Staubpfote zögerte. Obwohl sie ursprünglich unbedingt dabei sein wollte, wenn ihre Clangefährten das Gebiet absuchen würden, erschien ihr der Gedanke, dies zu zweit in Begleitung einer Heilerschülerin zu tun, als nicht sonderlich klug. Für einen Moment überlegte sie, was Käferpfote überhaupt vorhatte, falls sie "nein" sagen würde. Vielleicht wäre dies eine akzeptable Lüge, um die Kätzin von ihrem Plan abzubringen, ohne ein Wort über die Eindringlinge zu verlieren.
Käferpfote hatte allerdings offenbar bemerkt, dass die jüngere Schülerin mit ihrer Unsicherheit kämpfte, und noch bevor diese etwas entgegnen konnte, fuhr sie fort: "Wenn du dich noch nicht sicher genug fühlst, ist das gar kein Problem. Dann schwimme ich allein rüber, pflücke die Kräuter und bring sie wieder hierher. Hauptsache, wir können sie zu zweit zum Lager tragen."
Ihre grünen Augen blinzelten Staubpfote fragend an. Staubpfote fühlte sich einen Herzschlag lang seltsam verbunden zu Käferpfote. Sie hatte nicht gewusst, dass es noch andere Schüler gab, die Schwimmen gelernt hatten und nahm sich vor, ihre restlichen Baugefährten am Abend zu fragen. Dann kehrten ihre Gedanken zum Wesentlichen zurück.
"Käferpfote", begann sie vorsichtig, "ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist." Jetzt hatte sie immerhin die volle Aufmerksamkeit der roten Kätzin, die sie nun verwirrt - und besorgt - musterte.
"Wieso?", fragte diese ehrlich und legte den Kopf schief.
Staubpfote fluchte in ihren Gedanken. Jetzt käme sie nicht ohne eine sinnige Erklärung davon. "Ich meine... allein da rüber gehen", erläuterte sie. Beide Katzen warfen einen Blick ans andere Ufer. Staubpfote suchte angestrengt nach etwas Verdächtigem zwischen den Sträuchern in der Ferne, wärend Käferpfotes Augen auf der grünen Kräuterwiese nahe dem Flussbett ruhten. Als Staubpfote einen weiteren Atemzug holte, roch sie es erneut. Hoffnungsvoll wandte sie sich wieder ihrer Begleitung zu. Sicherlich konnte sie die Duftnote auch erkennen?
Käferpfotes ernste Miene war von kurzer Dauer. "Ach, du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen", zwitscherte sie auf ihre übliche, gut gelaunte Art, "ich bin diese Strecke schon tausend Mal geschwommen, mit und ohne Kräuter im Maul. Warte du einfach kurz hier." Mit diesen Worte wandte sich die rote Kätzin um und sprang ins Wasser. Staubpfote zuckte zusammen und blinzelte die Spritzer aus ihren Augen. Wiederstand war zwecklos. Käferpfotes gut ausgebildete Heilernase war zu sehr auf den süßlichen Duft der Bachminze trainiert.
Die Heilerschülerin war in der Tat eine geschickte Schwimmerin - längst hatte sie die halbe Flussbreite zurückgelegt, als Staubpfotes Nackenfell sich zu sträuben begann. Zunächst war sie sich nicht sicher, ob die reine Aufregung einer imaginären Gefahr genügte, um eine derartige Reaktion auszulösen, doch dann hörte sie es. Das leiseste Rascheln von Blättern und Geäst auf der anderen Seite des Flusses, gerade laut genug um im sanften Strom des Wassers nicht unterzugehen. Staubpfotes Augen huschten hektisch von Busch zu Busch. War dort drüben doch etwas?
Käferpfote erreichte das Ufer und schüttelte die Nässe aus ihrem Pelz.
Angestrengt lauschte Staubpfote auf weitere Zeichen. Vor Anspannung hatte sie die Krallen ausgefahren, und ihr Schwanz schlug nervös hin und her. Es wurde wieder merkwürdig still, beinahe zu idyllisch. Hatte sie sich das Geräusch nur eigebildet? Vielleicht war es nur ein landender Vogel oder ein Ast, der zufällig vom Baum gebrochen war.
Käferpfote kauerte, um die Stängel der Pflanze so nah wie möglich bei der Wurzel abzubeißen.
Dann sah sie es.
"Käferpfote! Vorsicht!"
Ihr Warnruf erklang keinen Herzschlag zu früh. Der Ast der Ulme, die Käferpfote Schatten bot, hebte sich raschelnd, als eine kräftige, dunkelbraune Katzengestalt von ihm heruntersprang. Staubpfote musste mit Entsetzen beobachten, wie deren ausgefahrene Vorderkrallen auf die Heilerschülerin zielten. Käferpfote hob gerade rechtzeitig den Kopf und ließ die Bachminze aus ihrem Maul fallen. Knapp gelang es ihr, eine Schwanzlänge nach hinten auszuweichen. Der Angriff war präzise gewesen, die braune Kätzin landete auf genau der Stelle, an der die Schülerin eben noch Kräuter gepflückt hatte.
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Warrior Cats - Die Rückkehr
FanfictionStaubpfote, frisch zur Schülerin ernannt, ist bereit und eifrig, sich neben ihren drei Geschwistern als würdige Kriegerin zu beweisen. Als eine feindselige Streunergruppe sich im Territorium ihres Clans niederlässt und die junge Schülerin daraufhin...