Das erste Shooting

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Am nächsten Tag stand unser erstes Shooting an. Doch ich hatte noch keine Ahnung, was genau wir machen mussten. Aber ich war schon ziemlich aufgeregt. Und die anderen Mädels auch. Nun saß ich zusammen mit Emilia auf meinem Bett und wir machten uns Gedanken darüber, was uns heute erwartete. Und mit Emilia hatte ich recht gehabt. Da wir ihr das Gefühl gaben, dazuzugehören, war sie nun auch ein wenig offener. Trotzdem war sie noch immer sehr schüchtern.
„Ich hab Angst, dass ich heute schon rausfliege", gestand sie kleinlaut. „Immerhin bin ich erst 16 und so talentiert bin ich nun auch nicht."
„Du schaffst das schon", entgegnete ich. Nie hätte ich gedacht, dass es jemanden gab, der noch pessimistischer war als ich. Doch so schlimm wie Emilia war noch nicht einmal ich. Allerdings gab ich mir im Moment auch große Mühe. „Du siehst super gut aus. Und ich bin mir sicher, dass ein bisschen Talent in dir steckt, sonst hättest du es ja gar nicht so weit geschafft."
Sie zuckte die Achseln. „Ein bisschen Angst habe ich trotzdem. Was wenn mir mitten im Shooting irgendwas ganz peinliches passiert?"
Ich seufzte. „Wenn ich nervös bin, versuche ich, einfach an etwas schönes zu denken. Stell dir zum Beispiel vor, dass du am Strand bist oder so."
Plötzlich klopfte es an unsere Tür und Thomas kam herein. „Mädels, es ist dann soweit. Kommt bitte mit."
Unten erwartete uns Heidi bereits. „Ich hoffe, ihr habt gut geschlafen. Seht ihr die Bikinis da drüben? Sucht euch bitte einen aus und kommt dann umgezogen wieder her."
Alle liefen schnell zu den Bikinis, um sich die schönsten auszusuchen. Doch ich folgte ihnen nur langsam. Es war viel unstressiger, einfach den zu nehmen, der übrig blieb.
Also ließ ich mir Zeit und zog mich dann in aller Ruhe um. Ich war schon wirklich gespannt, was genau wir jetzt machen mussten.
Als alle einen Bikini anhatten, begann Heidi, uns die Aufgabe zu erklären. „Ihr werdet euch da vorne zwischen die beiden Palmen stellen. Und unser Fotograf macht dann Fotos von euch. Das kennt ihr ja wahrscheinlich schon aus den anderen Staffeln. Wir beginnen mit einem Mädchen aus Team Michael. Adelina, kommst du bitte mit?"
Adelina war ein ruhiges, aber fröhliches Mädchen. Sie hatte langes blondes Haar und war sehr schlank. Sie schien echt Chancen zu haben, Germany's Next Topmodel zu werden.
„Und die Mädels aus meinem Team folgen mir bitte, damit ich ihnen die Reihenfolge sagen kann", rief Thomas und winkte uns zu sich. „Also jetzt ist zuerst Team Michael an der Reihe."
„Kann ich bitte die erste aus Team Thomas sein?", fragte Sabrina sofort. „Schließlich habe ich mit sowas schon Erfahrung im Gegensatz zu den anderen."
Thomas seufzte laut hörbar. „Sabrina, die Reihenfolge ist bereits festgelegt und daran wird sich jetzt nichts mehr ändern. Die erste ist Nicole."
Ich schnappte nach Luft. Was wenn ich aber nicht die erste sein wollte? Ich konnte das nicht! Wahrscheinlich würde ich kurz davor noch eine Panikattacke bekommen. „Vielleicht könnten ja Sabrina und ich tauschen", schlug ich vor. Sabrina einen Gefallen zu tun, war das letzte, was ich wollte, aber ich hatte einfach solche Angst davor, da als erstes raus zu müssen.
Doch Thomas schüttelte entschieden den Kopf. „Mädels, es gibt hier Regeln. Und eine ist, sich nicht über die Entscheidungen der Jury zu beschweren."
Ich nickte. Das verstand ich natürlich. Es würde vermutlich auch ein Chaos geben, wenn jeder selbst bestimmen dürfte, wann er an der Reihe war. Trotzdem wurde mir bei dem Gedanken daran, dass ich die erste war, schon etwas flau im Magen.
Doch Sabrina ließ nicht locker. „Das ist doch eine gute Idee von ihr! Es würde ja auch überhaupt keine Umstände machen."
„Das Problem, wenn ihr tauscht, ist, dass andere sich dann auch aufregen könnten", erklärte Thomas. „Und es ist nur fair, wenn ich euch alle gleich behandle."
„Okay, aber lang mach ich das nicht mehr mit", entgegnete Sabrina wütend, „das verspreche ich euch! Ich lass mir schließlich nicht sagen, was ich zu tun habe!"
„Liebe Sabrina, du kannst gerne gehen", erwiderte Thomas so freundlich wie möglich. „Aber wenn du bleibst, möchte ich, dass du dich genauso anständig aufführst wie alle anderen."
Sie wollte etwas erwidern, aber dann hielt sie doch ihre Klappe. Vermutlich hatte sie doch Schiss bekommen, dass sie hinausgeworfen werden könnte, wenn sie sich weiterhin so benahm.
„Wenn das geklärt ist, machen wir weiter", meinte Thomas. „Also die zweite ist dann Lana. Dann kommt Lina dran."
Während er die Liste vorlas, hörte ich schon gar nicht mehr richtig zu. Ich wollte nicht die erste sein. Wahrscheinlich war ich dann auch noch die erste, die rausflog. Das wäre echt wieder mal so typisch! Eigentlich hatte ich sowieso keinerlei Chancen. Und das war mir gerade stärker bewusst denn je.
„Vorletzte?", riss mich Sabrinas schrille Stimme aus den Gedanken. „Vorletzte? Ich? Das ist doch wohl nicht euer Ernst! Ich gebe mir wirklich Mühe und bin von allen hier mit Anstand die beste!"
„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du gehen kannst, wenn dir etwas nicht passt", entgegnete Thomas, „aber mehr habe ich dazu nicht zu sagen."
Da kam Heidi herein. „So, mit den Mädchen aus Team Michael sind wir jetzt durch. Dann bist du die nächste, meine liebe Nicole."
Mit zitternden Knien ging ich auf sie zu. Ich hatte solche Angst. Es war das erste Shooting. Da konnte doch keiner erwarten, dass man total entspannt war. Oder?
Da legte mir Emilia eine Hand auf die Schulter. „Viel Glück", wünschte sie mir flüsternd. „Du schaffst das."
Ich lächelte. „Danke, Emilia. Das werd ich wohl echt brauchen." Dann folgte ich Heidi nach draußen.
Zielstrebig ging ich zu den Palmen und stellte mich zwischen sie. Ich machte eine Pose und versuchte, ein sexy Gesicht aufzusetzen. Nachdem der Fotograf ein paar Mal abgedrückt hatte, änderte ich meine Pose und auch meinen Gesichtsausdruck. Zumindest versuchte ich es. Aber ich wusste nicht so recht, ob ich es wirklich hinbekam.
„So Nicole, das war's auch schon", meinte Heidi lächelnd. „Ich glaub da sind ein paar ganz gute Fotos dabei. Du kannst dann wieder zu den anderen gehen."

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