Ironimus

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Wir hören eine dunkle Stimme aus dem Off. Sie ist ruhig, träge sowie rau. Es ist ein dunkler Ort. Säulen aus orangenfarbenem Sandstein tragen die schwere, erdrückende Decke. Nur schwache Kronleuchter erhellen den Raum. In der Mitte sieht man ein helles Licht.

Stimme: Ironimus. Das ist der Name, den mir die Menschen gaben. So heißt der Engel des Todes. Die Menschen sagen, dass der Engel des Todes die Menschen töte, dass er bestimme, wer als nächstes dran sei. Aber das Stimmt nicht. Die Menschen selbst entscheiden dies. Manche aktiv: Man nennt es Mord. Andere passiv: Ein Unfall. Zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich war nicht immer der Engel des Todes. Der Wegweiser, aber jedem ist ein Weg bestimmt. Wenn es nach den Engeln des Schicksals geht.

Die Kamera nähert sich dem schwachen Licht in der Mitte. Man erkennt die Silhouette einer Person, die an einem Schreibtisch sitzt. Man kann nicht mehr erkennen, da sie einen schwarzen Langen Kapuzenmantel trägt. Die Kapuze bedeckt seinen Kopf und lässt auch nicht viel von seinem Körper erahnen. Er scheint etwas bei Kerzenlicht zu schreiben. In der rechten Ecke sieht man etwas funkeln. Eine Sense in schwarz mit zierlicher goldener Aufschrift in einer Sprache, die wir nicht verstehen.

Ironimus: Lange bevor ich Lusia kannte, hatte ich eine eigene Geschichte. Ich weiß nicht wie ich ins Reich der Engel kam. Man sagte mir, dass ich dort geboren war er zögert aber ich weiß, dass alles gelogen ist. Denn ich kenne mich besser.

Ironimus steht auf und stellt sich in die Mitte des Raumes. Direkt unter einen Kronleuchter, sodass der Zuschauer seinen Körper sehen kann. Er hält die Sense in der Hand, aber man erkennt sein Gesicht nicht, da die Kapuze einen langen Schatten darauf wirft. Aus dem Schatten scheinen aber zwei hellblaue Augen. Er nimmt die Kapuze mit der Hand ab und offenbart dem Zuschauer sein Gesicht. Man sieht in ein junges Gesicht. Schwarze kurze Haare. Blaue Augen wie leuchtende Diamanten. Ein leichtes Lächeln auf den Lippen, dass seine strahlend weißen Zähne zeigt. Er lächelt in die Kamera, da verändert sich schlagartig seine Gestalt. Ein Skelet in einem Kapuzenmantel. Eine hässliche Fratze, die nur durch das blaue Feuer in den toten Augen-hüllen gekennzeichnet ist.

Alles wird schwarz und eine neue Szene beginnt

Man sieht ein altes Dorf. Die Häuser aus den spärlichsten Materialien mit den hässlichsten Farben ragen in die Höhe.Der Himmel aber strahlt in seinen schönsten Tönen. Alles scheint lebhaft, da jeder, der Dorfbewohner etwas zu erzählen hat. Die Kamera schwebt durch die Straßen starr hindurch und der Zuschauer sieht viele Bauern auf den Straßen in schönen Trachten gekleidet.

Frau: Ich habe gehört, dass sie die neusten Stoffe verkauft. Selbst der Adel ist verrückt nach ihre Stimme wird leiser, da die Kamera an ihr vorbeigeht.

Man hört viele undeutliche Stimmen. Die Kamera bleibt bei einem Jungen in einer Gasse stehen, da wird alles still. Er hat pechschwarze Haare. Man sieht eine beinahe zerfallene und vom Krieg geschwärzte Hauswand hinter ihm. Langsam hört man wieder die anderen Darsteller reden, doch eher rauschend und unklar. Der Junge sitzt im Dreck, den Kopf gesenkt. Viele Bauern gehen an ihm vorbei und bedecken dabei die Kamera-Sicht. Plötzlich sieht man eine ältere Hand mit Altersflecken, die einen Ring an einem Finger trägt. Ein silberner Ring mit einer unleserlichen Gravur.

Der Junge: blickt auf in die Kamera und beginnt zu sprechen. Seine Stimme klingt hell, verletzlich und teils unsicher. Manche der Wörter wirken gar genuschelt. Ich lebe schon länger so im Dreck. Die Leute gehen alle an einem vorbei. Die Augen stets geschlossen. Von allen Sinnen betäubt, dennoch sieht man es manchmal Er macht eine Pause, bevor er weiter spricht und schließt seine Augen, als würde er alles fühlen Die Schuldgefühle. Sie fragen sich, warum sie dem armen Jungen nicht helfen, oder was dieser von ihnen denkt Er öffnet die Augen wieder und blickt in die Kamera aber wenn ich ehrlich bin, dann denke ich nichts. Nicht, weil ich es nicht kann...es scheint nur noch nichts zu geben.

Es regnet. Die Kamera wechselt die Perspektive. Der Junge ist der Einzige, der ihr hinterherblickt. Alle anderen Darsteller befinden sich im Freeze. (Verharren in ihrer Position). Das Licht wird gedämmt, sodass der Fokus auf den Jungen gelenkt wird. Der Junge blickt immer noch in die Kamera. Sein Blick wirkt entschlossen, dennoch flehend und verzweifelt.

Der Junge: Nathan. Das ist der Name, den mir meine Eltern gaben.

Alles befindet sich noch im Freeze, aber ein kleines Mädchen bewegt sich aus der rechten Ecke auf ihn zu und bleibt vor ihm stehen. Ihre langen blonden Haare nehmen die Hälfte des Kamera-Bildes ein und dieses Bild verharrt für wenige Sekunden. Alle Geräusche und Bewegungen setzten sich wieder fort, aber man sieht das Gesicht des Mädchens nicht.

Ironimus - die Geschichte eines EngelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt