solche Freude und Genugtuung in mir hervorrufen dürfen. Aber das tat es.
Ich drehte mich zu ihm um. Er war mir nachgelaufen und stand nun direkt vor mir, sah mich an.
“Ist alles okay?“, fragte er, seine Stimme so sanft.
“Klar“, erwiderte ich nur, und warum verdammt nochmal, konnte ich nicht einfach Kontrolle über meine leicht bebende Stimme haben? Er musste es gehört oder in meinen Augen gesehen haben, ich konnte ihn noch nie anlügen, ihm nie etwas vormachen.
“Leyla.“
Er packte mich an den Schultern und es fühlte sich so gut an, seine starken Hände auf meinen Armen, die Wärme, die von ihnen ausging und sich in mir ausbreitete, mein Herz zum Brennen brachte. Ich wünschte, er würde mich nie wieder loslassen.
“Was ist los?“
Da war etwas in seinen Augen, ein Ausdruck, besorgt, interessiert, sanft, liebevoll, stark... etwas, das in mir das Verlangen weckte, ihm alles zu erzählen. Oder ihn einfach zu küssen. Das wäre immerhin eine eindeutige Antwort. Wie er mich so ansah, eindringlich, auffordernd... da loderte eine Sehnsucht in mir auf, das Atmen wurde von selbstverständlich zu kompliziert.
“Nichts“, erwiderte ich und war verdammt stolz, dass man meiner Stimme fast nichts von dem Sturm an Gefühlen in mir anhörte. “Alles ist gut!“
Ben zog nur eine Augenbraue hoch (eine Fähigkeit, um die ich ihn übrigens immer beneidet hatte) und sah mich an. Aus diesen wunderschön Augen, von denen ich jede Nacht träumte, die ich jeden Abend vermisste. Dieses Licht darin, das jede Dunkelheit durchdrang. Ich klinge echt wie ein Teenager, das tut mir leid, aber es fühlte sich so an.
Gott, ich vermisste ihn so.
“Gut, ich...“, begann ich und ich weiß wirklich nicht, was ich ihm alles gesagt hätte, wären wir nicht unterbrochen worden.
“Doktor Sherbaz? Herr Ahlbeck?“, über Bens Schulter sah ich Niklas auf uns zukommen.
“Was machen Sie denn da?“
Er blickte zwar amüsiert, doch seine Stimme klang vorwurfsvoll.
Ben ließ mich los und trat ein Stück zur Seite. Ich sah ihm an, dass er es nicht gerne, nur widerwillig tat, was eine Welle an Hoffnung durch meinen Körper jagte.
Ben räusperte sich. Ich bemerkte einen rosigen Schimmer auf seinen Wangen, kaum zu sehen, aber dennoch schlug mein Herz höher. Hatte er etwa auch noch Gefühle für mich? Hatte sich das eben auch für ihn intim angefühlt? Ich vermisste seine Berührung schon jetzt.
“Guten Morgen Doktor Ahrend“, grüßte Ben ihn höflich.
“Wir haben Patienten zu versorgen“, nun klang Niklas doch etwas ungeduldig, sein Blick mit dem er mich bedachte, war fragend.
“Selbstverständlich. Ich ziehe mich sofort um.“, erwiderte ich und lief sofort Richtung Umkleide. Ich brauchte mich nicht umzudrehen um zu wissen, dass die beiden mir nachsahen.

Endlose Liebe - Wenn Liebe über Verstand siegtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt