Sie erreichten das Lager bei Sonnenhoch, während die meisten Krieger bereits von ihren Morgenpatrouillen und die Schüler von ihrem Training zurückgekehrt waren, um eine wohlverdiente Pause einzulegen. Geschäftiges Treiben herrschte unter der Alten Platane, und Staubpfote entdeckte die Pelze ihrer Geschwister im Schatten ihrer knorrigen Äste. Sie warf einen fragenden Blick zu Tropfenschweif, der sie mit einem Nicken entschuldigte. Der Kater schien ebenfalls nach einer bestimmten Gruppe von Katzen Ausschau gehalten zu haben, denn noch ehe sich Staubpfote von ihm abwenden konnte, spazierte er bereits zielstrebig in Richtung der Zweiten Anführerin, umgeben von älteren Kriegern, die Staubpfote nicht all zu gut kannte.
Beinahe ganauso eifrig trabte sie zum Frischbeutehaufen. Das Schwimmen machte sie immer besonders hungrig, fand sie, und der Umweg über den Übergang war tatsächlich nervtötend umständlich. Sie wählte einen Finken und gesellte sich zu ihren Wurfgefährten, die sie - wie sie feststellte - äußert seltsam und schließlich milde enttäuscht anstarrten.
"Was ist denn los?", fragte Staubpfote irritiert, als sie den Vogel abgelegt hatte. "Hallo, Staubpfote!", zwitscherte Flammenpfote ohne sämtliche Spuren schlechter Laune, "Es ist alles in Ordnung, ich hatte nur gehofft, dass endlich jemand- Oh, jetzt! Schaut hin!" Ihre Schwester hatte die Angewohnheit, sich selbst - und anderen - ins Wort zu fallen, wenn die Begeisterung mit ihr durchging. In einer perfekt synchronisierten Bewegung wandten die vier Schüler ihre Köpfe zum Frischbeutehaufen, wo eine kleine, pechschwarze Kriegerin gerade ein Eichhörnchen und tatsächlich eine junge Maus aufhob.
"Sieht so aus, als ginge dein erster Fang an Nachtjunges", neckte Rotpfote, der längst das Ziel der Kätzin als das Sandbett vor der Kinderstube identifiziert hatte. Leichtfüßig trabte Gewitternacht mit der Beute auf den Eingang des Baus zu, wo sie sogleich von einer nahezu identischen Kätzin begrüßt wurde. Flammenpfote stöhnte gequält und rollte dramatisch mit den Augen. "Was für eine Verschwendung, er wird die Hälfte übrig lassen!" Die Geschwister kicherten.
Staubpfote setzte sich und rollte den Vogel vor ihren Pfoten auf den Rücken, um an das weiche Bauchfleisch zu kommen. Sie stockte. "Warte - das heißt, du hast heute schon etwas gefangen!", stellte sie fest und blickte ungläubig in die vor Stolz funkelnden Augen ihrer Schwester. "Jap!", bestätigte diese strahlend und plusterte ihr rotes Brustfell auf. "Und mein Mentor war total beeindruckt! Er hat gesagt, dass ich richtig viel Glück gehabt haben muss!" Staubpfote schmunzelte angesichts der Tatsache, dass Flammenpfote "Glück haben" als eine beeindruckende Fähigkeit zu betrachten schien. "Glückwunsch", miaute sie ehrlich, auch wenn der Erfolg ihrer Schwester ein schweres Gefühl in ihrem Magen weckte. Staubpfote war bis jetzt nicht einmal in Sprungdistanz ihrer Beute gekommen während den wenigen Versuchen, die ihr gegeben worden waren.
"Glück allein reicht aber nicht, um ein guter Krieger zu werden!", warf Rotpfote ein, der offenbar einen ähnlichen Gedankengang wie Staubpfote gehabt hatte, seinen Wetteifer im Gegensatz zu ihr jedoch weniger zu verbergen wusste. "Wart's nur ab, morgen fange ich noch viel mehr!", versprach Flammenpfote mit einer Überzeugung, von der Staubpfote nur träumen konnte. "Und außerdem-", die rote Schülerin verengte spielerisch die Augen, "Bist du doch nur neidisch. Erzähl Staubpfote mal, wie lange du schon wieder hier bist!" Sie konnte sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen.
Rotpfote geriet in Verlegenheit, sehr zur Unterhaltung seiner Geschwister. Staubpfote kaute interessiert auf ihrer Beute, die Ohren gespitzt - fast vergaß sie ihren eigenen Unmut. "Ich- äh-", begann der rotbraune Kater zu stammeln, "Ich war heute auf einer echten Grenzpatroille, nicht nur einem Territoriumsrundgang!", erklärte er schließlich, doch Staubpfote erkannte sofort, dass dies die Stimme war, die ihr Bruder nutzte, wann immer er etwas peinliches umschreiben wollte. "...Und weiter?", drängte sie ihn neugierig. Ihre Schwester kicherte erneut. "Äh-" "Zuerst hat er Kupferkralle angebettelt, mitkommen zu dürfen, aber dann musste ihn Matschfuß früher zurück hierher bringen, weil er nicht mit den Anderen mithalten konnte!", platzte Flammenpfote heraus. Rotpfote zog bescheiden den Kopf ein.
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Warrior Cats - Die Rückkehr
FanfictionStaubpfote, frisch zur Schülerin ernannt, ist bereit und eifrig, sich neben ihren drei Geschwistern als würdige Kriegerin zu beweisen. Als eine feindselige Streunergruppe sich im Territorium ihres Clans niederlässt und die junge Schülerin daraufhin...