Brief 4

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~Maudado

Wie ein Unschuldslamm stehst du bei deinen Freunden und lachst über sinnlose Witze. Humorvoll und aufgeweckt trägst du etwas zu dieser Gemeinschaft bei und ganz weit weg stehe ich und versuche aus dir schlau zu werden.





Am Mittwoch war es mir entlich wieder erlaubt in die Schule zu gehen. Das "endlich" war dabei sarkastisch gemeint. Ich scheute mich davor wieder unter Leute zu gehen, da ich einfach nicht hören wollte was sie über mich sagten, auch wenn es mich nicht interessierte. Zu alledem wollte ich Osaft auch nicht unter die Augen treten. Er suchte nach mir. Er wusste nur noch nicht, dass ich der Briefschreiber war...
Es stand mir eine unglaublich anstrengender Weg, bestehend aus absoluter Selbstkontrolle bevor. Jeder Blick, jede Geste und jedes Wort konnte mich verdächtig machen.

Die ganze Zeit schon beschäftigte mich die Frage, was Osaft tun würde, wenn er herausgefunden hatte wer der Absender "Unknown" war. Würde er es jedem erzählen? Oder noch schlimmer...würde er mich weiter erpressen und versklaven?!
Vor kurzem hätte ich diese Möglichkeiten mit 100%iger Sicherheit unrealistisch gefunden, jedoch war ich mir jetzt nicht mehr so sicher, ob Osaft wirklich die Person war, die ich zu kennen glaubte.








Ich huschte so unauffällig wie möglich über den Schulhof und durch die Gänge. Noch wurden keine Bemerkungen gemacht, jedoch fühlte ich mich jedesmal angesprochen, wenn irgendwo gelacht wurde. Jetzt leidete ich auch noch an Schizophrenie!

Entlich kam ich an meinem Spind an, bei welchem nur manchmal Schüler vorbei liefen. Ich begann mich endlich zu entspannen und sicher zu fühlen. Dieses wunderbare Gefühl würde wohl wieder verschwinden, wenn ich in mein Klassenzimmer trat.

Ich entledigte mich meiner Jacke und meiner Schuhe, welche ich einfach nur in den Schrank warf. Ich versank in meiner Ruhe und begann zu trödeln. Ein Räuspern ließ mich zusammen zucken und ich drehte mich blitzschnell um.

"Wie lange willst du hier noch rum trödeln? Los. In deine Klasse!", schimpfte mich die Fluraufsicht, die alte Miss Grinsch, unfreundlich an.
Sofort eilte ich dort hin wo ich sein sollte, dabei hatte die 1. Stunde noch nicht einmal angefangen.

Verschreckt von der alten Dame huschte ich wie eine Maus über die Flure und ehe ich mich versah, stieß ich gegen jemanden und fiel nach hinten auf den Boden.
Ich stöhnte vor Schmerz und Schreck kurz auf und rieb mir mein Steißbein. Als ich dann wissen wollte wer die andere Person war, blendete ich meine Schmerzen aus. Meine Blicke krochen von den Beinen bis zu dem Gesicht hinauf, bei welchem ich die Luft anhielt. Es war ausgerechnet Osaft!

Er stand noch und blickte auf mich herab.
"Maudado. Alles okey?"

"Jaja. Tschuldigung.", nuschelte ich und rappelte mich endlich vom Boden auf. Ich wollte eigentlich flüchten, jedoch hielt ich mich zurück, um so normal wie möglich zu wirken.

"Geht es dir wirklich besser? Immerhin hattest du einen Kreislaufkolaps..."
Ich fing an zu lächeln. Das war der Osaft in den ich mich verliebt hatte.

Wie konnte ich nur so dumm sein und glauben, dass ein Brief meine Gefühle verschwinden lässt?! Ich hätte am liebsten an Ort und Stelle meinen Frust raus gelassen. Gefühle waren so nervig und anstrengend...

Osaft sah mich weiter an, jedoch war mein Kopf gesenkt. Ich wollte ihm meine Unterwürfigkeit zeigen. Meine Wangen fingen an zu glühen und ungewollt presste ich meine Lippen aufeinander. Ich konnte rein gar nichts gegen dieses Verhalten unternehmen.

"Oh nein...Miss Grinsch." Osaft stieß den Atem aus. Osaft sprintete los. Ich blieb jedoch an Ort und Stelle stehen.
Plötzlich griff er nach meiner Hand und zog mich mit sich.
"Was tust du denn?! Wenn diese alte Schachtel dich sieht, kannst du mit einem Verweiß rechnen.", flüsterte Osaft in Eile.

Wir sausten also Hand in Hand durch die Schule, so leise wie Spione und flink wie Schatten. Irgendwie versetzte mir diese Flucht einen Adrenalinkick.

Vor dem Chemieraum hielten wir letzten Endes an und dort ließ Osaft auch endlich meine Hand los. Keuchend standen wir nebeneinander, mit den Armen auf den Knien abgestützt.
Mir entkam ein kleiner amüsierter Lacher, was die Aufmerksamkeit des Grünhaarigen auf mich zog.

"Was ist so lusig?"

"Eigentlich nichts. Mich amüsiert nur der Fakt, dass wir Miss Grinsch als schülerfressendes Monster sehen. Man muss sogar wirklich flüchten vor ihr!", lachte ich.

"Stimmt. Und dazu ist sie auch noch verheiratet! Ich will nicht wissen wie ihr Mann drauf ist. Die sind bestimmt das Horrorpaar schlecht hin.", meinte Osaft und schüttelte den Kopf.

In mir hatte sich ein Glücksgefühl ausgebreitet. Mich beeindruckte wie normal wir miteinander redeten...

"Oh nein. Ich höre ihre Fußstapfen!"

Wieder wurde ich gepackt, aber diesmal an der Schulter. So wurde ich ins Klassenzimmer geschupst. Sofort lagen alle verwirrten Blicke auf uns. Herr Bergmann, unser Chemielehrer (😏) machte ebenfalls keinen netten Eindruck. Wir würden wohl beide einen Eintrag für verspätetes Erscheinen im Unterricht bekommen...





"Zuerst 500 Meterlauf und dann Zirkeltraining für alle außer Maudado!"

Unser Sportlehrer pustete in seine Pfeife und sofort rannten alle um den Fußballplatz des Außenbereichs.
"Herr Professor? Es geht mir wieder gut...ich könnte bei dem Zirkeltraining mitmachen..."

"Auf keinen Fall! Sonst kann ich mir wieder etwas von deiner Tante anhören. Sie ist eine sehr direkte Person...Wie auch immer.
Du kannst stattdessen einfach die ganze Zeit um das Feld rennen, aber natürlich nicht alleine...OSAFT!!!
Pass auf den Kleinen hier auf."

Ich verdrehte sofort die Augen. Jetzt war ich wieder eine Klette für Osaft. Und nur als kleine Nebenbemerkung: Ich war ein Stückchen größer als er!
Dieser nickte einfach nur und rannte los.

Die ganze Zeit schwiegen wir uns an. Es gab einfach nichts zu sagen... Dachte ich, denn plötzlich erhob der Grünhaarige seine Stimme.
"Übrigens, wenn du glaubst, dass ich irgendjemandem von dem Unfall erzählt habe, dann irrst du dich. Keiner weiß, dass du Ohnmächtig geworden bist, außer natürlich der Lehrer, der Arzt und deine Tante..."

Diese Erklärung kam ziemlich überraschend und deswegen wusste ich nicht was ich antworten konnte.

"Ich möchte niemanden zum Opfer machen."
Mein Kopf drehte sich automatisch zu meinem Nebenmann und unsere Blicke trafen sich. Auf seinen Lippen lag ein kleines sanftes Lächeln, welches mich schneller schmelzen ließ, als Eiscreme am Strand.






Dear Unknown

Ich finds gut, dass du dich doch umentschieden hast;)

Deine Regelstellung gefällt mir! So wird mehr Spannung aufgebaut.
Also abegemacht! Nur 10 Briefe.
Wenn ich nicht herausfinde wer du bist, gebe ich auf:)

Dann habe ich hier gleich einmal meine dritte Vermutung für dich:
Du bist männlich.

Deine Antwort wird mir die Suche sehr viel leichter machen;)

-Osaft







Osaft wird mir immer sympathischer.😏

Tut mir leid falls mehrere Fehler auftauchen sollten nur, ich bin so tot-müde und habe keine Energie mehr...gute Nacht.😪

-nichtPessi

Stille Post / DadosaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt