Warrior Cats - Die Rückkehr

Kapitel 4

"Kupferkralle, geh mit Eulenpfote und Käferpfote schon mal vor. Ich möchte ein paar Worte mit meiner Schülerin wechseln."

Die Zweite Anführerin nickte knapp, dann machte sie sich mit den beiden anderen auf den Weg. Eulenpfote warf Staubpfote einen bemitleidenden Blick zu, bevor sie sich an Käferpfotes Seite gesellte, um diese beim Gehen zu stützen.

Staubpfote kauerte beschämt am Boden und sah zu ihrem Mentor auf. Trotz der angespannten Lage konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht interpretieren. Eine unangenehme Stille lag in der Luft, bis Kupferkralle und die Schülerinnen außer Hörweite waren.

Tropfenschweif atmete tief ein, bevor er den Mund öffnete.

"Du weißt, was ich dir gleich sagen werde?"

Sein Tonfall war ernst, aber ruhig. Staubpfote nickte, konnte ihm aber nicht in die Augen sehen. Einige Herzschläge vergingen, bevor es ihr einleuchtete, dass der Krieger eine Antwort erwartete. 

"Ich hätte Käferpfote nicht herkommen lassen sollen", gab sie schließlich zu und zupfte unbewusst mit den Krallen an einem widerspenstigen Grasbüschel.

Jetzt nickte Tropfenschweif langsam und fuhr fort. "Richtig. Du bist eine der wenigen Katzen im Clan, die von der Gefahr wussten, und trotzdem hast du sie nicht aufgehalten. Warum?"

Staubpfote wäre es lieber gewesen, ihr Mentor würde aufgebracht mit ihr schimpfen. So könnte sie wenigstens stumm dasitzen, die Augen zukneifen und die verdiente Strafe über sich ergehen lassen, doch Tropfenschweif beherrschte eine Art der Tadel, die weitaus tiefer schnitt als alle wütenden Worte, die sich eine Katze einfallen lassen konnte. Dennoch spürte die Schülerin einen Funken Ärger in ihrer Brust.

"Ich habe versucht, sie zu warnen, aber sie dachte nur, ich hätte Angst vorm Schwimmen!", entgegnete sie. Tropfenschweifs Augen weiteten sich.

"Hast du ihr nicht gesagt, dass in der Gegend Streuner lauern könnten?", wollte er wissen.

"Nein! Du wolltest, dass ich es niemandem erzähle!"

"SternenClan hilf mir, das hab ich tatsächlich-", zischte er zu sich selbst, dann schüttelte er seine Gedanken wieder ab. Er seufzte.

"Hör zu, Staubpfote", begann er eindringlich, "Gehorsam ist ein wichtiger Teil des Kriegerdaseins, und ich schätze, dass du meine Anweisungen befolgst."

Staubpfote wusste, dass ein Haken folgen würde.

"Aber Regeln existieren aus einem bestimmten Grund, und manchmal entstehen neue Umstände, die dir einen Grund geben, Regeln zu brechen. Verstehst du, was ich meine?"

Staubpfote senkte den Kopf. Sie war sich nicht sicher, ob sie verstand. Der Satz war ein maulvoll.

"Lass uns gehen", miaute Tropfenschweif und setzte sich in Bewegung. Staubpfote folgte ihm, langsam legte sich ihre Aufregung.

"Und ich hätte mit ihr rüberschwimmen sollen", sagte sie schließlich. Sie wollte zuerst nicht zugeben, wie lange sie Käferpfote sich selbst überlassen hatte, doch jetzt zwangen die Schuldgefühle das Geständnis aus ihr heraus. Tropfenschweif musterte sie nachdenklich. 

"Ich denke, es war richtig von dir, zurückzubleiben", erwiederte er. "Die Streunerin hätte euch beide fertig gemacht, und offensichtlich war sie nicht allein."

"Dann hätte ich Käferpfote einfach im Stich lassen sollen?", rief sie empört.

"Nein", korriegierte Tropfenschweif sie schroff, "Du hättest sie auf andere Weisen retten sollen!"

Staubpfote blickte ihn fragend an und er seufzte erneut, als er erkannte, dass sie nicht verstand.

"Du hättest ihr helfen können, indem du sie davon abhälst, hinüber zu schwimmen, oder indem du einen Krieger mitnimmst, oder  durch eine Lüge, dass es dir plötzlich ganz schlecht ginge und sie dich unbedingt zurück zum Lager bringen muss, oder durch weiß-der-SternenClan-was noch. Worauf ich hinaus will:" - er legte eine Pause zum atmen ein, oder vielleicht, um den folgenden Satz besser einsickern zu lassen - "Dass du am Kampf nicht teilgenommen hast, erspart uns eine weitere Verletzte. Lerne aus deinen eigentlichen Fehlern."