Blind vor Tränen läuft Cecile in den Wald, ihre Beine tragen sie schneller als üblich über den Pfad, den sie mittlerweile so gut kennt. Ihre Hände sind über ihrem Herz platziert, als könnte sie den Schmerz dadurch lindern. Durch zahlreiche Schluchzer ähnelt ihre Atmung der Hyperventilation und sie weiß, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde.
„Harry, ich brauche dich", schreit sie wahllos in das Meer der Bäume, in der Hoffnung, dass er sie hören würde. Vor einer Weggabelung, weit genug von dem Waldrand entfernt, bricht das Mädchen schließlich zusammen, ihre Beine geben ohne Vorwarnung unter ihrem Gewicht nach. Nur noch verschwommen erkennt sie die rosa Schleife um den Stamm vor ihr gewickelt.
„Ich brauche dich jetzt", flüstert Cecile kraftlos, bevor sie ihr Gesicht in den Händen vergräbt und bitterlich weint. Ihr ganzer Körper zittert bereits vor der kalten Luft um sie, die die Anfänge des Frühlings mit sich bringen.
Bis das Mädchen schließlich eine Berührung auf ihrem Rücken spürt. Langsam dreht sie sich sitzend um, sofort tritt der Mann mit dem ausgestreckten Stock in der Hand in ihre tränenerfüllte Sicht. Sein Gesichtsausdruck verändert sich von einer verwirrten Miene zu purer Besorgnis. Augenbrauen ziehen sich zusammen und er nähert sich ihr einen Schritt, geht vor ihr auf die Knie und fragt: „Was ist passiert, Kleines?"
„Er hat mich verlassen", antwortet Cecile, ihre Worte sind geprägt von dem durch das Weinen aufgetretenen Schluckauf. Sie wischt sich über die Wangen, um die Tränen von ihrer Haut zu entfernen. Anschließend zieht sie die Knie an ihren Oberkörper und fügt bitter lachend hinzu: „Nachdem er mir gesagt hat, dass ich für ihn die Einzige bin. Stellt sich heraus, dass doch Tory die Richtige ist."
Nun lässt sich auch Harry nieder, den Stock platziert er auf dem Gras rechts neben sich. Er presst für einige Sekunden die Lippen aufeinander, bevor er spricht: „Ich weiß, dass dich das wahrscheinlich nicht aufheitern wird – bei mir hat es auch nie funktioniert -, aber er war nicht gut genug für dich. Du verdienst etwas besseres."
„Das hilft mir wirklich nicht", kichert das Mädchen leise und schüttelt den Kopf. Aus Gewohnheit beginnt sie, einzelne Grashalme um sich herum aus der Erde zu reißen und murmelt nebenbei: „Bis vor wenigen Stunden dachte ich ja, dass wir die Besten für einander wären. Aber scheinbar bin ich zu langweilig oder zu hässlich."
Augenblicklich kommt Wut in Harry auf und er formt die Hände zu Fäusten, schlägt mit diesen einmal auf den Boden. Durch die plötzliche Bewegung sieht Cecile erschrocken auf, woraufhin er beginnt, sich in Rage zu reden: „Wage es ja nie wieder, so schlecht über dich zu denken, Kleines. Du bist ein wunderbarer Mensch, besser als jede einzelne Person, die mir in meiner Zeit auf dieser Welt begegnet ist. Du hast ein großes Herz mit beinahe unendlich viel Platz für Dinge, die dich interessieren. Du bist offen für Neues, weshalb du auch hier bei mir sitzt und mich nicht ausgelacht hast, als ich dir gesagt habe, dass ich tot bin. Deine Seele ist so rein, dass sie selbst gegen Zayn antreten und gewinnen konnte. Lass deine Fröhlichkeit nicht verschwinden, nur, weil Idioten dich nicht wertschätzen können."
Perplex starrt das Mädchen ihr Gegenüber an, dessen Wangen sich knallrot färben, als er peinlich berührt hinzufügt: „Außerdem bist du wunderschön."
„Du findest mich hübsch?", fragt Cecile verwirrt und neigt den Kopf nach links zur Seite. Hierauf räuspert Harry sich lediglich und sieht beschämt zu Boden, fährt sich mehrmals durch die Haare. Kaum merklich nickt er.
„Natürlich. Wer würde das nicht finden?"
„Ich. Meine Wangen sind zu voll, meine Augen und Haare haben keine besondere Farbe, meine Augenbrauen sind zu buschig und meine Lippen sehen aus, als hätte ein Doktor bei der Schönheitsoperation zu viel Botox gespritzt. Außerdem ist mein Gesicht zu rund und meine Hüften sind zu breit", listet das Mädchen nach und nach auf, während sie mit den Fingern die in ihren Augen bestehenden Mängel mitzählt.
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Touch / h.s
Fanfiction"I want to touch." Als eine Berührung alles war, was Cecile und Harry begehrten. -- Cover by ravingstyles_