Tyler, Charlotte

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Tyler
Irgendwo im Wald,
12:20 Uhr

,,Charlotte? Charlotte!" Wenn das so weiter geht, bin ich bald heiser.
Sie kann doch eigentlich gar nicht so weit weg sein...
Ich latsche jetzt fast schon seit 10 Minuten durch den Schnee, meine Sneakers sind total durchweicht und meine Jeans bis zu den Knien total durchnässt.
Aber keine Spur von Charlotte, als hätte das Weiß sie verschluckt.
,,Charlotte!", brülle ich nochmal, aber es kommt wieder keine Antwort.
Sorge schnürt mir die Luft ab und plötzlich fällt es mir unheimlich schwer weiterzugehen, aus Angst, was ich finden könnte...
Als ich trotzdem den nächsten Schritt tiefer in den Wald hinein tun will, bleibt mein rechter Fuß an einer Wurzel hängen und ich falle vornüber in den Schnee.
Die beißende Kälte berührt meine Wange und als ich fluche und mich wieder aufrichten will, bricht der Boden unter meinen Füßen weg.
Ich habe keine Chance, zu schreien, es geht alles zu schnell.
Ich nehme nur Gestein wahr, viel Gestein, und ein dumpfes Grollen, als ich zusammen mit Schnee und Felsen in die Tiefe stürze.





Guten Tag, kleine Zwischenmeldung :) P. hier ^^ Wollte nur sagen, dass das hier (zwei POVs in einem Kapitel) vermutlich nicht mehr vorkommen wird nach diesem hier, aber der Schnitt mit den POVs passt hier zu gut :') Ich möchte diese Gelegenheit außerdem nutzen, mich (ebenfalls im Namen von L.) für die ganzen Reads, Votes und Kommentare zu bedanken. Natürlich gibt es Leute, die davon sooo viel mehr haben, aber es freut uns beide sehr, dass es euch gefällt und wir sind happy über alle Arten von Unterstützung ^0^ Fettes Danke, Leute, ihr seid klasse **wirft Konfetti**
Das wars dann auch von mir schon, Story geht jetzt weiter :D






Charlotte,
Östliche Mine,
12:23 Uhr

Ist es noch hier?
Vorsichtig drehe ich meinen Kopf, aber ich kann in der Dunkelheit fast nichts erkennen.
Es ist kalt hier, noch kälter als es irgendwo da oben im Wald ist, und kleine Steinchen bohren sich in meine Wange.
Mein Kopf schmerzt wie Hölle und als ich versuche, mich aufzurichten, kann ich einen gequälten Laut nicht unterdrücken.
Es kann dich hören...
Mein Herz klopft so stark, dass das Blut in meinen Ohren rauschen hören kann.
Es ist bald wieder zurück...
Ich darf nicht liegen bleiben.
Ich bin leichte Beute für ihn, er ist so...schnell...
Erneut versuche ich, mich aufzurichten. Stemme mich mit all meiner Kraft gegen die Erdanziehungskraft.
Ich schaffe es, aufzustehen und muss prompt ein schmerzerfülltes Keuchen unterdrücken.
Mein Bein...
Als ich mich nach vorne beuge und es vorsichtig mit meinen Fingerzpitzen befühle, zucke ich zusammen.
Die Haut an meinem Schienbein ist offen. Aufgerissen und es blutet.
Meine Jeans hat sich dank des Blutes an der Wunde angesetzt und ich hätte beinahe vor Schmerzen geschriehen, als ich wackelig einen Schritt tue.
Okay. Okay okay, das geht. Du findest die anderen, erzählst ihnen, was du gesehen hast und dann haut ihr alle ab. Komm schon, Charlotte!
Mit zusammengebissenen Zähnen humple ich langsam und mit weit aufgerissenen Augen, um ihn der Dunkelheit wenistens etwas zu erkennen, Richtung Wand der Höhle oder was auch immer das hier ist.
Als ich sie erreicht habe, entlaste ich mit einem leisen erleichterten Seufzer mein schmerzendes Bein und versuche, meine Umgebung zu erkennen - erfolglos.
Mein Körper sträubt sich dagegen, wieder von der Wand wegzugehen, aber die Panik gibt mir Kraft.
Ich darf nicht stehenbleiben, es kommt...
Krampfhaft unterdrücke ich alle lauten schmerzvollen Geräusche, die meinem Mund entkommen wollen, als ich weiterhumpele.
Kann es mein Atmen hören? Spürt es meinen Puls? Riecht es mein Blut?
Mein Herz klopft so kräftig, dass ich den Eindruck habe, es müsse mir jede Sekunde aus der Brust springen.
Vor Angespanntheit wage ich es kaum zu atmen und als ich den 10. wackeligen Schritt mache, durchfährt ein Grollen plötzlich die Dunkelheit. Der Boden unter mir bebt und als irgendwo knapp hinter mir irgendwelche großen Brocken hinunterstürzen, begreife ich, dass die Höhle einstürzt.
Der Schock, der durch meinen Körper fährt, ist genug, um nach vorne zu springen, weg von der Gefahr und mich einstweilen selbst in Sicherheit zu bringen, aber ich weiß, dass es nicht genug sein wird.
Das war's, Charlotte. Und du hast die letzten nutzlosen Minuten deines Lebens daran verschwendet, dich mit der lila Christbaumkugel zu streiten...
Innerlich nehme ich mir vor, mich bei Kyla zu entschuldigen, falls ich jemals lebend hier rauskommen sollte, während ich mich auf dem Boden zusammenrolle und mit den Armen meinen Kopf schütze.
Und dann fange ich an zu beten.
Ich, die höchstens an Wunder glaubt, wenn mein iPhone auf den Boden fällt und das Display nicht zerspringt...Ja, ich bete.
Ich bete und flehe und hoffe mit aller Inbrunst, dass mich kein Steinbrocken trifft und dass dieses...Dieses Ding nicht wiederkommt, bis das Grollen und Beben der Umgebung langsam nachlässt und dann-
,,AAAAAAAAAH-URGH"
Etwas Großes fällt zu Boden, etwas Nicht-steiniges. Es landet direkt neben mir und plötzlich liegt es dicht an mich gepresst da. Es ist ein Mensch und er atmet, er ist warm und dann, als ich denke, dass er bewusstlos ist, richtet er sich plötzlich keuchend und hustend auf.
,,Heilige Scheiße!", flucht die Person und ich war wahrscheinlich noch nie in meinem Leben so erleichtert, diese Stimme zu hören.
,,Tyler?!" Meine Stimme ist nicht mehr als ein hysterisches Schluchzen und plötzlich liege ich da, auf diesem dreckigen Boden in der Dunkelheit und klammere mich an ihm fest, heulend und absolut fertig, was vermutlich der ungloreichste Moment meines Lebens ist.
Aber ausnahmsweise ist es mir komplett egal.
,,Charlotte!", ruft er und bringt mich irgendwie dazu, seinen Knöchel loszulassen. Sanfter, als ich es ertrage und fürsorglicher, als ich es verdiene, kniet er sich neben mich und tastet in der Dunkelheit, obwohl er unmöglich irgendetwas sehen kann, mein Gesicht ab. ,,Ist alles in Ordnung mit dir? Oh mein Gott, ich hab mir dermaßen Sorgen gemacht!"
,,Mir geht's gut", krächze ich heraus, ,,Mein Bein ist nur...Irgendwie hab ich mir das aufgeschlagen."
,,Kannst du laufen?"
,,Ja...Wir müssen hier weg."
Mit seiner Hilfe schaffe ich es, aufzustehen und während wir gemeinsam langsam in Richtung des schwachen Lichtes laufen, von dem ich hoffe, dass es der Ausgang ist, breitet sich langsam etwas in mir aus, was man wohl ein schlechtes Gewissen nennt.
Ausgerechnet jetzt, wo es mir doch schon beschissen genug geht!
,,Du, Tyler...", setze ich an. ,,Es tut mir echt leid, wie ich drauf war. Ich war so ne Bitch zu dir und den anderen und dann bin ich wegen meinem blöden Sturkopf hier gelandet und jetzt bist du auch noch hier und da ist dieses...dieses DING und..."
Mein verzweifelter Redeschwall, der zusammen mit Tränen aus mir herausbricht, schockiert mich selbst.
Tyler aber offensichtlich noch mehr, denn er bleibt stehen und gibt mir einen Kuss auf die Wange.
Dann sagt er leise im Weitergehen: ,,Schon okay. Wenn ich nicht gewusst hätte, wie du manchmal sein kannst, wären wir nie und nimmer nächste Woche schon 4 Monate zusammen."
Er plaudert weiter, erzählt Geschichten, während wir uns zum Ausgang vorarbeiten und die Angst ist fürs erste unterdrückt, auch wenn ein kleiner Teil meines Gehirns mir immer noch zuflüstert:
Wiege dich nicht in Sicherheit...Es wartet auf dich. Es beobachtet dich. Und du wirst es hier im Dunkeln nicht einmal kommen sehen...

Written by: P.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 18, 2019 ⏰

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