guilty conscience

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Sie ging wieder nicht ran. Seit dem Ausrutscher vor zwei Wochen versuchte Julien Briana schon zu erreichen, doch ging die Rothaarige nicht an ihr Handy, drückte ihn weg und reagierte auch nicht auf seine Nachrichten.
Er wusste wie ihr zu Mute war, hatte er diese Situation schon einmal durchgemacht, doch jetzt war es Briana die ihren Freund betrogen hatte, mit ihm, Julien.
Er erinnerte sich noch genau wie beschämt sie war, nachdem sie sich beruhigt hatte und ihn sofort die Klamotten entgegen geschmissen hatte mit den Worten das er sofort gehen sollte, nachdem sie miteinander geschlafen hatten und trotzdem bereute er keine Sekunde.
Mittlerweile kam er nicht mal mehr auf ihre verschiedenen Social Media Accounts, sei es Facebook, wo sie ihn blockiert hatte, oder Instagram wo sie ihn nicht gestattete ihr zu folgen und ihr Profil privatisiert hatte.
Es war zum verzweifeln und er ließ sich vor seinen Freunden nichts anmerken, als er immer wieder versuchte Kontakt zu ihr aufzubauen.
Er wusste das er es irgendwann sein lassen musste, das er sie in Ruhe lassen sollte doch schien genau dass das schwerste an der ganzen Situation zu sein.
Wieder drückte sie ihn weg, wieder legte er sein Handy beiseite ehe er Annika lauschte die ihn etwas erzählte.
„...Ist bei dir alles klar Ju?" fragte sie besorgt nach, kannte sie ihren Kumpel schon etwas länger und war sich bewusst das ihn etwas bedrückte.
„Nichts, nichts, ich versuch nur Briana zu erreichen, aber sie scheint zu tun zu haben." erklärte er seiner Managerin und versuchte sich wieder mit seiner Arbeit am PC abzulenken.
„Willst du mir sagen was passiert ist? Sie lässt dich nicht umsonst so abblitzen." lächelte sie ihn tröstend an während sie sich an seine Schreibtischkante setzte und ihre Hände auf ihren Schoß platzierte.
„Ich hab mit ihr geschlafen." gestand er kleinlaut und ohne sich von dem hellen Bildschirm abzuwenden.
„Wie... warte wie war das?" fragte die Brünette nach und schien ihren Ohren nicht trauen zu können. „Du hast mich schon verstanden, Annika, ich hab es so was von verkackt. Sie redet nicht mehr mit mir, sie geht mir aus dem Weg, sie blockiert mich vollends. Ich hatte nicht mal vor gehabt mit ihr zu schlafen, die Situation war halt einfach gegeben und ich bin schuld." stöhnte er laut auf und ließ sich wieder in den Stuhl zurück sinken.
„Also soweit ich das bis jetzt mitbekommen habe gehören zum Sex immer noch zwei Personen, oder drei, oder mehr." begann sie zu erzählen und wollte mit diesem kleinen Witz die Stimmung eigentlich auflockern doch war Julien nicht danach zu mute.
„Ju du hast es nicht verkackt, sie benötigt nur Zeit. Sie war in einer Beziehung, oder ist es noch, aber wenn ich sie richtig einschätze wird sie in nächster zeit Schluss machen, nur um ein reines Gewissen zu behalten. Du musst ihr nur die Zeit geben, damit meine ich jetzt nicht nur eine Woche, sondern schon etwas länger. Ihr habt eine ziemlich verquere Vorgeschichte und ich bin mir nicht sicher ob ich das so könnte. Lasst euch einfach Zeit." tröstend legte sie ihm eine Hand auf die Schulter ehe sie sich von dem Tisch weg bewegte um sich und ihren Kumpel in der Küche einen Tee zu machen.
Auch Briana hatte sich einen Tee gemacht, jedoch hatte sie eine kleine Extrazutat hinzu gefüllt, Wodka half in solchen Momenten immer.
Ihr war mehr als nach weinen zu mute, sie hätte sich verkriechen können und noch dazu wollte sie mit keinem reden, der einzige mit dem sie reden wollte war der Mann dem sie die ganze Situation zu verdanken hatte, trotz das sie gleichzeitig sein Gesicht nicht ertragen konnte.
Wieder dachte sie an Julien, schloss die Augen während sie sich zurück lehnte, die heiße Tasse in den Händen hielt, sah sie deutlich sein Gesicht vor ihren inneren Auge. Seine Wuschelfrisur, durch die sie immer wieder gerne gefahren war, seine braunen Augen die sie immer wieder gefangen genommenen hatten, die ungerade Nase, die sein gesamtes Gesicht fast schon definierte, die schmalen Lippen die sie jedes mal immer wieder geküsst hatte und sein kleiner drei Tage Bart der nur an seinem Kinn zu finden war und ihn irgendwie Individualität gegeben hatten.
Ein leises seufzen entfuhr ihren Lippen ehe sie die warme Tasse zu ihren Mund führte und einen kleinen Schluck des Kräutertees nahm.
Wieso musste ihr Leben nur so kompliziert sein? Hätte sie nicht einfach Julien damals ignorieren können? Wieso musste sie auch den Kontakt zu Andres Freunden haben wollen.
Gelangweilt zappte sie durch die Kanäle, hin und wieder drückte sie Julien weg, der sie permanent versuchte zu erreichen und war schon drauf und dran das Handy weg zu schmeißen als es an der Tür klingelte.
Sollte sie an die Sprechanlage und riskieren das Julien dort war und sie sich somit verriet? Langsam ging sie zu ihrer Haustür, wieder vernahm sie das Sturmklingeln und legte den Kopf kurzzeitig in den Nacken ehe sie den Hörer der Sprechanlage abnahm und leise ein ja dort hinein flüsterte.
„Bri, mach auf, komm schon, ich hab Fusel dabei." hörte sie Erics Stimme und Erleichterung machte sich in ihr breit als sie den kleinen Knopf drückte der Eric rein ließ. Nur ein paar Minuten später hörte sie sein Schnaufen im Treppenhaus und ein Blondschopf trat in ihre Wohnung, bewaffnet mit einer Flasche Schnaps und schritt zügig in das Wohnzimmer, wo es nach einer Duftkerze nur so roch.
„Relaxing zen?" fragte er als er Brianas Lieblingsduft erkannte, jedoch nickte sie nur ehe sie sich wieder missmutig auf das Sofa sinken ließ, eine dünne Kuscheldecke über ihre Beine zog und sich anschließend wieder mit dem Kopf auf die Armlehne legte.
„Ist es so schlimm? Also ich muss sagen es ist gut das du dich von Ahmet getrennt hast, der Typ tut dir nicht gut." redete Eric munter drauf los, laut der Devise, machen wir den Exfreund schlecht.
„Ich hab ihn betrogen." kam es wie aus der Pistole geschossen als Eric weiter redete und ließ ihn so sofort stocken und sich zu ihr drehen.
„Du hast was?" fragte er nach, wusste er das sie wusste das er sie genau verstanden hatte.
„Mit wem?" fragte er weiter und hoffte das seine Gedanken nicht stimmten.
„Mit Ju." flüsterte sie beschämt und traute sich schon gar nicht ihren Freund anzusehen.
„Wann? Wo? Wie? Okay das wie streichen wir mal wieder aber, warum? Bri du wolltest mit ihm abschließen, mehrere male schon." stöhnte der Blonde auf und setzte sich neben sie auf das Sofa um sich dort die Geschichte an zu hören.
Eine Stunde später stand Julien nun vor dem schwarzen Tor der Rothaarigen und überlegte ob er die Klingel betätigen sollte oder nicht. Wieso hatte er es auch ausnutzen müssen, er wusste das er und sie das so nicht gewinnen konnten.
Missmutig ließ er die Hand wieder sinken, starrte nur noch kurz auf das schwarze Tor ehe er sich umdrehte und auf dem Longboard wieder verschwand, jedoch nicht direkt zu sich nach Hause sondern in sein Büro, wo wieder Annika ihn zuerst begrüßte und ihm erwartungsvoll zusah wie er sich setzte und mit einem seufzen sich in seinen Schreibtischstuhl zurück sinken ließ.
„Ich konnte nicht. Ich kann es nicht. Ich will ..." er stockte, ja was wollte er? Mit Briana zusammen sein, das war es was er wollte. Das Sandy und er sich im Sand verlaufen hatten, hatte er Briana nie erzählt, er wollte nicht das sie wieder dachte das es wegen ihr war.
„Julien, solange du dir nicht sicher bist, solange du nicht den Arsch in der Hose hast um zu ihr zu gehen, ihr zu sagen das du sie liebst und Herrgott noch eins mit ihr wieder zusammen sein willst... Tja dann kann dir keiner helfen." wieder legte sie kurz eine Hand auf seine Schulter ehe sie sich wieder an ihren Schreibtisch setzte und ihrer Arbeit nach ging.

Wer Geduld hat, der findet die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt