Am Boden, gleich neben Niks Füßen, lag die Barista. Die tote Barista, deren Geist mich etliche Male heim gesucht hatte. Helfen wollte sie. Natürlich. Und jetzt lag sie hier aschfahl und ohne jegliche Regung im stets geschminkten Gesicht in unserer Wohnung, keine zwanzig Meter von Kims Zuhause, dem Zuhause desjenigen, der sie ermordet hatte. Welche Ironie. Aber wie konnte sie hier so liegen, wo sie doch längst gestorben war? Konnte man überhaupt zwei Mal sterben? Und…
„Wieso kannst du sie sehen?“, rief ich Nik entgegen. Ich kniff die Augen zusammen und beobachtete jede seiner Bewegungen. Das war doch bestimmt einer seiner Tricks – wie der Vater, so der Sohn. Damit wollte er irgendetwas bezwecken. Nik runzelte die Stirn, ehe sich ein Ausdruck des Verstehens auf seinem Gesicht ausbreitete.
„Du meinst...“, stammelte er. Schnaubend verschränkte ich die Arme vor der Brust.
„Barbie ist schon mal gestorben!“, sagte ich, prüfend, ob er das schon wusste. Der Knoten in meinem Magen löste sich allmählich auf. Doch mein Herz arbeitete weiterhin wie verrückt.
„Sie…“ Er hielt inne, als er meinen Blick auffing.
„Du denkst doch nicht etwa, dass ich etwas damit zu tun habe“, empörte er sich, wieder ganz der alte. Ich dachte sehr wohl, dass er die Finger im Spiel hatte. Wer auch sonst? Ich lachte freudlos auf.
„Ach ja? Wieso denn nicht? Immerhin treffen wir uns seit drei Wochen rein zufällig jeden Tag. Und zufällig rückst du mir immer wieder auf die Pelle. Und jetzt finden wir zufällig gemeinsam die Leiche einer Seele in meiner Wohnung.“
„Ja! Wir treffen uns zufällig. Bild' dir mal nichts ein. Ich rücke dir auf die Pelle, weil du heiß bist – und weil es dich ganz offensichtlich nervt.“ Er schlug sich die Hände vors Gesicht und schüttelte gleichzeitig seinen Kopf. Dann stampfte er mit dem rechten Fuß auf den Boden. Er verfehlte den Kopf der Barista nur um Zentimeter. Weil ich heiß war? Spinnte der Typ? Er hatte eine Freundin – und ich ein gebrochenes Herz. Und das einzige, was ihn interessierte, war-
„ Zufällig erweise habe ich mit dieser Toten nichts zu tun. Wie soll ich das denn angestellt haben? Ich stand mit dir auf der Straße und jetzt hier oben.“ Keine Ahnung, wie er es geschafft hatte. Es ging nicht um die Art und Weise, sondern um den Grund.
„Warum?“, fragte ich. Er nahm die Hände von seinem Gesicht und starrte mich aus wütenden Augen an. Sie waren nicht annähernd so schön wie die goldenen Augen von Niall. Ich sah weg.
„Warum ich so unglaublich gut aussehe? Weiß ich nicht.“ Er wechselte einfach das Thema. War das zu fassen? Ich musterte die Barista, während ich ihn zurecht wies.
„Warum liegt sie hier? Warum noch mal, nachdem sie schon einmal kaltblütig ermordet wurde?“ Kaltblütig durch die Hand meines ehemals besten Freundes. Ich kam nicht umhin, ihn für diese Sache in Gedanken zu foltern. Es war nicht fair. Da starb diese Frau gleich zwei Mal und ich überlebte den Verrat meines besten Freundes und den doppelten Beinahe-Tod meines Fast-Freundes – und machte daraus nichts. Das Leben war halt unfair.
„Frag das nicht mich“, zischte Nik. Er trat einen Schritt auf die Leiche zu. Ich wich zurück. Immer noch war ich überzeugt davon, dass er irgendwas damit zu tun hatte. Wer sonst? Nik schnaubte und holte hörbar Luft. Dann spürte ich plötzlich einen starken Sog an meinen Füßen. Und auf einmal konnte ich mich nicht mehr bewegen. Derweil umrundete er die Leiche und näherte sich mir. Ich wollte nach ihm schlagen. Er konnte doch nicht einfach die Kontrolle über meinen Körper übernehmen! Welche Art Begabter tat das grundlos? Pardon, vermutlich der Großteil.
„Hör zu. Ich habe hiermit wirklich nichts am Hut.“ Seine Stimme klang weich und einschmeichelnd, falsch. Ich atmete tief durch. Seine Hände strichen über mein Schlüsselbein. Ein Schauer kroch mir über den Rücken. Leider gefiel meinem Körper seine Berührung. Oh nein. Ich wollte mich wehren. Vergeblich. Nik hätte alles mit mir tun können. Mein Körper gehörte in diesem Augenblick ihm.
„Gib mir einen guten Grund, warum ich dir glauben sollte.“ Ich spuckte ihm fast ins Gesicht. Dabei galt der Ekel mir selbst, meinem Körper. Kaum hatte ich Niall sitzen gelassen, da schmiss ich mich dem nächsten an den Hals, der auch noch vergeben war? Ich hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank. Seine Finger wanderten von meinem Schlüsselbein hinüber zu meinen Schultern, dann meinen Rücken hinab. Ich erstarrte.
„Ist das Grund genug?“ Seine Hände zeichneten Kreise auf meinem Rücken, wanderten auf und ab. Schnaubend versuchte ich abermals, mich von ihm loszumachen. Scheiße! Ich war ihm schutzlos ausgeliefert!
„Nehm deine Pfoten von mir“, presste ich hervor. Er stand nun hinter mir, beide Hände an meiner Taille. Sein Kinn lag auf meiner linken Schulter, den Mund hatte er ganz nah an mein Ohr gepresst. Sein Atem dicht an meiner Haut verursachte mir eine Gänsehaut.
„Was, wenn ich nicht will?“ Er streichelte meinen Bauch.
„Was, wenn ich deine Befehle nicht annehme?“ Der Kloß von vorhin kehrte zurück in meinen Magen. Mir wurde heiß und kalt zugleich. Ein Gefühl breitete sich in mir aus, das ich nicht zuordnen konnte. Es war wohlig warm und irgendwie...schön. Was taten wir bloß? Da lag eine Leiche neben uns und wir-
„Was, wenn es dir gefällt?“, schnurrte er. Ich schluckte. Ertappt.damn, jetzt ist die bombe geplatzt. die erste plotline des zweiten teils xxx
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In ihren Augen *Preview
ParanormalRuby hat es faustdick hinter den Ohren. Kaum hat sie Niall wider Willen den Laufpass gegeben, da findet sie sich andauernd in merwürdigen Auseinandersetzungen mit Ekelpaket Nik wieder. Und er will ihr einfach nicht von der Seite weichen. Die Ereigni...